Rente erst mit 70

Lebensarbeitszeit | Die Rente mit 67 reicht der EU noch nicht. Sie will, dass Arbeitnehmer bis 70 arbeiten. Das klappt aber nur, wenn sich Handwerker ein Leben lang weiterbilden.

2040 werden 100 Erwerbstätigen fast doppelt so viele Senioren wie heute gegenüberstehen. - © handwerk magazin

Rente erst mit 70

Die Rente mit 67 wird kommen. Die EU-Kommission schlägt sogar vor, das Renteneintrittsalter langfristig auf 70 Jahre anzuheben. Aber nicht jeder Handwerker wird bis 67 arbeiten können. Betriebe kämen deshalb nicht umhin, sich „um eine Sicherung der Erwerbsfähigkeit ihrer älteren Belegschaft zu kümmern“, sagt Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes (ZDB).

Forschungsinstitute, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürworten den Vorschlag der EU. Die Menschen werden älter, aber immer weniger junge kommen nach. Um die Rente noch finanzieren zu können, hat die Regierung bereits reagiert. Ab 2012 steigt das Rentenzugangsalter mit jedem Jahr. Damit treten Arbeitnehmer 2029 regulär mit 67 Jahren in den Ruhestand. Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) und ZDBbefürworten die Rentenanhebung auf 67, vor allem wegen des drohenden Fachkräftemangels.

Am Bau ist oft mit 60 Schluss

Die Realität ist aber in manchen Branchen weit weg von 67. Laut Statistischem Bundesamt gehenetwa fast die Hälfte der Arbeiter im Hoch- und Tiefbau krankheitsbedingt frühzeitig – etwa mit 60 – in den Ruhestand. NachAngaben des ZDB beziehen etwa ein Drittel der gewerblichen Arbeitnehmer des Baugewerbes eine Rente wegen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit. Im Gegensatz dazu können im Baugewerbe etwa 27 Prozent der Stellen aktuell nicht mit Fachkräften besetzt werden. Um in der Praxis etwas zu ändern, brauche es zuerst einen Kulturwandel, so ZDH-Präsident Otto Kentzler. „Es muss wieder selbstverständlicher werden, dass die Menschen tatsächlich bis zur gesetzlichen Altersgrenze arbeiten.“ Es sei deshalb vor allem die Weiterbildung wichtig, damit ältere Fachkräfte und deren Know-how im Handwerk länger im Betrieb gehalten werden können, sagt Kentzler.

Ältere Handwerker könnten sich beispielsweise als Ausbilder oder in der Baustellenüberwachung spezialisieren, um länger im Beruf bleiben zu können. Aber auch eine völlige berufliche Neuorientierung in der Mitte des Erwerbslebens muss laut dem ZDH selbstverständlicher werden – bei Arbeitnehmern wie bei Arbeitgebern.

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