Oldtimer: Exklusive Zusatzgeschäfte

Der Markt für historische Fahrzeuge wächst. Und damit auch die Auftragslage für spezialisierte Fachbetriebe. Diese können sich jetzt zertifizieren und den Nachwuchs speziell ausbilden lassen.

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    © Rudolf Wichert
    Oldtimer-Experte Friedrich Rückert mit einem Achtzylinder Mercedes-Benz Cabrio, Baujahr 1970.
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    © Chart: handwerk magazin
    Im Durchschnitt nahm der Bestand an Old- und Youngtimern in den ­letzten fünf Jahren um jährlich acht Prozent zu.
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    © ZDK
    „Bis heute ­haben sich 500 Fachbetriebe mit dem Zusatz­zeichen zertifizieren lassen.“ Andrea Zeus, ­Zentralverband ­Deutsches Kraftfahr­zeuggewerbe.

Oldtimer liegen in Deutschland im Trend, mehr als 300 000 Fahrzeuge waren 2013 mit dem markanten „H“-Kennzeichen auf den Straßen unterwegs, zehn Prozent mehr als 2012. Das „H“ steht für „historisch“ und bringt nicht nur Steuererleichterungen für den Halter, sondern er darf auch mit seinem Oldtimer in Umweltzonen fahren – ganz ohne grüne Plakette.

Old- und Youngtimer entwickeln sich zum attraktiven Markt für spezialisierte Kraftfahrzeugbetriebe, denn sie müssen fachkundig gepflegt und erhalten werden. Und dazu braucht es speziell ausgebildete Experten. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe hat deshalb ein Zertifizierungsverfahren zum Fachbetrieb für historische Fahrzeuge ins Leben gerufen. Außerdem gibt es eine spezielle Ausbildung für Kfz-Mechatroniker.

Nur für Spezialisten

Friedrich Rückert, Oldtimer-Experte aus Düsseldorf, ist Kfz-Gutachter und vereidigter Gerichtsgutachter und seit rund 40 Jahren im Markt mit der Begutachtung und Restaurierung von historischen Fahrzeugen tätig. „Einfach mal so“ in den Markt für historische Fahrzeuge einzusteigen, ist laut Rückert für Kfz-Betriebe nicht möglich. „Für diese Tätigkeiten sind erfahrene und spezialisierte Experten gefragt“, weiß Rückert aus Erfahrung. Ist der Handwerker nicht sehr sorgfältig, könne das zu einem teuren Desaster für den Betrieb werden.

Beauftragt ein Kunde zum Beispiel einen Handwerker, einen Wagen in der Klassifizierung „Note 1“ zu restaurieren, kommt der Betrieb dem aber nicht nach, kann ein Gericht auf Basis eines Sachverständigengutachtens eine Strafe festsetzen, die sich am Wert des Oldtimers in der geforderten Klassifizierung bemisst. Rückert: „Das kann schnell eine Summe jenseits der 100 000 Euro sein.“

Zwei Wege für den Einstieg

Doch wie positionieren sich Handwerker als echte Fachleute für historische Fahrzeuge? Friedrich Rückert sieht dafür vor allem zwei Wege. Der eine sei, über die Jahre hinweg in den Bereich hineinzuwachsen. „Die Oldtimer-Experten von heute sind vielfach die Kfz-Mechaniker von früher, denn die heutigen historischen Automobile waren seinerzeit ja auch nur Alltagsfahrzeuge“, erklärt Rückert. Diese Fachleute beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Materie, verfügen über technische Zeichnungen und zahlreiche Informationen.

Der andere Weg sei, das besondere Angebot des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) anzunehmen. Der Verband hat ein Zertifizierungsverfahren für Fachbetriebe für historische Fahrzeuge gestartet. Diese Betriebe sind ausgewiesene Anlaufpunkte für Oldtimer-Besitzer, die ihre Fahrzeuge fachkundig gepflegt wissen wollen. „500 Fachbetriebe haben sich mit dem Zusatzzeichen zertifizieren lassen“, sagt Andrea Zeus, die das Thema Young- und Oldtimer im Bereich Berufsbildung beim ZDK verantwortet.

Pilotprojekt für Azubis

Kfz-Mechatroniker können sich schon während ihrer Lehre zum Fachmann für historische Fahrzeuge ausbilden lassen. Die Zusatzausbildung wird über den Ausbildungsbetrieb gesteuert und an weiterführenden Berufsbildungszentren in Soest und Boenen angeboten. „Die vertieften Weiterbildungen kommen gut an, denn die Nachfrage steigt stetig“, sagt Rückert, der eng mit dem ZDK zusammenarbeitet.

In dem Pilotprojekt werden an sechs Standorten über 140 Auszubildende zu Kfz-Mechatronikern für Old- und Youngtimertechnik qualifiziert. Schon 14 Azubis haben die Zusatzqualifikation erfolgreich abgeschlossen. „Zwei der Gesellen haben schon einen neuen Wirkungskreis in Oldtimer-Betrieben gefunden“, schildert ZDK-Expertin Andrea Zeus.

Der Verband bietet inzwischen eine ganze Reihe von Weiterbildungen rund um Old- und Youngtimer – mit regem Zulauf. Klar ist aber auch, dass das Geschäft mit historischen Fahrzeugen nicht fürs schnelle Geld geeignet ist. „Der Aufwand ist hoch, man braucht Leidenschaft und Ausdauer“, sagt Experte Rückert. Ein Rettungsanker für notleidende Betriebe sei die Restaurierung definitiv nicht.