Profisportler Mit Spitzensport und ­Sahnehäubchen

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Der gelernte Konditor Toni Lautenbacher aus Benediktbeuern entschied sich für eine Karriere als professioneller Skibergsteiger. Doch sein Herz schlägt nicht nur für den Profisport. Das Backen wird immer einen großen Platz in seinem Leben einnehmen.

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    Der Profisportler nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil. Zur Vorbereitung absolviert er mindestens 50 Tage im Schnee.
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    Skibergsteigen ist Hochleistungssport. Als Königsdisziplin gilt der Individual-Wettkampf.
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    Toni Lauten­bacher nahm schon an mehr als 25 Wettkämpfen teil und erkämpfte fünf mal den ersten Platz.

Auch diesen Herbst hieß es für Toni Lautenbacher wieder: ab ins Trainingslager in den Alpen! Seinen dritten Lehrgang in diesem Jahr absolvierte er in Österreich. An vier Tagen wanderte er mit Skiern an den Füßen über Schnee und Gletscher. Drei Stunden am Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag. Und die nächste Trainingseinheit wartet schon. „Skibergsteigen auf Profiniveau, das ist ein brutales Leistungslevel“, sagt er.

Wunschberuf Konditor

Skibergsteiger, auch Skitourengeher genannt, wollte der 25-Jährige aber nicht immer werden. Mit 15 Jahren stand er wie die meisten Schüler vor der Frage, welchen beruflichen Weg er einschlägt: „Ich schnupperte dann in eine Konditorei rein und war sofort fasziniert von dem Handwerk.“ Kreativ sein. Etwas mit seinen Händen formen. Das bedeutet die Arbeit in einer Konditorei für ihn. Drei Jahre dauerte die Lehre zum Konditor. „Drei Jahre, in denen ich so gut wie keine Zeit für Sport hatte“, fügt er hinzu.

Einstieg ins Skibergsteigen

In seiner Jugend lief Toni Lautenbacher viel Ski. „Meine Eltern gaben mir die Sportbegeisterung mit“, sagt er über seine Leidenschaft. Nach der Lehre zog ihn die Bundeswehr im Jahr 2009 zum Wehrdienst ein. Erst 2011 schränkte das Bundeskabinett die Wehrpflicht für den Spannungs- und Verteidigungsfall ein. In seiner Grundwehrzeit wurde er den Gebirgsjägern zugeteilt. „Dort entdeckte ich das Skibergsteigen für mich und durfte die ersten Rennen laufen.“

Nach dem Wehrdienst arbeitete er wieder als Geselle in einer Konditorei. Zwei Jahre backte er hauptberuflich Torten. In seiner Freizeit verschrieb er sich jedoch dem Sport. Genauer: dem Skibergsteigen. Er war gut. So gut, dass ihn der Deutsche Alpenverein in die Nationalmannschaft berief. In der Wintersaison 2012/2013 gewann er seinen ersten Preis. Er machte den 3. Platz in der Deutsche Meisterschaft im Vertical (siehe Kasten, Seite 73).

Erfolge im Profisport

Erneut stand der gelernte Konditor vor einer wichtigen Frage: „Mache ich meinen Konditormeister oder werde ich Profisportler?“ Er entschied sich für eine Karriere als Profi. Seit 2014 unterstützt ihn die Bundeswehr als Spitzensportler. Im Winter 2014/2015 wurde Toni Lautenbacher dann zum ersten Mal Deutscher Meister in der Disziplin Individual. „Da ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen.“

Es folgte der Wettkampf um die Marmotta Trophy in Italien. Er holte die ersten Plätze in den Kategorien Individual und Vertical. Im Sommer 2016 machte der Profisportler sich dann auch im Berglauf einen Namen. Er bewältigte als Schnellster von 500 Teilnehmern eine Strecke mit einer Länge von acht Kilometern und 920 Höhenmetern und wurde so Deutscher Berglaufmeister 2016. Zu seinen schönsten Erinnerungen gehört allerdings die Weltmeisterschaft im Skibergsteigen im Winter 2014/2015 in der Schweiz. Er ergatterte den siebten Platz im Vertical. „Es fühlt sich toll an, zu den Weltbesten zu gehören. Da weiß man, wofür man arbeitet und trainiert.“

Nach der Profisportkarriere

Für immer Profisportler sein, möchte er aber nicht. Dafür sei der Sport zu fordernd. Sein Vertrag bei der Bundeswehr läuft noch zweieinhalb Jahre. Für die Zeit nach der Profikarriere hat er noch keine Entscheidung gefällt: „Vielleicht mache ich meinen Meister.“ Wenn er den Weg als Konditormeister einschlägt, dann als sein eigener Chef: „Ich will auf meinen eigenen Beinen stehen.“

Sein Einsatz im Sport zeigt: Die Ausdauer und Selbstdisziplin dafür hätte er. Der Profisportler trainiert zu 80 Prozent eigenverantwortlich. Im Sommer bereitet er sich unter anderem mit Radfahren und Berglaufen auf die Skibergsteigsaison vor, die von Januar bis Ende April andauert. Nur im Herbst trainiert er auf Lehrgängen mit seinen Kollegen. „Wir sind sechs Leute in der Nationalmannschaft und in ganz Deutschland verstreut. Da muss man viel Eigenverantwortung zeigen.“ Welche Entscheidung er für seine Zukunft auch trifft, der Sport und die Konditorei werden immer ein Teil seines Lebens sein. „Im Sommer helfe ich öfter mal in einer Konditorei aus“, erklärt er. Finanzielle Gründe gebe es nicht. Es sei vielmehr ein Ausgleich zum Sport und außerdem wolle er die Verbindung zum Handwerk nicht verlieren.

„Die Leidenschaft brachte mich zum Handwerk, und lässt mich so gut im Sport sein“, sagt Toni Lautenbacher. Die ersten Qualifizierungswettkämpfe für die nächste Saison stehen schon an. Freude schwingt in seiner Stimme mit: „Skibergsteigen ist knallhart. Aber ich bin gerne in der Natur und mag es, mich an meine Grenzen zu bringen. Zu 90 Prozent motiviert mich der Spaß am Sport zu Höchstleistungen.“