Statistik Arbeitsunfälle 2020: 20 Prozent weniger Unfälle mit Todesfolge

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Wie die Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für das erste Halbjahr 2020 zeigt, hat die Corona-Pandemie das Unfall- und Erkrankungsgeschehen bei der Arbeit deutlich beeinflusst. Während die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle um fast ein Drittel geringer ausfiel als im Vorjahreszeitraum, gab es einen deutlichen Anstieg bei den gemeldeten Berufskrankheiten.

Dachdecker, Spitzdach, Arbeitsunfälle
Weniger Arbeitsunfälle 2020: "Die Corona-Pandemie hat mittelbar deutliche Spuren im Unfallgeschehen hinterlassen", erklärt Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. - © karepa - stock.adobe.com

Nach vorläufigen Berechnungen der DGUV, des Spitzenverbands der Berufsgenossenschaften in Berlin, sank die Zahl der Arbeitsunfälle im vergangenen Jahr um 12,8 Prozent. Noch deutlicher fiel der Rückgang bei den Wegeunfällen aus: Auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause ereigneten sich 152.773 Unfälle, das sind 18,2 Prozent weniger als 2019.

397 Arbeitsunfälle mit Todesfolge in 2020

Die Zahl der Beschäftigten, die auf ihrem Weg zur oder von der Arbeit einen tödlichen Unfall erlitten, ging um 75 Fälle auf 234 zurück. Die Zahl derjenigen, die bei einem Arbeitsunfall starben, verringerte sich um 20 Prozent: von 497 in 2019 auf 397 im Jahr 2020.

Der starke prozentuale Rückgang bei den tödlichen Arbeitsunfällen ist nach Aussage der DGUV-Experten jedoch nur zum Teil der Pandemie geschuldet. 2019 hatte die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle außergewöhnlich hoch gelegen. Grund hierfür war, dass durch den Abschluss von Strafprozessen einige Todesfälle aus den Jahren 2000 bis 2005 erst 2019 in die Statistik aufgenommen wurden.

Kurzarbeit und Homeoffice senken Unfallrisiko

„Die Corona-Pandemie hat mittelbar deutliche Spuren im Unfallgeschehen hinterlassen“, erklärt Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. Weil viele Beschäftigte in Kurzarbeit gegangen sind und Millionen während des Lockdowns von zu Hause aus gearbeitet haben, ist der massive Rückgang des Unfallgeschehens nach seiner Einschätzung keine Überraschung. So sei etwa das Wegeunfallrisiko durch das Homeoffice praktisch ausgeschaltet worden. Andererseits gibt es laut Hussy im Zusammenhang mit Covid-19 überproportional viele Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit.

Berufskrankheiten: Corona treibt Verdachtsanzeigen nach oben

Beschäftigte in stationären oder ambulanten medizinischen Einrichtungen und in Laboratorien können eine Covid-19-Erkrankung unter bestimmten Voraussetzungen als Berufskrankheit anerkennen lassen. 2020 erhielten die Unfallversicherungsträger insgesamt 30.329 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Davon wurden bis Ende des vergangenen Jahres 22.863 Fälle entschieden, 18.069 wurden anerkannt.

Die Zahl der im Jahr 2020 insgesamt eingegangenen Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit ist laut DGUV mit 105.759 Fällen gegenüber dem Vorjahreswert um 25.627 oder 32 Prozent gestiegen. Entschieden wurden 102.623 Fälle, was eine Zunahme um mehr als 31 Prozent bedeutet. Die Fälle, bei denen sich der Verdacht auf eine Berufskrankheit bestätigt hat, lag mit 53.880 um fast 53 Prozent höher als noch im Jahr 2019. Bei den anerkannten Fällen ist eine Zunahme um knapp 109 Prozent auf 37.886 zu verzeichnen.