Ernährungshandwerke Mit Service-Ideen gegen Preisdumping

Gegen "Geiz ist geil" können Bäcker, Konditoren und Fleischer mit Kundenorientierung und Beratung "anstinken". Darin stimmten die 160 Teilnehmer der gemeinsamen Veranstaltung der Initiative dienstleistung | NRW und des Management-Centers Handwerk (MCH) "Profil statt Preiskampf: Innovative Dienstleistungskonzepte für das Ernährungshandwerk" überein.

Ernährungshandwerke

Mit Service-Ideen gegen Preisdumping

Ob traditionelle Eifelspezialitäten, die beste Fleischwurst Deutschlands oder das "Brot mit Kick" – es muss schon etwas Besonderes sein, mit dem man sich als handwerklicher Fachbetrieb von der Konkurrenz nicht zuletzt der Discounter absetzt.

Die Spezialisierung sei ein Weg, um Kunden den etwas höheren Preis "schmackhaft" zu machen. Produkttransparenz, die fachliche Beratung und das Eingehen auf die Verbraucher seien andere Stärken, auf die die Ernährungshandwerke setzen sollten.

Best-Practice: Die drei im Rheinischen Industriemuseum in Oberhausen vorgestellten Betriebe haben diesen Ratschlag bereits auf sehr unterschiedliche Weise befolgt.

1. Regionale Qualität

Anja Heinen setzt in der von ihr und ihrem Mann geführten Bäckerei im Eifelstädtchen Nettersheim stark auf die regionale "Karte". Als einzige Bäckerei bisher hat sie sich für das Markenzeichen "Eifel _ Qualität ist unsere Natur" qualifiziert. Der Verbund stellt "Qualität und Regionalität in den Mittelpunkt" seines Marketings. Das Logo, ein kleines gelbes "e", soll Verbrauchern und Touristen Klasse statt Masse, hochwertige und sichere Produkte zu angemessenen Preisen, Originalität, Kontrolle und Transparenz signalisieren. Bei Heinen sind das nicht zuletzt traditionelle Backwaren und Gerichte wie der "Döppekooche". Als Ergänzung dazu führt man Aktionen zur Kundenbindung durch, etwa ein Hexenhäuschenbauen für Kinder oder ein Möhnenfrühstück an Karneval.

2. Fachbetrieb für Ernährung

Für Fleischermeister Michael Müller aus Hattingen brachte der Sieg bei der Offenen Deutschen Fleischwurstmeisterschaft einen großen Schub für sein Unternehmen, ablesbar in einem Imagegewinn und einem höheren Umsatz, der unter anderem auf neue Kunden zurückgeht. Müller nutzte die mit dem Pokalgewinn verbundene Aufmerksamkeit dafür, seine Kompetenz als "Fachmann für Ernährung" herauszustellen und zu betonen, dass seine Fleisch- und Wurstwaren in traditioneller Weise hergestellt werden. Vor seinen Handwerkskollegen plädierte er für mehr Zusammenarbeit innerhalb, aber auch zwischen den Gewerken, um sich so "gegen den Wettbewerb abzugrenzen".

3. Spezialisierung

Das ist der Weg, den Josef Hinkel geht. Seine Düsseldorfer "Bäckerei für Brotfreunde" beschränkt sich nahezu ausschließlich auf Brot und Brötchen. "Damit will ich die Nummer 1 sein und bleiben – trotz der großen Konkurrenz rund um meine beiden Läden", unterstrich er. Neben dem besonderen "Kick" seiner Waren hält er die freundliche Beratung für besonders wichtig. Sein Rat dazu: "Der Chef muss für eine positive Stimmung im Unternehmen sorgen. In diesem guten Grundklima gelingt es dann den Verkaufsmitarbeitern, einen Stimmungsbogen zu den Kunden aufzubauen." Wer sich im Übrigen bei Hinkel über die Zutaten der Produkte informieren will, kann dies unter anderem an einem Touch-Screen-Monitor tun.

4. Mitarbeiter stärken

Das Team hinter der Theke hat auch für Unternehmensberaterin Barbara Krieger-Mettbach eine Schlüsselposition inne: Der Verkäufer und die Verkäuferin seien "Aushängeschilder und Vertrauensbotschafter des Betriebs und Mittler zwischen Kunde und Unternehmer", erläuterte sie dazu. "Freundlichkeit, Kundenorientierung, Spaß am Bedienen und Beraten sind Voraussetzungen für den Erfolg im Handwerk.

Jede Verkäuferin sollte die entsprechende Grundeinstellung in sich tragen. Für die Gestaltung des Rahmens ist der Chef verantwortlich." Eine fachlich fundierte Beratung über die Produkte und auch ihre Inhaltsstoffe sowie ein guter Service seien die "Extras", der "Zusatznutzen", mit denen sich die Nahrungsmittelhandwerke gegenüber den Discountern und deren Preisdumping absetzen könnten. Gerade bei der Ernährungsberatung sind die Metzger und Bäcker aber nach Ansicht von Krieger-Mettbach noch zu zögerlich.