Mercedes-Benz Sprinter im Test "Mulatz fährt": Was Sicherheits- und Assistenzsysteme bei Transportern leisten

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Sicherheits- und Assistenzsysteme gehören bei Pkws zum Standard, werden aber inzwischen auch bei Transportern angeboten. handwerk magazin-Redakteur Reinhold Mulatz hat die Systeme beim neuen Mercedes Sprinter getestet. Sein Fazit: Die meisten sind wirklich hilfreich und vermeiden Schäden.

Der Aktive Brems-Assistent greift bei Bedarf mit einer Vollbremsung ein, um eine Kollision mit einem vorausfahrendem Auto zu verhindern. - © Daimler

Sicherheits- und Assistenzsysteme haben auch bei Transportern Einzug gehalten. Das Fahren mit einem 3,5-Tonnen-Kastenwagen hat deshalb auch Pkw-Niveau erreicht. Doch welche Systeme bringen im Handwerkeralltag wirklich mehr Komfort und vor allem mehr Sicherheit? Mercedes-Benz wollte das am aktuellen Sprinter demonstrieren. handwerk-magazin-Redakteur Reinhold Mulatz hat die diversen Systeme auf einem Testgelände in Stuttgart ausprobiert.

Park-Paket

In der dritten Sprinter-Generation stehen zwei verschiedene Parkassistenzpakete zur Wahl. Beide unterstützen den Fahrer in Park- und Rangiersituationen durch eine bessere Sicht mithilfe von Ultraschallsensoren. Das Park-Paket mit Rückfahrkamera warnt den Fahrer durch ein optisches und akustisches Signal vor Hindernissen. Dabei deckt die Sensorik alle Bereiche vor, neben und hinter dem Fahrzeug ab. Die optische Warnung des Park-Assistenten sowie das Bild der Rückfahrkamera werden auf dem Multimediadisplay angezeigt. Außerdem erleichtern dynamische Hilfslinien das Rangieren. Als zusätzliche Unterstützung für den Fahrer in allen Rangiersituationen bietet die Rückfahrkamera auch einen Anhänger-Zoom und eine 180-Grad-Ansicht.

Eine noch bessere Rundumsicht bietet das Park-Paket mit 360-Grad-Kamera mit vier Kameras, die am hinteren Ende des Fahrzeugdachs, in den beiden Außenspiegeln und im Kühlergrill angebracht sind. Das Multimediadisplay zeigt eine komplette Rundumsicht des Fahrzeugs aus der Vogelperspektive sowie weitere Einzelansichten und bietet so einen Überblick in schwierigen Park- und Rangiersituationen.

Beim Test wurden die Außenspiegel abgeklebt. Rückwärtsfahren in einer mit Pylonen markierten S-Kurve war ein Kinderspiel, die Kameraansicht im Display mit den Hilfslinien und Fahrzeugbegrenzungen macht zentimetergenaues Rangieren möglich. Mithilfe des Zooms auf die Anhängerkupplung kann ein Anhänger einfach angesteuert und die Deichsel mit der Kupplung verbunden werden.

Tipp: Sehr empfehlenswert ist die 360-Grad-Kamera für Fahrer, die häufig rückwärts in Einfahrten rangieren oder Anhänger ankuppeln müssen. Ansonsten reicht die normale Kamera.

Rear Cross Traffic Alert

Man kennt die Situation: Das Fahrzeug steht quer zur Fahrbahn, die Sicht auf den Verkehr ist zum Beispiel durch parkende Autos eingeschränkt. Man muss sich praktisch langsam rückwärts und ohne Sicht heraustasten. Hier warnt der Rear Cross Traffic Alert bei erkanntem, rückwärtigem Querverkehr während des Rückwärtsausparkens optisch und akustisch. Bei Bedarf leitet der Assistent automatisch eine Notbremsung ein (nur in Verbindung mit dem Totwinkel-Assistent).

Tipp: Hilfreich im Citybereich, ansonsten eher entbehrlich.

Totwinkel-Assistent

Der Totwinkel-Assistent warnt den Fahrer, wenn das System erkennt, dass bei einem Spurwechsel Kollisionsgefahr droht. Nahbereichs-Radarsensoren, die auf beiden Seiten des hinteren Stoßfängers untergebracht sind, über­wachen hierzu den Bereich unmittelbar neben und hinter dem Auto. Auf diese Weise können sie erkennen, wenn auf der Nachbarspur ein anderes Fahrzeug unterwegs ist, welches sich im “toten Winkel” des Außenspiegels befindet. In solchen Situationen informiert das System den Fahrer durch ein rotes Warnsignal im Glas des Außenspiegels . Übersieht der Fahrer diesen Hinweis und betätigt zum Spurwechsel den Blinker, ertönt zusätzlich ein akustisches Warnsignal.

Tipp: Geeignet für den Innenstadtbereich mit häufigen Spurwechseln und auf der Autobahn.

Aktiver Spurhalte-Assistent

Der Aktive Spurhalte-Assistent soll Unfallrisiken reduzieren, die durch unaufmerksame oder übermüdete Fahrer entstehen. Deshalb steht der effektive, deutliche Warnhinweis an den Fahrer im Fokus, ein aktiver Eingriff in das Fahrgeschehen erfolgt erst dann, wenn eine Reaktion des Fahrers ausbleibt und sich eine Notsituation ergeben könnte. Ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h bemerkt das System, wenn das Fahrzeug unbeabsichtigt aus der Fahrspur gerät. Eine Kamera kontrolliert, ob die gestrichelten oder durchgezogenen Fahrbahnmarkierungen überfahren werden. Erkennt das System eine Abweichung von der Norm, wird der Fahrer beispielsweise bei einem versehentlichen Spurwechsel über ein stark vibrierendes Lenkrad und optische Signale gewarnt. Bleibt die Reaktion des Fahrers beim Überfahren einer durchgezogenen Fahrbahnmarkierung trotz Vibrationswarnung aus, bringt der Aktive Spurhalte-Assistent das Fahrzeug durch einseitiges Bremsen zurück in die Spur.

Tipp: Eher für Fahrten über längere Distanzen wichtig, weniger für übliche Fahrten zur Baustelle oder im städtischen Verkehr.

Aktiver Abstands-Assistent

Der Aktive Abstands-Assistent DISTRONIC steht erstmals im Sprinter zur Verfügung und entlastet den Fahrer im Kolonnenverkehr auf Autobahnen und Fernstraßen. Dazu stellt der Fahrer seine Wunsch­geschwindigkeit ab 20 km/h ein und das System hält automatisch den eingestellten Mindestabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Die dafür notwendigen Daten ermittelt ein Radar-Sensor, der im vorderen Stoßfänger untergebracht ist. Damit erfasst das System Spurwechsel oder Bremsmanöver anderer Verkehrsteilnehmer und kann unmittelbar darauf reagieren: Verringert sich der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, wird die Geschwindigkeit mit bis zu 50 Prozent der maximalen Bremskraft reduziert. Falls nötig, bremst der Aktive Abstands-Assistent den Sprinter auch bis zum Stillstand. Bei einem Stillstand von weniger als drei Sekunden fährt der Sprinter automatisch wieder an. Dauert der Stillstand länger als drei Sekunden, muss das Fahrpedal kurz angetippt oder der Abstands-Assistent über die Lenkradtasten „reaktiviert“ werden.

Wird der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug zu gering, warnt der Aktive Brems-Assistent zunächst visuell. Bei erkannter Kollisionsgefahr erfolgt eine akustische Warnung. Außerdem kann das System die Bremsung des Fahrers unterstützen und bei ausbleibender Reaktion die Geschwindigkeit autonom reduzieren.

Tipp: Der Abstands-Assistent sorgt für entspanntes Fahren, beiendruckt hat im Test der Aktive Brems-Assistent, der bei Bedarf mit einer Vollbremsung das Fahrzeug zum Stehen bringt.