Prüfungsverordnung Neuer Lehrplan für Meisterschüler

Recht, Steuern, Betriebswirtschaft, was Meisterschüler bisher in klassischen Fächern pauken, lernen sie künftig im betrieblichen Zusammenhang. Wie die Praxis profitieren soll.

Das Standardwerk für künftige Meister kostet 54,90 Euro. Zehn Leser können es gewinnen. - © Holzmann.Medien

Neuer Lehrplan für Meisterschüler

Wer Existenzgründer nach ihrer Zeit in der Meisterschule fragt, bekommt mitunter Worte wie „trocken“ und „pauken“, zu hören, das Ganze noch untermalt von einem tiefen Seufzen. Gemeint sind damit nicht Teil eins und zwei der Meisterprüfung, in denen es um die technische Ausbildung im jeweiligen Beruf geht. Im Visier der Kritik steht Teil drei der Meisterprüfung, in dem die künftigen Abteilungsleiter und Selbständigen beweisen müssen, dass sie das praxisrelevante Wissen der Bereiche Recht, Steuern und Betriebswirtschaft verinnerlicht haben.

Doch das soll sich bald grundlegend verbessern. Die Anfang 2012 in Kraft getretene Meisterprüfungsverordnung löst die alte von 2000 mit einem völlig neuen pädagogischen Konzept ab. „Ziel ist es, die Meisterschüler noch besser auf ihre beruflichen Herausforderungen vorzubereiten“, erklärt Markus Glasl vom Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften (LFI) in München. „Es soll nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen ganzheitlich in der betrieblichen Praxis umzusetzen.“

BWA im Zusammenhang lernen

Als konkretes Beispiel nennt Diplom-Kaufmann Glasl beim Besuch von handwerk magazin ein Thema aus seinem Bereich - die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA). Ein wichtiges Ins-trument, mit dem Handwerksunternehmer die Entwicklung ihres Betriebs laufend im Blick behalten. Während bisher Buchführung und Betriebswirtschaft eher monothematisch unterrichtet werden, verknüpft der neue pädagogische Ansatz bei der BWA beide Felder und zeigt den Meisterschülern den praktischen Nutzen auf. „Sie müssen nicht alle Feinheiten der Finanzbuchführung beherrschen, oder ihren Jahresabschluss selbst erstellen können“, so Glasl. „Aber wie sich etwa der Kauf einer Maschine auf BWA und Bilanz auswirkt und auch welche steuerlichen Auswirkungen das hat, müssen die Meister wissen.“

Damit die Schulen den in der Verordnung vorgezeichneten Pfad im Unterricht umsetzen können, hat das LFI mit fünf Prüfungsabteilungen von Handwerkskammern den Rahmenlehrplan entwickelt. Einen wichtigen Beitrag leisteten auch die Zentralstelle für Weiterbildung und das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk.

Statt Einzelfächer Handlungsfelder

Kernbegriff ist dabei das Handlungsfeldkonzept. Es orientiert sich am wesentlichen Geschäftsgang eines Betriebs, am Unternehmenslebenszyklus. Diesen teilt der Lehrplan in drei Handlungsfelder mit 240 Unterrichtsstunden auf:

1. Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen

Für dieses erste Handlungsfeld empfiehlt der Rahmenlehrplan 80 Stunden. Hier sollen die Schüler unter anderem Unternehmensziele analysieren und in ein System einordnen. Sie lernen, welche Bedeutung Kultur und Image des Betriebs für dessen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit haben. Informationen aus dem Rechnungswesen, insbesondere aus der Gewinn- und Verlustrechnung, sollen die Schüler für die Analyse von Stärken und Schwächen des Unternehmens nutzen können. Hier findet sich zum Beispiel die BWA im Lehrplan wieder. Ebenfalls im ersten Handlungsfeld sind Gewerbe- und Handwerksrecht, Handels- und Wettbewerbsrecht.

2. Gründungs- und Übernahmeaktivitäten

Für dieses zweite Handlungsfeld setzt der Lehrplan insgesamt 70 Stunden an. Es beginnt damit, dass die Meisterschüler sich mit der Bedeutung persönlicher Voraussetzungen für den Erfolg ihrer künftigen Selbständigkeit befassen. Damit sind die künftigen Unternehmer direkt angesprochen und erhalten wichtige Informationen für ihre spätere Existenzgründung. Folgerichtig mit dabei: Beratung, Förder- und Unterstützungsleistungen für Gründer und Nachfolger. Als nächster Unterrichtsblock folgen die Themen Standort, Betriebsgröße, Personalbedarf, Einrichtung und Ausstattung der späteren Firma. Ein Marketingkonzept zur Markteinführung sollen die Schüler entwickeln und bewerten. Schließlich folgen zum Beispiel so wichtige Bereiche wie Investitionsplan und Finanzierungskonzept, Rentabilitätsvorschau, Liquiditätsplan, Rechtsformwahl, private Risiko- und Altersvorsorge.

3. Unternehmensführungsstrategien

In diesem dritten Handlungsfeld mit einer Zeit-empfehlung von 90 Stunden befassen sich die künftigen Unternehmer mit dem laufenden Betrieb. Hier lernen sie etwa, wie sie Aufbau sowie Ablauf eines Betriebs organisieren und Wachstumsstrategien entwickeln, auf Veränderungen des Kapitalbedarfs reagieren, Mitarbeiter finden, führen und weiterbilden. Mit dabei sind unter anderem auch Chancen und Risiken zwischenbetrieblicher Kooperationen und das Forderungsmanagement. Mit allen wichtigen Punkten der Betriebsnachfolge sowie mit Insolvenz und Sanierung schließt dieses Handlungsfeld ab.

Um sich in Ruhe auf den neuen Rahmenlehrplan vorbereiten zu können, haben die Meisterschulen bis Ende 2013 Zeit, diesen in ihre eigenen Lehrpläne zu übernehmen. Auch die Buchverlage aktualisieren 2013 ihre Lehr- und Lernmittel. Marktführend ist „Die Handwerker-Fibel“ in drei Bänden von Holzmann Medien in Bad Wörishofen. handwerk magazin verlost zehn Exemplare des Werks für Meisterschüler, die dieses und nächs-tes Jahr ihre Prüfung anstreben.