Mehr Spaß im Job als Meister

Meisterstudie Erstklassige Ausbildung, viel Spaß im Job: Handwerksmeister sind mit ihrer Arbeit voll und ganz zufrieden. Das bestätigt eine Studie von Würth. Ein Plädoyer für das Handwerk.

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    Christian Stauch macht die Meisterprüfung als Schreiner, weil er seinen Kunden einen Komplettservice bieten will.
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    „Meister sind langfristig als Unternehmer erfolgreich.“Otto Kentzler,Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks.
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    „Kaufmännisch habe ich das gelernt, was ich brauche.“Ralf Schwab, Elektrotechnikermeister aus Stuttgart.
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    Das Meisterstück von Schreiner Christian Stauch wird ein Küchenwagen aus Nussbaumholz.
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    Das Meisterstück von Schreiner Christian Stauch wird ein Küchenwagen aus Nussbaumholz.
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    Das Meisterstück von Schreiner Christian Stauch wird ein Küchenwagen aus Nussbaumholz.

Mehr Spaß im Job als Meister

Christian Stauch streicht mit sanfter Hand über das dunkle amerikanische Nussbaumholz: „Das wird mein Meisterstück.“ Der Schreiner hat vor wenigen Wochen den theoretischen Teil seiner Meisterprüfung absolviert, jetzt folgt der praktische Part. Aus dem Material wird er einen mobilen Küchenwagen gestalten. Stauch führt zurzeit in Stuttgart-Weilendorf einen Montagebetrieb. Mit dem Meisterbrief in der Tasche will er künftig „vom Entwurf über die Fertigung bis zu Montage und Service alles aus einer Hand bieten“. Seine Meisterausbildung absolviert er in einem Jahr in Vollzeit.

Mit den Lerninhalten für die Meisterausbildung zeigt sich Stauch zufrieden. Der Schreiner liegt mit seiner Einschätzung im Trend. Im Auftrag des Unternehmens Adolf Würth GmbH & Co. KG hat das Künzelsauer Institut für Marketing an der Hochschule Heilbronn rund 4200 Handwerksmeister zu ihrer Ausbildung befragt (siehe Tabellen auf den folgenden Seiten). Wie Stauch bewerten die meisten Teilnehmer ihren Meistertitel positiv: „Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, tendenziell sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung zu sein“, erklärt Dirk Hass, Studienleiter und Professor an der Hochschule Heilbronn. 96 Prozent der Teilnehmer bereitet ihre Arbeit sehr viel Spaß. „Handwerksmeister zu sein ist offenbar ein Traumjob“, fasst Hass das Ergebnis zusammen.

Das freut auch Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. Er bricht eine Lanze für die Meisterausbildung: „Mit dem Meister werden nicht nur gewerblich-technische Kompetenzen vermittelt, sondern das Know-how für eine langfristige erfolgreiche Selbständigkeit.“

Doch so euphorisch der Tenor insgesamt erscheint, so unterschiedlich ist die Einschätzung im Detail: Denn nicht in allen Bereichen der Meisterausbildung sehen Handwerksmeister sich durchweg positiv aufgestellt. Auch Handwerker Stauch hat festgestellt, „dass schon einiges dabei war, was mir für die Prüfung nichts genutzt hat“.

Mängel in der Betriebsführung

Defizite sehen laut Würth-Studie viele Handwerksmeister im betriebswirtschaftlichen Teil der Meisterausbildung. Nur 62 Prozent der Teilnehmer gaben an, hervorragende beziehungsweise gute kaufmännische Kenntnisse zu haben. Zum Vergleich: 92 Prozent der Teilnehmer erklärten dagegen, über erstklassige oder zumindest gute technische Kenntnisse zu verfügen.

Bezeichnen sich noch 88 Prozent der Teilnehmer als fit, wenn es um die Kalkulation ihrer Angebote geht, so wird es bei der Auftragsplanung schon kritischer: Hier fühlen sich nur 75 Prozent der Befragten auf sicherem Terrain. Bei rechtlichen Fragestellungen passen sogar die meisten Handwerksmeister: Nur 38 Prozent gaben an, sich in juristischen Problemstellungen auszukennen. Hass: „Es bestehen demnach erhebliche Lücken in der operativen Betriebsführung.“

Das musste auch Handwerksunternehmer Stauch erkennen: „Die Vorbereitung auf die Betriebsführung eines eigenen Unternehmens lief sicher nicht perfekt.“ Doch gibt er zu bedenken, dass auch nicht jeder Firmenchef die Charaktereigenschaften für eine selbständige Tätigkeit mitbringt: „Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen“, so der Jungunternehmer.

Etwas fundierter schätzt Ralf Schwab in Stuttgart sein betriebswirtschaftliches Know-how ein. „Kaufmännisch habe ich das gelernt, was ich für die Unternehmensführung auch brauchen werde“, so der Elektrotechnikermeister. 2012 - so ist es geplant - übernimmt er die Firma seines Chefs mit zwei Mitarbeitern. Mit der Ausbildung zeigt sich der künftige Jungunternehmer sehr zufrieden. Ähnlich passioniert äußern sich die Teilnehmer der Studie. „In keinem anderen Bereich sind die Meister so überzeugt von ihrer Qualifikation“, sagt Hass. 94 Prozent gaben an, in der Praxis Probleme und Ursachen schnell zu erkennen.

Probleme beim Marketing

Eher zurückhaltend reagieren die befragten Meister auf Fragen zum Marketing. Nur jeder zweite Handwerker in der Geschäftsführung schätzt seine Kenntnisse in diesem Bereich als gut ein. Hass erklärt dazu: „Es bestehen auffallende Schwächen bei der langfristigen Ausrichtung und Planung des Marketings.“ Vor allem ältere Handwerksmeister bekennen sich nach der Studie hier zu Defiziten.

Insofern kein Wunder: Die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen bewerten die Umfrageteilnehmer äußerst positiv. 81 Prozent der Befragten, die häufig an solchen Seminaren teilnehmen, fühlen sich jeweils in diesen Bereichen gut aufgestellt. Hass: „Wer sich intensiv kaufmännisch weiterbildet, verschafft sich damit hervorragende Kenntnisse .“

Wie wichtig lebenslanges Lernen ist, bestätigt auch Guido Dausend, Geschäftsführer des Friseurunternehmens Jürgen Petter Company in Köln. Die Firma ist Lizenzgeber für rund 60 Salons im Bundesgebiet und führt zusätzlich 60 eigene Salons in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 1000 Mitarbeitern. Bereits vor 16 Jahren absolvierte der Firmenchef seine Meisterausbildung. Seitdem hat er sich vielfach weitergebildet: Unter anderem studierte er als Vorbereitung für seine heutige Tätigkeit Betriebswirtschaftslehre in Essen und in den Niederlanden. Von den Vorteilen der Meisterausbildung zeigt er sich dennoch überzeugt: „Ich habe damals viel gelernt, was ich für meine praktische Tätigkeit wie auch für die Unternehmensführung bis heute nutzen kann.“ Deshalb plädiert der Friseurunternehmer für den Meistertitel.

Diese Einschätzung teilt Dausend mit den meisten der über 4000 befragten Handwerksunternehmer aus der Studie. Vor allem in technisch-handwerklicher Hinsicht ist die Meisterausbildung offenbar exzellent.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

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