Zeitmanagement Mit System aus der Zeitfalle

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Burnout und Zielerreichung

Ihnen schwirrt schon morgens der Kopf, Sie haben keine Zeit mehr fĂŒr Privates? Dann ist es höchste Zeit, sich wie BĂ€ckermeister Jörn Beckmann, besser zu organisieren. handwerk magazin stellt die wichtigsten Planungshilfen fĂŒr Unternehmer mit Beispielen aus der Praxis vor.

Bestens organisiert dank einheitlicher Planung: Firmenchef Martin Schaaf (Mi.) und seine Mitarbeiter Mark Holzwarth und Katja Rabel arbeiten nach dem gleichen System. - © KD Busch

Ihnen schwirrt schon morgens der Kopf, Sie haben keinen Raum mehr fĂŒr Privates und stĂ€ndig ein schlechtes Gewissen? Dann ist es höchste Zeit, sich gezielt FreirĂ€ume zu schaffen. handwerk magazin stellt die wichtigsten Planungshilfen fĂŒr Unternehmer vor.

Ohne seinen Planer geht Flaschnermeister Martin Schaaf nicht aus dem Haus: Zum Leidwesen seiner Frau, wie der Stuttgarter Unternehmer mit einem Augenzwinkern einrĂ€umt: „Die schönsten Sachen fallen einem halt beim Sonntagsspaziergang ein.“ Zum handlichen Helfrecht-Planer im Westentaschenformat kam Schaaf auf Empfehlung eines Kollegen. Fast 15 Jahre hat er die Organisationshilfe nur als Kalender benutzt. 2005 besuchte er die HelfRecht-Planungstage fĂŒr Unternehmer, um das hinter dem Kalender steckende System zur Zeit- und Zielplanung kennen zu lernen. „Das hat einen richtigen Schub gegeben“, erinnert sich Schaaf.

Obwohl er inzwischen einen gut gehenden Betrieb leitete, hatte er sich nie verbindlich mit seinen unternehmerischen und persönlichen Lebenszielen auseinandergesetzt. Da sich in einem Familienbetrieb mit zwölf Mitarbeitern beide Ebenen naturgemĂ€ĂŸ ĂŒberschneiden, absolvierte er ein Jahr spĂ€ter auch die Planungstage fĂŒr die private Zielerreichung. „Die persönlichen Ziele kann ich nur erreichen, wenn die Firma funktioniert“, hat der Flaschnermeister gelernt.

Lebte er frĂŒher oft in den Tag hinein und ließ sich die Arbeitszeit von den anstehenden Aufgaben gestalten, setzt er heute klare PrioritĂ€ten: „FrĂŒher habe ich die Kundentermine immer ĂŒber die ganze Woche verteilt, heute arbeite ich alle konsequent an einem Tag ab.“

Delegieren statt rotieren

Jeden Tag hat er eine störungsfreie Zeit fĂŒr sich reserviert, in der er sich um seine Kernaufgaben als Unternehmer kĂŒmmert. Den Freiraum dafĂŒr erhĂ€lt Schaaf durch Delegation. So arbeiten die beiden Mitarbeiter seines FĂŒhrungsteams inzwischen auch nach dem HelfRecht-Prinzip, was die Aufgabenverteilung und Kommunikation nach Aussage des Unternehmers erleichtert: „Inzwischen klappt es ganz gut, doch dahinter steht ein Prozess, der laufend aktualisiert und fortgeschrieben werden muss.“

Wie wertvoll ein solches Instrument gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sein kann, bestĂ€tigt HelfRecht-Kommunikationsexperte Christoph Beck: „Wenn es stressig wird und der Druck steigt, kann eine kritische Selbstanalyse dabei helfen, die notwendigen Perspektiven zu entdecken.“ Voraussetzung ist die Auseinandersetzung des Unternehmers mit seinen persönlichen und unternehmerischen Zielen. Denn ohne die, sind sich Selbstmanagement- Experten einig, fehlt nicht nur die Basis fĂŒr sinnvolle unternehmerische Entscheidungen, sondern es beginnt auch ein nahezu klassischer Teufelskreis: „Der Unternehmer ist ĂŒberfordert, verzettelt sich in NebensĂ€chlichkeiten, hĂ€lt Termine nicht ein und die Kunden beschweren sich“, fasst Zeitmanagement-Guru Dr. Lothar Seiwert (siehe Interview) das Alltags-Dilemma zusammen. Als Folge davon sinkt mit dem wirtschaftlichen Erfolg auch die LebensqualitĂ€t, weil kein Raum mehr fĂŒr private Dinge bleibt.

Ein typisches Unternehmerschicksal? BĂ€ckermeister Jörn Beckmann in Bremen ist anderer Meinung: „Sechs bis acht Wochen Urlaub im Jahr mĂŒssen sein.“ Was vielen seiner Kollegen wie ein Traum vorkommt, ist fĂŒr ihn und seine Frau Marion schon seit Jahren RealitĂ€t. Als GĂ€ste in einem österreichischen Hotel hatten sie gleich hinterfragt, was hinter dem besonderen Engagement des Personals steckte. So kamen sie auf das Zeit- und Zielplanungssystem von SchmidtColleg, dessen Namensgeber und GrĂŒnder Josef Schmidt ebenfalls BĂ€ckermeister ist.

Ziele konsequent umsetzen

Nachdem Jörn und Marion Beckmann im Abstand von einem Jahr das Seminar „Unternehmerenergie“ besucht hatten, entwickelten sie gemeinsam ihre persönliche Wachstumsstrategie fĂŒr die damals zehn Mitarbeiter zĂ€hlende BĂ€ckerei: „Wir wollten hier in Bremen-Nord vor allem ĂŒber Großkunden im WiederverkĂ€uferbereich wachsen“, erklĂ€rt der Betriebswirt des Handwerks. Das gelang perfekt die HĂ€lfte des Umsatzes erwirtschaftet die inzwischen 60 Mitarbeiter zĂ€hlende BĂ€ckerei bei KrankenhĂ€usern und der UniversitĂ€t.

Um die gesteckten Ziele auch wirklich zu erreichen, ist es mit dem einmaligen Aufschreiben natĂŒrlich nicht getan. So kommt es im Alltag vor allem darauf an, die komplexen großen Ziele auf handliche Teilziele herunterzubrechen und konsequent an deren Umsetzung zu arbeiten. „Eine gewisse Struktur im Umfeld gehört natĂŒrlich auch dazu“, weiß HelfRecht-Experte Beck.

Passen Zieldefinition und Konsequenz, ist es nach Becks Erfahrung sekundĂ€r, welches Hilfsmittel der Unternehmer zur Organisation einsetzt: „Elektronische Planer sind gute Datenspeicher und Kommunikatoren, wer viel unterwegs ist, kommt dagegen meist nicht ohne handschriftliche Notizen aus.“

Ohne Transparenz geht nichts

Jörn Beckmann ist nach einigen Jahren vorwiegend elektronischer Planung inzwischen wieder zum Papier zurĂŒckgekehrt: „Das ist einfach ĂŒbersichtlicher, den PDA nutze ich noch fĂŒr wiederkehrende EintrĂ€ge, Adressen und Abstimmungen im Team.“ Seine nĂ€chste wichtige Planungsrunde steht bereits im November an. Dann geht das Ehepaar Beckmann fĂŒr vier Tage in Klausur, um die weitere Expansion ĂŒber Filialen fĂŒr die nĂ€chsten fĂŒnf Jahre zu planen. Basis dafĂŒr sind die Ausarbeitungen der Abteilungsleiter: „Bei uns herrscht absolute Transparenz und wir treffen alle Entscheidungen im Team“, erklĂ€rt der 45-JĂ€hrige stolz. So wird der vom FĂŒhrungsteam erarbeitete Leitfaden fĂŒr das nĂ€chste Jahr an alle Mitarbeiter verteilt. FĂŒr die Anwendung im Alltag gibt es entsprechende Monats- und Tagesziele. Ein Aufwand, der sich laut Beckmann lohnt: „Ohne die Checklisten und Werkzeuge, die dem Prozess Struktur und Sicherheit bieten, wĂ€re unser Wachstum strategisch so sicher nicht passiert.“

Flaschnermeister Martin Schaaf kann diese Erfahrung nur bestĂ€tigen. Obwohl es anfangs ungewohnt war, ĂŒber Ziele und Zahlen zu reden, sieht er sich auf dem richtigen Weg. „Die Zahlen sind ja kein Geheimnis, letztlich ist alles ein Geben und Nehmen.“ Gerade in seiner Branche, wo er die Mitarbeiter auf der Baustelle nicht laufend ĂŒberwachen kann, sei Vertrauen ein entscheidender Faktor: „HĂ€tte ich die Organisation von Beginn an besser im Griff gehabt, hĂ€tte ich in den ersten Jahren viel Geld sparen können“, ist Schaaf ĂŒberzeugt.