Private Krankenversicherung: Beiträge steigen

Um die Beitragsbelastung im Alter, vor allem für Rentner, zu reduzieren, diskutieren die Privaten Krankenversicherer (PKV) derzeit über eine generelle Beitragserhöhung für alle rund neun Millionen vollversicherten Kunden.

Kalkulation
Privat Versicherte müssen 2014 mit höheren Beiträgen rechnen. - © gunnar3000 (Fotolia)

Um die Beitragsbelastung zu reduzieren, diskutieren die Privaten Krankenversicherer (PKV) derzeit über eine generelle Beitragserhöhung für alle rund neun Millionen vollversicherten Kunden. „Damit könnten wir unseren Versicherten künftig die Garantie geben, dass sie im Alter nicht mehr bezahlen müssen, als Neukunden“, erläuterte Hans Olav Herøy, Mitglied des Vorstandes der HUK-Coburg Krankenversicherung.

Der Beitrag für Ältere wäre dann an das Neugeschäft gekoppelt. Wer sich beispielsweise mit 30 Jahre privat versichert, könne dann sicher sein, dass sein Beitrag nie den Neubeitrag eines heute 30-Jährigen übersteigen würde. „Solche Tarife wären ein großer Vorteil für die Verbraucher, denn die Versicherer versuchen aus Wettbewerbsgründen ihre Preise für Neukunden immer möglichst gering zu halten“, erläuterte Herøy.

Beiträge können um vier Prozent steigen

Für die neue Beitragsstabilitätsgarantie benötigte die Branche nach einer Berechnung der HUK-Coburg von jedem Kunden rund vier Prozent mehr Prämie. Hinzu kommen natürlich individuelle Beitragsanpassungen der einzelnen Unternehmen. In diesem Jahr waren diese Anpassungen nach einer Untersuchung der Ratingagentur Morgen & Morgen sehr moderat. „Für die knapp 500 von uns untersuchten Vollversicherungstarife lag die Beitragserhöhung im Durchschnitt bei 0,1 Prozent“, stellt der Marktbeobachter fest. Bei sieben Prozent der Tarife wurden die Beiträge um rund 4,8 Prozent erhöht und bei fünf Prozent der Tarife sogar um rund 4,9 Prozent gesenkt.

Garantietarife sind freiwillig

Modelle für Tarife mit höherer Beitragsstabilität für Senioren und Rentner wurde bereits in zwei Arbeitsgruppen der PKV-Versicherer erarbeitet und sollen nun allen 42 Privaten Krankenversicherern vorgestellt werden. Die höhere Sicherheit im Alter soll bei den neuen Tarifen in das derzeitig übliche System der Beitragsanpassung einfließen. Für die Kunden, die in die neuen Tarife einsteigen, wird im Alter eine noch höhere Reserve aufgebaut.

Die Privaten Krankenversicherer können selbst entscheiden, ob sie einen Tarif mit „Neubeitragsgarantie“ einführen. Möglich ist auch, das neue Kalkulationssystem in die Tarife einfließen zu lassen, den Kunden aber nicht zu garantieren, dass ihr Beitrag im Alter auf dem gleichem Niveau des Neugeschäfts liegt. „Wir würden auf jeden Fall Garantietarife einführen“, sagt Herøy. Für die Kunden wäre der Einstieg in besondere Garantietarife freiwillig. Sie müssten abwägen, ob ihnen mehr Beitragssicherheit im Alter eine höhere Prämie von rund vier Prozent wert ist.

Tarifwechsel genau prüfen

Viele PKV-Unternehmen locken Kunden zudem damit, dass es jetzt keine Magertarife mehr gibt, weil die Angebote Mindestleistungen erfüllen und im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung keine großen Schutzlücken aufweisen. Doch wer schon privat versichert ist und bei seinem Anbieter in einen besseren Tarif einsteigen will, sollte aufpassen. Unter Umständen verliert er wichtige Rechte.

So ist eine aktuelle Aktion der HUK-Coburg Krankenversicherung nicht ohne Risiko für die Kunden. Die Assekuranz wirbt aktiv dafür, dass Kunden, die bei ihr in einem alten Einsteiger-Tarif versichert sind, besser Leistungen bekommen. Gleichzeitig verspricht das Unternehmen allen Umsteigern, noch bis Ende 2014 auf eine Gesundheitsprüfung zu verzichten.

Normalerweise müssen Privatpatienten, die mehr Leistungen erhalten wollen, bei ihrem Versicherer immer eine Gesundheitsprüfung machen. Wer durchfällt muss mit Risikozuschlägen oder Ablehnung rechnen. „Kunden, die bisher keinen Anspruch auf Leistungen für ambulante Psychotherapie hatten, werden wir anschreiben und auf den Umstieg ohne Gesundheitsprüfung hinweisen“, so HUK-Coburg-Vorstand Herøy. Zusätzlich sollen die Kunden bessere Leistungen bei der Heilmittelversorgung erhalten.

Voreiliger Einstieg in Uni-Sex-Tarife gefährlich

Doch es gibt einen deutlichen Nachteil für die Kunden, die das Angebot der HUK-Coburg annehmen. Sie müssen für die besseren Leistungen in einen neuen UniSex-Tarif umsteigen. Seit Ende 2012 gibt es für Neukunden bei privaten Krankenversicherern nur noch Tarife, die beim Preis nicht mehr zwischen Mann und Frau unterscheiden. Wer jedoch aus einem Bisex-Tarif in einen Unisex-Tarif umsteigt, verliert sein Recht, später einmal in den sogenannten Standardtarif zu wechseln. Er darf dann nur noch in den sehr teuren Basistarif. „Nur wer heute schon sicher ist, dass er auch als Rentner seinen Beitrag zur privaten Krankenversicherung ohne Probleme stemmen kann, sollte in die Unisex-Welt wechseln“, warnt Experte Gerd Güssler vom Softwarehaus KVpro.de aus Freiburg.

Rentner müssen wie Selbstständige den Beitrag zur PKV fast vollkommen aus eigener Tasche finanzieren. Der Zuschuss vom Arbeitgeber entfällt. Kunden, die im Alter nicht mit soliden Einnahmen rechnen, sollten daher den Umstieg in die Unisex-Welt besser aufschieben, bis die Politik für alle den Zugang zum Standard-Sozialtarif eröffnet. „Ich gehe davon aus, dass diese Möglichkeit schon bald geschaffen wird“, so Herøy.