Mobile Payment Mobile Bezahlsysteme: Was die Banken Handwerkern anbieten

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Digitalisierung, Kassensysteme und Smartphone

Die mit großen Marketingkampagnen gestartete Markteinführung von Apple Pay hat dem Bezahlen mit dem Smartphone einen neuen Schub gegeben. Fast jeder dritte Deutsche hat laut Umfrage von Verivox inzwischen eine Bezahl-App auf seinem Gerät. Wie Handwerker den Mobile Payment Trend nutzen können.

Bezahlen mit Smartphone
Das mobile Bezahlen per Handy oder QR-Code ist ein Trend, der gerade erst beginnt. - © stockWERK - Fotolia.com

Für immer mehr Kirchenbesucher gehören Klingelbeutel und Opferstock der Vergangenheit an. Sie spenden bargeldlos am „Kollektomaten“. Das heißt, sie legen EC-Karte, Kreditkarte oder Smartphone auf ein Terminal am Kirchenausgang und wählen eine Summe bis maximal 25 Euro. Eine Pin - Eingabe ist nicht notwendig, das Geld wird sofort abgebucht. Mittlerweile bieten nicht nur kirchliche Banken „Kollektomaten“ an. Die Sparkasse Hannover hat 2019 ein solches Gerät für die Kirchen der niedersächsischen Metropole entwickelt.

Apple Pay heizt den Trend zum mobilen Bezahlen an

Das Beispiel zeigt, dass mobiles Bezahlen per Handy auf immer mehr Resonanz stößt. Einer Umfrage vom Herbst 2019 zufolge, die das Verbraucherportal Verivox in Auftrag gegeben hat, haben 27 Prozent der Befragten eine Bezahl - App auf ihrem Smartphone eingerichtet. 23 Prozent haben mit dieser bereits an einer Ladenkasse bezahlt. Vor allem junge Verbraucher zwischen 18 und 29 begeistern sich für mobile Vergütungen. 41 Prozent haben eine Bezahl - App heruntergeladen. „Die Einführung von Apple Pay, die mehrere Banken mit groß angelegten Marketingkampagnen begleitet haben, hat die Verbreitung erheblich beschleunigt“, bilanziert Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Tatsächlich gelten Nutzer des Apple - Produkts iPhone als besonders aufgeschlossen für neue Technologien und fragen auch Mobile Payment verstärkt nach. Allerdings ist diese Zielgruppe eine Minderheit. Gerade mal 20 Prozent der Smartphone - Nutzer haben ein iPhone, die übrigen 80 Prozent nutzen Android - Geräte. „Die Anbieter mobiler Bezahldienste werden noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis das Smartphone als Zahlungsmittel bei allen deutschen Verbrauchern voll akzeptiert ist“, warnt Maier vor voreiligem Optimismus.

An NFC-Terminals kommt kein Unternehmer vorbei

Mobile Payment ist eigentlich ein Sammelbegriff. Er deckt das Bezahlen an mobilen Kartenterminals, online bei E-Commerce - Einkäufen sowie per Smartphone mit Hilfe von Apps ab. Die Apps funktionieren auch auf Tablet, Smartwatch und Fitnesstracker. Die Datenüberragung erfolgt meist mit der RFID - basierenden Nahfeldkommunikation (NFC). Für die Zahlung muss der Nutzer den Bildschirm des Smartphones aktivieren und dieses in wenigstens zehn Zentimetern Entfernung an das Terminal halten. Der Standard selbst wurde von Apple entwickelt. Der Konzern weigerte sich bislang, die NFC - Schnittstelle von iPhones für Drittanbieter freizugeben. Die Politik hat jetzt das Apple - Monopol gebrochen. Im November 2019 verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das den Konzern de facto zur Öffnung seiner Schnittstelle für Drittanbieter verpflichtet. Mittlerweile ist der jahrelange Streit mit den Banken über diesen Schritt entschärft. Weil Apple Pay - das neben Google Pay der bekannteste Online - Zahldienst außerhalb der Bankenwelt ist - seit kurzem auch mit den Kreditkarten externer Finanzinstitute genutzt werden kann, haben diese offenbar kein Interesse mehr an einem eigenen Zugriff auf NFC.

Der Übertragungsstandard entpuppt sich zunehmend als Schlüsselelement für den Durchbruch von Mobile Payment. Wer ein Smartphone mit NFC - Schnittstellen hat, kann fast überall mobil bezahlen. Die meisten Supermarktkassen verfügen über diesen Standard. Und wer ein Smartphone ohne NFC nutzt, kann per QR bzw. Strichcode begleichen. Seit mehreren Jahren bieten Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie einige große Banken eigene Bezahl-Apps an. Mit diesen Lösungen sichern sie sich die Daten ihrer Kunden – und sich selbst eine Einnahmequelle. Das Handwerk kann von dieser Vielfalt nur profitieren. Die Kosten bleiben so vergleichsweise niedrig. Jeder Kassiervorgang klappt schnell, ist hygienisch und fällt unterm Strich kostengünstiger als Bargeld aus, das immer von und zur Hausbank transferiert werden muss. An Terminals mit NFC - Schnittstelle kommt allerdings jetzt kein Unternehmen mehr vorbei. Jedes Gerät, das in den letzten zwei Jahren auf den Markt gekommen ist, erfüllt jedoch diese Voraussetzung, die preiswertesten Versionen kosten deutlich unter 100 Euro .

Übersicht über die Angebote der Banken:

Banken mit eigener App
  • Deutsche Bank : Kunden benötigen ein Konto und eine Mastercard der Deutschen Bank. Mit einem Android - Smartphone können sie die Eigenlösung dieses Instituts nutzen und in zwei Schritten die Bezahlfunktion freischalten. Wenn sie Android 4.4. haben, ist weltweit eine kontaktlose Bezahlung an allen Mastercard - Akzeptanzstellen möglich. Außerdem können Kunden in der Mobile App die „ Deutsche Bank Card Virtual“ beantragen und mit ihr Transaktionen per Apple Pay vornehmen. IPhone - Nutzer können zusätzlich Apple Pay über das Programm Apple Wallet aktivieren. Handwerker, die alle gängigen Zahlverfahren nutzen wollen, benötigen über ein NFC - fähiges Kartenlesegerät hinaus einen Mastercard - Akzeptanzvertrag für Kartenzahlungen .
  • Sparkassen : Die öffentlich-rechtlichen Institute bieten Kunden eine eigene App für Android-Smartphones an, die im Google Play-Store heruntergeladen werden kann. Auf dieser wird eine Girocard (ehem. EC-Karte) oder Mastercard hinterlegt. Visa - Karten sollen demnächst folgen. Die App funktioniert mit jedem (mobilen) Kartenzahlungsterminal, das NFC - fähig ist und kontaktlose Zahlungen unterstützt. Seit kurzem können diese auch über Apple Pay abgewickelt werden. Der Kunde kann hierfür in fast allen Sparkassen seinen Zugang zum Online-Banking und seine aktivierte PushTan-App nutzen.
  • Volks- und Raiffeisenbanken : Mit der VR-Banking - App bieten die meisten genossenschaftlichen Institute eine eigenständige Lösung an. Der Kunde lädt auf dieser App Girocard, Mastercard und Visa - Card und zahlt dann mobil. Er bestätigt den Vorgang mit Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Gerätecode. Die VR-Banking App kann auf allen Android - Smartphones genutzt werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2020 werden die ersten Institute auch Apple Pay anbieten. Das NFC - fähige Terminal, das der Handwerker fürs mobile Zahlungsvorgänge benötig, ist in der Regel im Akzeptanzvertrag bereits enthalten.
Banken in Kooperation mit Zahlsystemanbietern 

Die Zahl der Institute, die Google Pay nutzen, ist zuletzt stark gewachsen. Das Spektrum reicht von nationalen Instituten ( Commerzbank ) über Landesbanken ( BW Bank ) und Direktbanken ( Comdirect , Consorsbank , DKB , ING ) bis hin zu jungen Internetbanken ( N 26 , Netbank ). Jedes Institut bietet auch Apple Pay an. Die Kunden laden die Apps herunter, hinterlegen die Daten ihrer Kreditkarte und zahlen per Smartphone.

Neu am Markt: die Boon App des Finanzdienstleisters Wirecard

Der Kunde, der sich diese App herunterlädt und einen Account einrichtet, erhält eine virtuelle Mastercard als Prepaid – Kreditkarte. Er kann wahlweise mit Apple Pay, Google Pay und anderen Wallets an jedem NFC – Terminal bezahlen und lädt die Karte regelmäßig per Lastschrift oder Kreditkarte auf. Die App selbst läuft lediglich auf jüngeren Betriebssystemen, die nach 2015 auf den Markt gekommen sind – also iOS 11 oder höher für iPhones und Lolipopp 5.0 für Android. Sie ist laut Wirecard für jeden Kunden umsonst - „ ohne zusätzliche oder versteckte Kosten“.