Ohne Brandschutz wirds teuer

Risikoanalyse Unternehmer, die ihren Betrieb mit Versicherungen schützen wollen, müssen ihre Gefahren kennen. Welche Risiken hier lauern, zeigt ein Check beim Modellbauer Bernhard Berns in Solingen.

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    Rundgang in der Werkstatt: Versicherungsexpertin Susanne Schneider prüft die möglichen Gefahren bei Modellbauer Bernhard Berns.
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    Schutz vor Brandgefahr: Feuerlöscher, Fluchtwege und ein Notfallplan.
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    In der Werkstatt nimmt Susanne Schneider Maschinen und Werkzeuge für die Analyse auf (li.).
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    Modellbauer Berns erklärt der Versicherungsexpertin sein Geschäftsmodell - und die Risiken (re.).
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    „Viele Handwerker sind überversichert oft falsch und viel zu teuer.“Susanne Schneider, Versicherungsbetriebswirtin bei der Gothaer Versicherung.
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    Vorsorge: In der Werkstatt weist Berns auf mögliche Risiken hin.
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    Wichtige Messwerkzeuge des Modellbaubetriebs.

Ohne Brandschutz wirds teuer

Bernhard Berns wirkt skeptisch. Er ist unsicher. Denn es geht hier nicht um seinen Fachbereich, sondern um den Versicherungsschutz für seinen Modellbau-Betrieb in Solingen. Berns und Susanne Schneider, Versicherungsbetriebswirtin bei der Gothaer-Versicherung, sitzen in seinem Büro zusammen.

„Herr Berns, Sie haben ein neues Gebäude an einem zweiten Standort gekauft. Sie hatten mich angesprochen, weil das noch versichert werden muss, um eine Deckungslücke zu vermeiden“, eröffnet Susanne Schneider denTermin. Berns nickt. Schweigen. Um das Eis zu brechen, stellt sie erst mal Fragen nach dem Betrieb, den handwerklichen Fakten: Was produziert das Unternehmen? „Bestimmte Formen für Kunden aus dem Maschinenbau: Wir stellen diese Formen nach vorgegebenen Zeichnungen für die Gießereien her“, sagt Berns.

Versicherungsschutz hinterfragen

Unternehmer, die ihren Betrieb mit Versicherungen vor potenziellen Gefahren ausreichend schützen wollen, müssen ihre Risiken kennen. Eine professionelle Analyse mit einem Experten hilft Handwerkern, ihren Versicherungsschutz auf Existenzbedrohung, Deckungslücken und Kosten zu prüfen. Aus diesem Grund haben Bernhard Berns und Susanne Schneider einen Termin gleich im Betrieb vereinbart.

Schneider fragt Berns weiter nach seinem Geschäftsmodell. Ob er alle Produkte selbst herstellt? Ob seine Modelle mit fremden Produkten verbunden, verarbeitet, vermischt werden? Die Expertin hinterfragt das so genannte „Haftungsrisiko Produkte“, was einen Teil der Risikoanalyse ausmacht. Dann nimmt die Versicherungsexpertin die Unternehmensdaten wie das Gründungsjahr und die Mitarbeiterzahl auf. Auch die Frage nach bestehenden Betriebsversicherungen und eine erste Einschätzung zum Risikopotenzial des Unternehmens gehören zu diesem Teil. „Herr Berns, welche Policen haben Sie denn für die Firma und die Gebäude hier abgeschlossen?“, fragt Schneider und rückt schon mal Block und Stift zurecht. „Nur eine Betriebshaftpflicht“, so Berns und schmunzelt nach einer kurzen Pause. Er weiß, dass er die Gothaer-Mitarbeiterin mit seiner Antwort überrascht. „Sonst nichts?“, fragt Schneider nach. Nein, wiederholt er.

In einem späteren Gespräch ohne ihren Kunden räumt Schneider ein, das Vertrauen auf nur eine Betriebspolice sei ungewöhnlich. „Die meisten Handwerker sind überversichert, oft aber mit Deckungslücken und viel zu teuer“, berichtet sie aus der Praxis. Das belegt auch eine Umfrage der Gothaer-Versicherung bei kleineren und mittleren Unternehmen: Demnach bestehen beim Thema Versicherungen in den Betrieben große Wissenslücken. Laut der Studie weiß rund ein Drittel der in den Unternehmen für diesen Bereich Verantwortlichen nicht, wie viele Verträge sie überhaupt abgeschlossen haben.

Feuer muss extra versichert werden

Als Modellbauer habe Berns hohe Risiken, zum Beispiel Brandgefahr durch Staub, Farbe oder Holzspäne, die aber mit der Betriebshaftpflicht nicht abgedeckt seien, betont Schneider. Berns ist sich dieser Risiken bewusst, seine „Wette auf die Zukunft“, sieht nur anders aus. „Vor 22 Jahren habe ich den Betrieb gegründet und in dieser Zeit auf weitere Firmenpolicen verzichtet und so Rücklagen gebildet. Wenn was passiert, kann ich kleine und mittlere Schäden selber bezahlen“, rechnet Berns der Versicherungsexpertin im Gespräch vor. Außerdem habe er in der Werkstatt Vorsorge getroffen, um seine Risiken einzudämmen. Berns zählt auf, er habe „Absauger über den Maschinen eingebaut, eine Sprinkler-Anlage installiert“. Und in der Werkstatt herrsche „natürlich absolutes Rauchverbot wegen Brandgefahr“.

Susanne Schneider steigt jetzt auf die Brandgefahr ein und fragt: „Herr Berns, wie hoch wäre denn der Schaden, wenn hier der ganze Laden abbrennt - der Neuwert?“ Die Antwort kommt prompt: „Das wäre ein sechsstelliger Betrag.“ Susanne Schneider fragt nach: „Das erscheint mir sehr wenig. Was ist mit dem Betriebsgebäude, Werkstatt, Büro, Wohnhaus?“ Das sei sein Eigentum, so der Unternehmer. Die Frage, ob ein Brand nicht seine Existenz gefährden würde, umgeht er mit dieser Antwort. Und 22 Jahre sei ja alles gut gegangen, ergänzt der Unternehmer selbstsicher.

Bei der anschließenden Betriebsbegehung wird schnell klar, dass der Unternehmer mit seiner Einschätzung des Betriebswertes tiefgestapelt hat. Auf einer Fläche von 250 Quadratmetern stehen in der Werkstatt des Modellbauers rund 15 verschiedene Maschinen wie eine Kreissäge, eine Schleif- und eine Drehmaschine, die sich Susanne Schneider jetzt genau ansieht. Gleich am Eingang befindet sich eine CNC-Fräsmaschine. Der Neuwert liegt bei rund 100000 Euro.

Nach einer späteren Schätzung der Expertin Schneider liegt der Neuwert der Maschinen insgesamt im siebenstelligen Bereich „Sicher, die Maschinen sind längst abgeschrieben, aber bei einem Brand in der Werkstatt würde die Versicherung den Neuwert ersetzen“, stellt sie klar. Außerdem gibt sie zu bedenken, dass der Modellbauer im Schadenfall zusätzlich auch noch die gelagerte Fremdware, von den Kunden bereitgestellte Materialien ersetzen müsste.

Neben den verschiedenen Maschinen, der Ware, Werkzeug und Materialien überprüft Susanne Schneider in der Werkstatt die bereits erwähnte Sprinkler-Vorrichtung, lässt sich die installierte Arlarmanlage und den Feuerlöscher zeigen und kontrolliert, ob die Fluchttüren frei sind.

Versicherungsschutz erweitern

Ihre Empfehlung an Bernhard Berns: Das größte Risiko, Feuer, sollte der Unternehmer ausreichend versichern, obwohl er in der Werkstatt bereits Feuerschutzmaßnahmen getroffen habe. Außerdem sollte er seinen Schutz für den Betrieb um Wasserschäden und Einbruch erweitern. In einem kommenden Gespräch will sie dem Modellbauer auch „eine erweiterte Produkthaftpflicht ans Herz legen, um ihn vor den finanziellen Folgen eines Serienschaden zu schützen, wenn seine Modelle zur Produktion genutzt werden“. Was auch noch aussteht: Die Gebäudeversicherung für den zweiten Standort. Eilig hat es der 56-Jährige aber nicht: Zwei Monate nach dem ersten Termin mit der Versicherungsbetriebswirtin hat sich der Unternehmer noch nicht für eine Erweiterung seiner Betriebsversicherungen entschieden. „Mir ist wichtig, dass der Chef seine Risiken kennt. Die Entscheidung, ob und wie er sich dagegen absichert, liegt aber bei ihm“, so Susanne Schneider. Und bei Bernhard Berns kommt es auf einige Monate nicht an. Wie er selbst sagt, „ist ja 22 Jahre lang alles gut gegangen“.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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