Hobby Comedy Morgens Strähnchen, abends Stand-up-Comedy

Zugehörige Themenseiten:
Handwerker privat

Friseurmeister Alexander Savvas veranstaltet in seinem Hamburger Salon Comedy-Abende. So lebt er seine künstlerische Ader aus – und gewinnt nebenbei Neukunden für den nächsten Haarschnitt.

  • Bild 1 von 5
    © Jörg Brockstedt
    Humor statt Haarschnitt: Im Friseursalon von Alexander Savvas in Hamburg finden Comedy-Veranstaltungen statt.
  • Bild 2 von 5
    © Jörg Brockstedt
  • Bild 3 von 5
    © Jörg Brockstedt
  • Bild 4 von 5
    © Jörg Brockstedt
  • Bild 5 von 5
    © Jörg Brockstedt
    Alexander Savvas, Friseurmeister, Musiker und Comedy-Fan: »Alles ist so schwierig, da ist Lachen eine ­Lösung.«

Der Mann hat seine Hände überall. Hier justiert er den Scheinwerfer, da klappt er zwei zusätzliche Holzstühle auf, dann wieder steht er am Mischpult und checkt den Ton. Alexander Savvas muss sich beeilen. In wenigen Minuten strömen die ersten Gäste in seinen Friseursalon. Was sie erwartet? Humor statt Haarschnitt.

Wie kam es dazu? Savvas, der schon seit Schulzeiten immer in Bands spielte, sorgte auch auf den großen Weihnachtsfeiern im Salon seines Vaters gern für Livemusik. Als er 2011 als Musiker für eine Sitcom beim lokalen TV-Sender Hamburg 1 engagiert wurde, bekam er Kontakt zu vielen Stand-up-Comedians, die er just zu seinen legendären Weihnachtsfeiern einlud. „Es ist immer so nett! Warum machst du nicht mehr draus?“, fragte einer von ihnen. So entwickelten sie gemeinsam die Idee zur ersten Show im September 2014, deren Tickets innerhalb von zwei Wochen ausverkauft waren.

Der Kassentresen wird zur Bar

Die Tür zum Friseursalon geht auf. Savvas steht jetzt startklar hinter der Bar, die tagsüber noch der Kassentresen war. Auf dem Tresen stehen jetzt Gummibärchen, Dosen mit Nüsschen, Bier für zwei Euro. Über dem Tresen hängt sein Meisterbrief. „Herzlich willkommen“, begrüßt Savvas die Besucher per Handschlag und reißt ihre Tickets ab. „Freie Platzwahl, viel Spaß!“ „Schön, mal wieder hier zu sein!“, entgegnet ein Gast. Der Nächste grüßt von einer gemeinsamen Bekannten. Als Savvas im Augenwinkel beobachtet, wie sich eine ältere Dame an der Garderobe mit ihrer Jacke abmüht, ist er sofort zur Stelle und hilft.

Ein Handgriff, der auch tagsüber zu seinem Alltag gehört, in dem Salon, den sein Vater 1968 gegründet hat und den er 2008 übernahm. Die familiäre Atmosphäre vom Tagesgeschäft überträgt sich sofort auf den Abend. Man kann sich leicht vorstellen, wie die Kundschaft aus dem Stadtteil zum Waschen, Schneiden und Klönen kommt. „Ich mag Menschen“, sagt Savvas. „Ich mag gern mit ihnen reden.“ Am liebsten über Politik. Nicht so gern über Gärten oder Autos, gibt er zu. „Das Friseurhandwerk macht mir sehr viel Spaß. Comedy aber auch. Beides hat Momente, die ich liebe und die ich nicht liebe.“

Bühne frei für die Comedians

20 Uhr. Die Show beginnt. Eingeläutet durch den eingängigen Titelsong „Bababa-baba-Barbershop-Comedy“, den Savvas extra für Barbershop-Comedy geschrieben und mit eingesungen hat. Auf der engen Bühne steht Dennis Grundt, selbst gelernter Friseur und heute Abend der Moderator. Seine launige Begrüßung scheppert etwas. Schwupps springt Savvas aus dem Off hervor, ruft grinsend ein „Das ist live!“ ins Publikum und behebt den Fehler am Kabel. Er hat kein Problem damit, wenn Kleinigkeiten schief laufen. Absolute Perfektion überlässt er gern den Profis, die ca. 50 - 60 Euro Eintritt nehmen. Bei ihm kostet ein Comedy-Abend 15 Euro. Genauso viel wie eine Farbauffrischung auf dem Friseurstuhl. Mancher Kunde nimmt im günstigeren Vorverkauf gleich vier Tickets, und es passiert immer wieder, dass seine Begleiter nach einer lustigen Comedy-Show auch zu neuen Friseurkunden werden.

Zu Beginn gingen alle Einnahmen eines Abends komplett an die Künstler. Heute teilt sich Savvas das Geld mit ihnen nach einem bestimmten Schlüssel. „Ich spiele mit offenen Karten“, sagt er. Das ist nur ein Grund, warum die Comedians gern zu ihm kommen, und sich im Backstage-Raum, der sonst als Pausenküche für seine drei Mitarbeiterinnen dient, fast wie zu Hause fühlen. Dennoch muss der erste Comedian nun raus. Thorsten Bär betritt die Bühne. Der in Hamburg wohnende Hesse kommt von einem Engagement auf der Aida – und mit seinen Späßen im Friseursalon super an. Sein Kumpel mache eine Wodka-Diät, erzählt er. „Verliere zwei Tage in einer Woche.“ Die Leute lachen. Die auf ihn folgende Dorthe Landschulz zeigt auf einer Leinwand Cartoons mit viel Witz.

Alexander Savvas nimmt derweil schon Pizzen entgegen, die ein Lieferdienst als Sponsor zum Sonderpreis bringt. Pause! Alle strömen raus und bekommen Servietten und die im Eintrittspreis enthaltene Pizza in die Hand gedrückt. 15 Kartons für rund 45 Leute. Da muss geteilt werden. „Salami“, „Thunfisch“, „Hühnchen“ rufen die Gäste durcheinander. Durch die Comedians in beste Laune versetzt, plappert bald jeder mit jedem und reißt mutig eigene Gags. Bis Savvas alle wieder reinholt. Jochen Prang kommt auf die Bühne und zum Abschluss rockt Alicja Heldt den Laden. Künstlernamen, die noch nicht in aller Munde sind, aber vielleicht in Zukunft?

Lachen ist eine Lösung

„Ich finde, Leute zum Lachen bringen, das ist so toll!“, begeistert sich Savvas. „Alles ist so schwierig. Da ist Lachen eine Lösung, um Abstand zu bekommen. Ordentlich lachen hilft!“ Durch Barbershop- Comedy hat er nicht nur viele Comedians kennengelernt, sondern auch andere Salons. „Ich bin heute deutlich vernetzter. Der Austausch mit anderen Friseuren tut gut.“ Momentan machen durchschnittlich neun Salons mit, in anderen Hamburger Stadteilen, aber auch auf Sylt, in Bremervörde und Krefeld. Savvas’s Ziel sind 20 Salons in Hamburg. Wer Lust hat, kann gern dabei sein.

Auch sonst gehen dem Vater eines zwei Monate alten Sohns die kreativen Ideen nicht aus. Savvas will einen Hamburg-Song aufnehmen, schreibt ein Theaterstück und bereitet eine Youtube-Comedyreihe vor. Parallel ersinnt er eine Konzeptshow aus Sicht eines Friseurs, mit der ein Künstler auf Deutschland-Tournee gehen könnte. Auf lustige Weise soll den Kunden gezeigt werden, wo es im Umgang manchmal hakt und wo der Wert des Friseurberufs unterschätzt wird. Denn: „Die Menschen mögen ihre Friseure!“ Bei Alexander Savvas sind wir uns da sicher.