„Mehr Einfluss für Mittelständler“

Interview Der neue Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmer ASU“ Lutz Goebel will in Berlin die ordnungspolitische Stimme der Wirtschaft sein. Was er genau vorhat.

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    k VitaLutz Goebel, 56, ist Nachfolger von Patrick Adenauer als Präsident des Verbands „Die Familienunternehmer ASU“. Seit 1998 leitet Goebel den Krefelder Motoren- und Elektrotechnikbetrieb Henkelhausen, der mit 240 Mitarbeitern rund 65 Millionen Euro Jahresumsatz erzielt. Er entstammt dem Maschinenbaubetrieb Achenbach Buschhütten.
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    „Wir brauchen mehr Handwerksunternehmer, die bei uns mitarbeiten.“

„Mehr Einfluss für Mittelständler“ (frei lesbar)

handwerk magazin: Herr Goebel, sind Sie ein waschechter Familienunternehmer?

Lutz Goebel: Ich empfinde mich als solcher. Meine Frau und ich haben bei Henkelhausen die Mehrheit. Sicher hält auch ein Finanzinvestor Anteile, er mischt sich aber nicht ein. Zudem denke ich darüber nach, das Unternehmen später an meine Kinder zu übergeben.

Welche Rolle spielt bei Ihnen die Familie?

Anfangs habe ich das Unternehmen als Investment gesehen. Doch über die Jahre sind mir Unternehmen und Mitarbeiter sehr stark ans Herz gewachsen. Es ist jetzt unser Betrieb. Meine Frau arbeitet mit; sie kümmert sich um die Verschönerung der Gebäude. Meine Kinder sind auf Veranstaltungen dabei.

Was braucht man, um ein guter Familienunternehmer zu sein?

Das Wichtigste ist, ein verantwortungsvoller Umgang mit seinen Mitarbeitern. Eine langfristige Perspektive. Und eine Verbundenheit mit der Region und den Menschen.

Unterscheidet Sie das von managergeführten Firmen?

Eindeutig. Seit Merkels Amtsantritt sind 21 von 30 Chefs von DAX-Firmen nicht mehr im Amt. Von den Familienunternehmern noch fast alle. Unser Geschäftsmodell ist komplett anders. Zuerst: Wir haften selbst. Wir wollen unabhängig von Banken sein und gehen keine übermäßig riskanten Geschäfte ein.

Sie fallen da ein wenig aus dem Rahmen ...

Ja, ich habe das Unternehmen vor einigen Jahren im Rahmen eines Management-Buy-in gekauft. Dazu hatte das Unternehmen erhebliche Schulden aufgenommen. Mehr als eigentlich gut ist. Heute stehen wir mit einer Eigenkapitalquote von über 55 Prozent jedoch gut da.

Sie kommen aus einem Familienunternehmen, arbeiteten dann als Berater. Warum sind Sie wieder Unternehmer geworden?

Es macht deutlich mehr Spaß, für sich selbst als für andere zu arbeiten. Ich möchte eigene Prioritäten setzen, Wertsteigerungen erzielen und dafür sorgen, dass die Leute sich hier wohlfühlen. Am meisten Freude macht es mir, dass alle Mitarbeiter sehen, dass wir uns stets weiter entwickeln müssen.

Was hat Sie bewogen, sich im Verband der Familienunternehmer zu engagieren?

Es macht Spaß mit Leuten zu reden, die eine ähnliche Gesinnung haben wie man selbst. Als Unternehmer möchte ich darüber hinaus der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Braucht es dazu einen speziellen Verband für Familienunternehmer?

Wir sind kein Interessenverband, sondern wir stehen für gute ordnungspolitische Rahmenbedingungen. Wir wollen, dass uns der Staat die Möglichkeit gibt, solide zu wirtschaften.

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in Ihrer Präsidentschaft?

Die Konzerne haben scheinbar mehr Einfluss auf die Politik als Mittelständler. Das möchte ich ändern. Wir wollen radikal die Subventionen kürzen - am besten pauschal um zehn Prozent pro Jahr. Aktuell sorgt uns der Euro sehr. Wir sind für stabile Rettungsschirme, deren Auszahlungen aber unter klarem Parlamentsvorbehalt stehen. Gläubiger sollten sich bei Umschuldungen mit der Hälfte beteiligen. Den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB lehnen wir hingegen ab.

holger.externbrink@handwerk-magazin.de

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