Firmenphilosophie Zeitwertkonto: Familienfreundlichkeit steht an erster Stelle

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Viele Handwerker machen sich Gedanken, ob sie ihren harten Job wirklich bis zur Rente durchhalten können. Die Lösung der Norrenbrock Zimmerei GmbH & Co. KG ist die Einführung eines Zeitwertkontos. Und nicht nur das – der Betrieb legt besonderen Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Pauline und Norbert Norrenbrock (links) freuen sich über ein familienfreundliches Betriebsklima in ihrer Zimmerei. - © Jens Nieth

"Alle 19 Mitarbeiter waren sehr zufrieden mit den Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und Familie, da gab es keine Vorschläge, was wir besser machen sollten", erinnert sich die Unternehmerfrau Pauline Norrenbrock. Sie und ihr Mann Norbert von der Norrenbrock Zimmerei GmbH & Co. KG, haben sich vor vier Jahren von der Emsländer Stiftung Familie und Beruf zertifizieren lassen und können nun mit dem Siegel "Familienfreundlicher Betrieb" werben.

Arbeiten bis zur Rente?

Doch was bedeutet das genau, ein familienfreundlicher Betrieb zu sein? Eines der wichtigsten Werkzeuge dabei: Arbeitszeitkonten. Als langjährige Geschäftsführerin des Abbund-Centers in Vrees (Emsland) wusste Pauline Norrenbrock, dass sich viele ihrer Mitarbeiter Gedanken darüber machen, ob sie den harten Job als Zimmerer wirklich bis zur Rente durchhalten können. So griff sie den Vorschlag der Mentorin der Familienstiftung nur all zu gerne auf, den fest angestellten Mitarbeitern ein so genanntes Zeitwertkonto anzubieten. Auf dieses kann Geld sowie Zeit eingezahlt werden.

Vielseitige Varianten sind möglich

Die Konten der Mitarbeiter bieten vielfältige Möglichkeiten, die Lebensarbeitszeit flexibel und vor allem familienfreundlich zu gestalten. Und nicht nur das - sie können auch zeitweise für Entlastung sorgen. So gibt es die Möglichkeit zum Sabbatical, eine Reduzierung der Arbeitszeit für die Kindererziehung und zur häuslichen Pflege. Die Auszeiten können flexibel sowie ein Arbeitsleben lang an das Zeitwertkonto angepasst werden. So ist nicht nur eine Ausweitung der Elternzeit möglich, sondern beispielsweise auch eine Reduzierung der Arbeitszeit ohne Gehaltseinbußen. Auf diese Weise kann ein gleitender Vorruhestand erreicht und damit das Renteneintrittsalter individuell gestaltet werden.

Die Vorteile überzeugen

In einigen Handwerksbetrieben kennt man das Instrument zur Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit zwar noch nicht, doch die Vorteile sind überzeugend. "Ältere Mitarbeiter, die nicht mehr so leistungsfähig sind, können früher Platz schaffen für Jüngere. Aber auch die zahllosen Überstunden lassen sich sinnvoll für beide Seiten nutzen", meint Pauline Norrenbrock.

Einen Haken gibt es meistens immer

Der einzige Haken am System waren am Anfang die Kosten des Dienstleisters. Dieser betreut die Zeitwertkonten und vereinbart mit den Mitarbeitern individuelle Lösungen. Für die Einrichtung des Systems wurden 500 Euro pro Arbeitnehmer, der sich beteiligt, fällig. Hinzu kommen je Mitarbeiter und Jahr noch 30 Euro Verwaltungsgebühren, die der Betrieb zahlen muss. In der Zimmerei Norrenbrock haben sich knapp die Hälfte der Arbeitnehmer für ein Zeitwertkonto entschieden. Geld hin oder her, für das Ehepaar Norrenbrock ist klar: "Unsere Mitarbeiter sind uns genauso viel wert, wie wir uns als Unternehmer wert sind." Sie leben die Führungsphilosophie, "die Mitarbeiter als Partner" zu betrachten.

Das Konzept zahlt sich aus

Die Meister und Gesellen wissen das familienfreundliche Betriebsklima zu schätzen - und das auch außerhalb der Arbeitszeitkonten. Denn die Familienangehörigen werden mit eingebunden: Ganz egal, ob bei regionalem Brauchtum, der Geburt eines Kindes oder Fachmessen.

Mitarbeiter als Partner bei der Norrenbrock Zimmerei