Historische Handwerker- Folge 6 Nähmaschinen und Fahrräder werden zum Automobilkonzern

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Historische Handwerker

In Folge 6 berichten wir über den Automobilkonzern-Gründer Adam Opel, die Seidenmacherin Fygen Lutzenkirchen und den Bildhauer Peter Parler.

Adam Opel
Im Jahr 2012 brachte der Automobilkonzern Opel zu Ehren seines Firmengründers Adam Opel das Kleinstwagen-Modell „Adam“ auf den Markt. - © Wikipedia

Adam Opel, Schlosser

Mit seinen Nähmaschinen und Fahrrädern legte er die Basis für den Automobilkonzern. Adam Opel, Mechaniker in Rüsselsheim, empfiehlt selbstgefertigte Nähmaschinen aller Art, nach der neuesten Konstruktion, zu festen und zu billigen Preisen.“ So lautete eine Werbeanzeige, die Leser im April 1863 im Groß-Gerader Kreisblatt studieren konnten. Der im Rüsselsheimer Betrieb seines Vaters ausgebildete Schlosser Opel, geboren 1837, hatte auf seiner Gesellenwanderung in Belgien, England und Frankreich seine Faszination für die mechanischen Maschinen entdeckt.

Zurück in der Heimat baute er ein französisches Modell von Plaz & Rexroth nach. Obwohl seine erste Werkstatt laut Berthold Engel, einem Sammler historischer Nähmaschinen, ein umgebauter Kuhstall war, konnte er bald alle sechs Wochen eine Maschine liefern. 20 Jahre später produzierte er 18.000 Nähmaschinen im Jahr. Kurz darauf kamen Fahrräder dazu. Auch das erfolgreich. 1895 verstarb er. Vier Jahre später begannen seine fünf Söhne mit der Automobilproduktion.

Fygen Lutzenkirchen, Meisterin

© Stadtkonservator Köln

Sie war „Seidmacherin“ und Vorsteherin ihrer Zunft. Und das im 15. Jahrhundert. Im Jahr 1474 legte Fygen Lutzenkirchen in Köln die Meisterprüfung als „Seidmacherin“ ab. Mit 24 Jahren. Das war für Köln nichts Ungewöhnliches. Dort gab es im Spätmittelalter, wie sonst nur noch in Paris, sogenannte Frauenzünfte. Hier konnten Frauen gleichberechtigt arbeiten, die Meisterprüfung machen und ausbilden. In anderen Gewerken und anderswo war Handwerk reine Männersache. Die Zunft der Seidmacherinnen hatte das Monopol auf die Herstellung von Seidengewebe, damals einer der erfolgreichsten Exportartikel Kölns. Sechs Mal war Lutzenkirchen Amtsmeisterin, also Vorsteherin ihrer Zunft. Über 25 Gesellinnen bildete sie aus. Ehemann Peter Lutzenkirchen war als Kaufmann tätig, während Fygen ihre Geschäfte selbstständig führte. Sie starb um 1515 verwitwet als eine der sechs reichsten Frauen Kölns. Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Frauen aus den Zünften verdrängt, erst in der Neuzeit eroberten sie sich das Handwerk wieder zurück.

Peter Parler, Bildhauer

Peter Parler, Bildhauer
Peter Parler schuf die Prager Karlsbrücke und führte den Bau des Veitsdoms weiter, wo er in der Triforium­galerie dieses Selbstporträt hinterließ. - © Wikipedia

Er wurde als Peter von Gmünd geboren, seinen Nachnamen bekam er als Polier. Der etwa 1330 geborene Schwabe stammt aus einer Baumeister-Familie aus Schwäbisch Gmünd und lernte den Beruf des Steinmetzes in der Kölner Dombauhütte. 1352 holte ihn Kaiser Karl IV. von Schwäbisch Gmünd nach Prag und beauftragte ihn mit der Weiterführung der Baustelle des Veitsdoms. Sechs Jahre später erhielt er den Auftrag zum Bau der berühmten Karlsbrücke über die Moldau. Keinesfalls ein normales Bauwerk: Denn 16 halbrunde Bögen mit 25 Metern Spannweite hatte man bis dahin für unmöglich gehalten. Parler gründete in Böhmen eine Bildhauerschule und zählt heute zu den bedeutendsten Baumeistern der Gotik.

Sein vermeintlicher Nachname „Parler“ ist eigentlich eine Funktionsbezeichnung und eine frühe Form des heutigen Begriffes „Polier“: Er leitet sich vom französischen Wort parler (=sprechen) ab und bezeichnete in den mittelalterlichen Bauhütten den Sprecher oder Chef der Bauhandwerker.


Peter Parler schuf die Prager Karlsbrücke und führte den Bau des Veitsdoms weiter, wo er in der Triforium­galerie dieses Selbstporträt hinterließ.