Musik: Hobby Schlagzeugbau

Elektroinstallateur Helmut Ziß hat Rhythmus im Blut. Seit seiner Jugend spielt er Schlagzeug. Weil er unzufrieden mit seinen Instrumenten war, baut er sich nun seine Schlagzeuge selbst.

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    Der Elektroinstallateur Helmut Ziß macht aus seinem Hobby Schlagzeugbau eine Profession.
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    k Vita Helmut Ziß machte Mitte der 1980er Jahre eine Ausbildung zum Elektroinstallateur in Alzey bei Mainz. Mitte der 1990er Jahre machte er sich dann mit einem Hausmeisterdienst selbständig. Zehn Mitarbeiter arbeiteten für ihn, bis er seine Firma aufgab. Mittlerweile vertreibt der Mainzer über Ziß Drums selbst gebaute Schlagzeuge und Zubehör für Drums.

Schlag auf Schlag

Es schmettert, poltert und dröhnt. Wer in den Mainzer Proberaum der Rock-Jazz-Band Just Fun kommt, merkt schnell, dass hier kein weichgespülter Pop entsteht. Hier wird Musik von Hand gemacht, mit viel Liebe - und sogar mit eigenen Instrumenten. Das Schlagzeug ist etwas Besonders - es ist eine reine Eigenkreation.

Elektroinstallateur Helmut Ziß hat vor eineinhalb Jahren seine beiden Leidenschaften zusammengeführt: die Musik und das Handwerk. Angefangen hatte es mit einer Trommel, die ihm zu seinem neuen Drumset fehlte und die er auf dem Markt nicht bekommen konnte. Keine überzeugte ihn richtig: „Die Qualität, die ich wollte, gab es zwar, war aber nicht bezahlbar.“ Ohne lange zu zögern, machte er sich selbst daran, eine Trommel zu bauen. Als er fertig war, war er zufrieden: Die Trommel hatte endlich einen satten, unverfälschten Klang. Schnell hatte er ein neues Projekt: Ziß begann, sich ein komplettes Schlagzeug selbst zu bauen.

Schritt für Schritt zum Schlagzeug

Fünf Wochen lang arbeitete der Mainzer fast täglich an seinem eigenen Schlagzeug. Erste Erfahrungen brachte er bereits mit: „Gerade bei bezahlbaren Schlagzeugen sind die Trommelkessel oft krumm und schief“, sagt Ziß. Er hatte seine gekauften Instrumente also immer erst einmal auseinandergenommen und bearbeitet.

Der Handwerker weiß: Entscheidend für den Klang sind die Kanten der Trommelkessel. Ziß hat sie stets so lange angepasst und abgeschliffen, bis das Fell, das über einen Metallring gespannt wird, perfekt saß. „Erst dann gibt es keine ungewollten Nebengeräusche“, sagt Ziß. Seine Technik hat er mittlerweile so sehr professionalisiert, dass er sie patentieren lassen will. Und er hat sich ein Kesselbaukonzept überlegt, bei dem unrunde Kessel nicht mehr die Qualität des Sounds beeinflussen.

Die Kessel für sein eigenes Schlagzeug bezog Ziß - wie in der Branche üblich - aus Asien und den USA. Wieder hatte er ein Qualitätsproblem: Auch als Rohmaterial waren sie nicht exakt rund. „Aber nur dann lassen sich die Trommeln gut stimmen, weil man alle Schrauben gleichmäßig anziehen kann“, sagt Ziß. Mehrere Kessel musste er zurückschicken bis sie in Ordnung waren.

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Schlagzeugbau: Schellack macht den Unterschied

Dann konnte er endlich mit der aufwändigsten Arbeit des Schlagzeugbaus beginnen. Ziß musste jede Trommel lackieren. Schlagzeugbauer arbeiten normalerweise mit Kunststofflacken oder verwenden Folien. Ziß hatte allerdings einen anderen Anspruch an seine Schlagzeuge: Er arbeitete ausschließlich mit Schellack. „Das natürliche Material dringt tief in das Holz ein und sorgt so für einen ganz besonderen Klang“, sagt Ziß. Schellack lässt sich aber nur schwer verarbeiten. Ein Jahr lang hatte Ziß den Umgang mit Schellack geübt. Dann wagte er sich daran, die einzelnen Schichten Schellack auf die Kessel zu lackieren. „Anfangs war ich noch zögerlich, am Ende aber routiniert“, sagt der Mainzer stolz. „Mit Schellack kann nicht jeder arbeiten.“ Der weitere Clou seiner Schlagzeuge: Ziß furniert die Trommeln nicht nur von außen, sondern auch von innen. „Damit verbessert sich der Klang nochmals.“

Erfolgreicher Testlauf fürs selbstgebaute Instrument

Als er mit seinem neuen Schlagzeug das erste Mal zur Bandprobe kam, war Ziß aufgeregt. „Das war schon ein großes Erlebnis für mich“, sagt er. Jeden Kessel hatte er in vielen Stunden selbst gebaut. Er konnte endlich auf einem hochwertigen Instrument spielen. Nach den ersten Schlägen war seine Aufregung dahin. Die Bandkollegen waren von dem Instrument begeistert. „Sie haben sofort gehört, wie gut der Sound ist“, sagt Ziß. Dabei hatten sie keine Zweifel, dass der Mainzer ein gutes Schlagzeug bauen könnte. „Ich bin schließlich Handwerker“, sagt Ziß. Er freut sich schon auf sein nächstes Projekt. Denn mit seinem ersten Schlagzeug ist seine Leidenschaft für Musik und Handwerk noch mehr entflammt. Und Ziß würde irgendwann am liebsten nur noch davon leben, ausgefallene Schlagzeuge zu bauen.