„Nicht jammern, sondern handeln“

Landeskongress der Junioren des Handwerks in Mosbach – Ein Unternehmer mit Erfolg kann auch im Ehrenamt nach vorne kommen

Landeskongress der Junioren des Handwerks Baden-Württemberg wurde in diesem Jahr in Mosbach veranstaltet. von links: Daniel Fehr, Landesgeschäftsführerin Gabriele Hanisch, Thomas Mayer, Susanne Stoof, Michael Jann, Walter Tschischka und Dr. Achim Brötel. - © Claus Kaiser

Mosbach. Der Ortsverband Junghandwerk Neckar-Odenwald war am Wochenende zum dritten Mal nach 2000 und 2006 in Mosbach Ausrichter des Landeskongresses der Junioren des Handwerks Baden-Württemberg. Thomas Mayer, Bäckermeister aus Neckarelz, begrüßte in seiner Doppelfunktion als Landes- und Ortsverbandsvorsitzender bei der Auftaktveranstaltung im Unteren Rathaussaal in Mosbach die zahlreich erschienenen Gäste und Ehrengäste.

Mayer ging auf die aktuelle Wirtschaftsentwicklung ein, die Anlass zur Freude gäbe mit einem erwarteten Wirtschaftwachstum von 3,5 % in diesem Jahr. Deutschland sei die Wirtschaftslokomotive Europas und Baden-Württemberg habe einen erheblichen Anteil daran. Die tragenden Säulen der baden-württembergischen Wirtschaft seien Mittelstand und Handwerk.

Die neue Landesregierung unter Kretschmann und Schmid habe in ihrer Regierungserklärung aus Sicht der Handwerksjunioren die falschen Signale gesetzt. Zu hoffen sei, dass die grün-rote Landesregierung Mittelstand und Handwerk nicht als Lastesel sehe, dem man weitere Belastungen aufpacken könne, oder als Melkkuh, aus der man noch mehr Steuern melken könne.

Die Koalitionsvereinbarung bringe recht wenig für das Handwerk, so Thomas Mayer, habe aber auch gute Ansätze wie bei der energetischen Sanierung. Im Namen der Handwerksjunioren Baden-Württemberg bot der Vorsitzende der neuen Landesregierung einen konstruktiven und verrauensvollen Dialog an. Am Ende seiner Begrüßungsworte konstatierte der Orts- und Landesvorsitzende, dass für das Junghandwerk mehr denn je gelte: „Nicht jammern, sondern handeln! nicht zaudern, sondern zupacken! nicht schwätzen, sondern arbeiten!“

Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann sagte in seinem Grußwort, dass das wirtschaftspolitische Klima der Großen Kreisstadt weiter optimiert und ausgebaut werde. Dabei seien die Junioren des Handwerks ein wichtiger Partner. Mit intelligenten Angeboten, hochqualifizierten Leistungen und mit technisch anspruchvoller Ausführung werde die Kundschaft überzeugt.

Jann kommentierte auch kritisch die Aussage des neuen Ministerpräsidenten Kretschmann, Baden-Württemberg sei im magischen Dreieck aus „Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus“ zu verorten.  Das Handwerk werde in dieser Konstellation keine große Rolle mehr spielen.

Landrat Dr. Achim Brötel legte den Fokus seiner Ansprache ganz bewusst auf den Handwerksnachwuchs. Entscheidend sei, jungen Menschen eine auch dauerhafte Perspektive in unserer Region bieten zu können. Wenn man sie nach der Ausbildung verlöre, verlöre man auch damit nämlich zugleich auch ein Stück unserer eigenen Zukunftsfähigkeit.

In seiner Festrede beschäftigte sich Walter Tschischka, Präsident der Handwerkskammer  Mannheim, Rhein-Neckar-Odenwald und Geschäftsführer der Firma Volz Elektrotechnik GmbH, mit dem ihm gestellten Thema „Erfolgreich trotz Ehrenamt – erfolgreich dank Ehrenamt“, das er um das dritte Element „Erfolgreich ohne Ehrenamt“ erweiterte.

Er kam nach seinen Ausführungen zum Schluss, dass man vom Ehrenamt nicht leben könne. Aber das Ehrenamt könne positiv motivieren, um Schwung durch persönliche positive Anerkennung zu bekommen. Wenn man ein Kommunikator sei, könne man seine innere Zufriedenheit steigern, indem man Netzwerke schaffe und knüpfe. Man müsse vor dem Ehrenamt ein Geschäft führen können, und nicht glauben, dass das Ehrenamt die Geschäftsführung erleichtere, denn damit sei man auf Dauer nicht erfolgreich. Ein Unternehmer mit Erfolg könne auch im Ehrenamt nach vorne schauen.

In seinem Gepäck hatte Tschischka eine Urkunde der Europäischen Kommission, die er Augenoptikermeisterin Susanne Stoof aus Lauda überreichte. Sie wurde im Unternehmerinnen-Netzwerk in Deutschland und Europa als Botschafterin für Unternehmensgründungen zertifiziert.

Daniel Fehr, 2. Vorsitzender des Junghandwerks Neckar-Odenwald, definierte in seinem Schlusswort den Juniorenverein nicht als „Handwerkskindergarten“, sondern als Organisation, die vor dieselben Herausforderungen „betrieblicher, gesellschaftlicher und technischer Art“ wie die Seniorkollegen gestellt sei. Und diesen Aufgabenstellungen widme sich der Landeskongress am Wochenende.

Nach der offiziellen Eröffnung bestand für die Kongressteilnehmer die Gelegenheit an der von Berthold Hergenröder geleiteten Themenstadtführung „Handwerkerzunft-Zeichen“ teilzunehmen. Die interne Mitgliederversammlung des Landesverbandes der Handwerksjunioren fand am gestrigen Sonntag im Verwaltungsgebäude der Sparkasse Neckartal-Odenwald statt. Zum Abschluss wurde die Biemer-Mühle in Dallau besucht.