Mit Allrad durch dick und dünn

Transporter | Wer seinem Fahrzeug schwieriges Gelände zumuten muss oder oft schwere Anhänger zieht, fährt besser mit Allradantrieb. Ihn gibt es ab Werk schon für etwa 2500 Euro Aufpreis.

Mit Allrad durch dick und dünn

Herkömmliche Transporter haben Vorder- oder Hinterradantrieb. Das reicht für den normalen Straßenverkehr. Abseits der Straßen, am steilen Berg, im Schlamm von Großbaustellen oder im unwegsamen Tagebau bleibt solch ein Fahrzeug aber leicht stecken. Dann ist Allradantrieb gefragt. Und auch Abenteurer brauchen für ihren Dschungeltrip ein geländegängiges Wohnmobil. Gemessen am gesamten Markt leichter Nutzfahrzeuge ist der Bedarf an 4x4-Transportern gering. Die großen Hersteller überlassen dieses Feld daher häufig Spezialisten, die entweder den Großen zuliefern oder auf eigenes Risiko arbeiten. In letzterem Fall geht, wenn der Fahrzeughersteller keine Freigabe erteilt hat, die Werksgarantie flöten. Das sollte man wissen und entsprechend vorsichtig sein. Namhafte Hersteller wie Dangel oder Achleitner jedoch liefern die Umrüstung samt Garantie.

Iveco Daily 4x4

Für Iveco ist der Daily 4x4 mehr als ein Prestige-Objekt. Das Militär zählt zu den Abnehmern und entsprechend widmet man sich ihm mit gebotener Sorgfalt. Kommunalbetriebe und Gebirgsfeuerwehr wie auch Land-, Bau- und Forstwirtschaft profitieren davon. Der Allrad-Daily ist kein umgerüsteter Transporter, sondern eine Eigenkonstruktion mit speziellem Leiterrahmen und ausgesprochenem Offroad-Fahrwerk. Starrachse vorn, permanenter Allradantrieb, Geländebereifung sowie viel Bodenfreiheit und große Böschungswinkel kennzeichnen den Italiener. Im Fahrerhaus findet man weitgehend den Standard der Straßenversion des Daily.

Den Daily 4x4 gibt es als Pritschenwagen mit Einzel- oder Doppelkabine, jeweils mit 3,5 oder 5,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, dazu zwei Radstände bei der Einzelkabine. Den Antrieb besorgt ein 3,0-Liter-Vierzylindermotor mit 130 kW (176 PS) und 400 Nm Drehmomentmaximum. Das Sechsgang-Schaltgetriebe ist mit einem Verteilergetriebe mit langer und kurzer Übersetzung kombiniert, sodass auf der Straße und im Gelände jeweils zwölf Gänge zur Verfügung stehen. Zudem kann eine Differenzialsperre (längs) geschaltet werden. Nebenabtriebe und Hydraulikanschlüsse stehen für Anbaugeräte zur Verfügung.
Wer andere Versionen des Iveco Daily sucht, wird bei Achleitner in Wörgl, Österreich, fündig. Als Pias 4x4 werden alle Aufbau- und Fahrgestellvarianten mit 3,5 bis 6,5 Tonnen Gesamtgewicht und bis zu acht Radständen auf Geländegängigkeit getrimmt.

Mercedes-Benz Sprinter

Achleitner liefert als Mantra 4x4 auch einen geländegängigen Mercedes Sprinter. Fahrgestelle mit Einzel- oder Doppelkabine, Kastenwagen, Kombi und Pritschenwagen mit 3,5, mit 4,6 und mit 5,0 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht rüsten die Österreicher um. Auch eine 6,0-Tonnen-Version wird angeboten.

Motorisiert sind sie mit dem 2,2-Liter-Vierzylinderdiesel mit 110 kW (150 PS) oder dem 3,0-V6-Diesel mit 135 kW (184 PS). Die Fahrzeuge haben permanenten Allradantrieb mit Geländeuntersetzung. Gegen Aufpreis gibt es eine manuell schaltbare Differenzialsperre an der Hinterachse und eine weitere an der Vorderachse. Die Vorderachse ist mit Schraubenfedern einzeln aufgehängt, Blattfedern dämpfen die starre Hinterachse. Die Fahrgestellerhöhung beträgt je nach Bereifung 125 oder 150 Millimeter. 240 bis 260 Kilogramm Mehrgewicht bringt der Allradantrieb auf die Waage.

Mercedes-Benz Vito

Den Vito 4x4 von Mercedes-Benz gibt es mit zwei Radständen, drei Gesamtlängen sowie als Kastenwagen, Kombi und Mixto. Auch hier regelt der permanente Allradantrieb den Antrieb im Verhältnis 35:65 zwischen vorn und hinten. Das elektronische Traktionssystem 4ETS übernimmt die Feinsteuerung, indem es durchdrehende Räder kurz anbremst und mehr Kraft auf die Räder mit Griff leitet. Der Allradantrieb bringt 80 bis 115 Kilogramm zusätzlich auf die Waage; das zulässige Gesamtgewicht von 2,77 oder 2,94 Tonnen wird aber nicht erhöht. Um 20 Prozent verbessert sich die Steigfähigkeit. Die geringste Bodenfreiheit (vorn) beträgt 150 Millimeter. Mit weniger als zwei Metern Gesamthöhe passt der Allrad-Vito – ebenso wie die Pkw-Version Viano 4MATIC – in Garagen, Parkhäuser und Waschanlagen.

VW T5 4Motion

Erfolgreich im Markt sind Transporter und Multivan 4MOTION aus dem werkseigenen Sonderbau von VW. Der T5 in all seiner Vielfalt gewinnt durch den Einbau spezieller Federn 30 Millimeter Bodenfreiheit, die bei entsprechender AT-Bereifung noch einmal um 28 Millimeter zunehmen kann. Als Motoren stehen für den Allrad-Bully zwei 2,5-Liter-Dieselmotoren mit 96 und 128 kW (130 und 174 PS) und ein 3,2-Liter-V6-Benziner mit 173 kW (235 PS) bereit. ABS, ASR, ESP und EDS (elektronische Differenzialsperre) sind serienmäßig. Die Verteilung der Antriebskraft besorgt eine Haldex-Lamellenkupplung, die axial vor der Hinterachse sitzt und reagiert, sobald die Sensoren erhöhten Schlupf an den Rädern registrieren. Dann stabilisiert die Elektronik das Fahrzeug. Bei normaler Straßenfahrt gehen 90 Prozent der Antriebskraft an die Vorderachse, im Extremfall, etwa steil bergauf, sorgen die Hinterräder für Vortrieb.
Mit starken Worten hatte Volkswagen noch Ende 2006 das Konzept eines Offroaders namens Atacama auf Basis des VW Crafter präsentiert. Heute will man davon nichts mehr wissen; der Allrad-Crafter ist in Hannover zurzeit nicht mehr im Plan. Auch Achleitner, der den baugleichen Mercedes Sprinter geländetauglich macht, kann oder darf den 4x4-Crafter nicht liefern.

Citroën, Fiat, Peugeot

Citroën, Fiat und Peugeot lassen Jumper 4x4, Ducato 4x4 und Boxer 4x4 vom Spezialisten Dangel in Sentheim, Frankreich, umbauen. Im Unterschied zu allen anderen Herstellern baut Dangel keinen permanenten Allradantrieb ein, sondern verwendet ein sechsgängiges 4x4-Getriebe mit Visko-Kupplung. Diese lenkt bei entsprechendem Bedarf das Drehmoment automatisch auf die Hinterräder. Das schafft Geländegängigkeit und gibt Sicherheit auf winterlichen Straßen. Getriebeübersetzungen und Bereifung bleiben unverändert. Die Bodenfreiheit beträgt 165 Millimeter. Motoren sind die 2,2-Liter-Diesel mit 74 oder 88 kW (100 oder 120 PS). Noch allerdings ist die Produktion nicht freigegeben. Gegen Jahresmitte 2008 soll es losgehen. Peugeot kündigt für den gleichen Zeitpunkt auch die Vorstellung eines Expert 4x4 an.

Ford Transit

Vorerst nur erst als Prototyp existiert der Ford Transit AWD. Der in England bei County Trac gebaute Allrad-Transporter wird voraussichtlich im Sommer 2008 in Produktion gehen.

Toyota Hiace 4x4

Im Programm der 2007 neu eingeführten Transporter von Toyota findet man den Hiace 4x4, der allerdings nur als Kastenwagen angeboten wird. Motorisiert mit dem stärksten Diesel im Programm, dem 2,5-Liter mit 86 kW (117 PS), sorgt eine Visko-Kupplung für begrenzte Geländetauglichkeit. Die Visko-Kupplung leitet automatisch Antriebskraft auf die Vorderräder, wenn der normale Hinterradantrieb nicht mehr voll greift. Durch das Mehrgewicht von rund 100 Kilogramm erhöht sich das zulässige Gesamtgewicht auf 2,9 Tonnen.
Soll es in ganz schweres Gelände gehen, dann sind die Spezialisten gefragt. Zu denen gehören Iglhaut in Marktbreit (www.iglhaut-allrad.de) und Seikel in Freigericht (www.seikel.de). Dort werden VW Transporter T5 und Mercedes Vito oder Sprinter in diversen Konfigurationen auf Wüsteneignung getrimmt.

Jörn Turner

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de