Bundesregierung beschließt Steuervorteile Lohnen sich jetzt Elektro-Dienstwagen für Handwerker?

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Handwerker, die bei ihren Dienstwagen auf Elektromobilität umstellen, sollen künftig steuerlich begünstigt werden. Das hat das Bundeskabinett beschlossen. Aber lohnt sich das überhaupt? Experten sind skeptisch.

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Elektrofahrezuge sollen ab 2019 steuerlich begünstigt werden. Das beschloss das Bundeskabinett. Die Zustimmung des Bundesrats ist allerdings fraglich. - © Tomasz Zajda - stock.adobe.com

Sie kennen das: Bisher mussten Sie als Handwerker, der seinen Firmenwagen privat nutzt, monatlich ein Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern. Für Elektroautos soll sich das nun ändern: Damit mehr Fahrzeuge mit Elektro- oder Plug-in-Hybridantrieben in Firmen und Behörden zum Einsatz kommen, soll bald nur noch der halbe Listenpreis gelten. Konkret: Kostet der Dienstwagen 50.000 Euro, werden aus bisher 500 Euro geldwerter Vorteil nur noch 250 Euro.

Die neue Regelung soll für alle Fahrzeuge gelten, die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 31. Dezember 2021 angeschafft werden. Der bisher geltende Nachteilsausgleich entfällt dann. Schon seit Juli 2016 gilt zudem der Umweltbonus, eine Kaufprämie für Elektroautos. Dessen Erfolg hält sich allerdings in Grenzen: Lediglich 100 von insgesamt 600 Millionen Euro wurden von den Bundesbürgern bislang beansprucht.

Anreiz für Elektroautos für Unternehmer immernoch zu gering

Und auch die neue, geplante Regelung sehen Experten kritisch. So erklärte etwa Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gegenüber der Welt : "Von der steuerlichen Besserstellung von Elektrofahrzeugen werden vor allem Hybride profitieren. Ein weiterer Gewinner ist der US-Elektroautobauer Tesla. Verlierer ist das Bundesfinanzmisterium, da es weniger Steuern einnimmt."

Und Handwerksbetriebe? Auch hier zeigte sich Dudenhöffer skeptisch. Für Unternehmen sei das Leasing von Hybrid-Fahrzeugen wesentlich teurer, als von klassischen Autos mit Verbrennungsmotoren. Zudem sei der Umweltvorteil sehr gering: Laut dem ökologischen Verkehrsclub VCD werden Hybrid-Autos meist zu viel größerem Anteil mit Verbrennungsmotor gefahren, der Elektromotor-Anteil sei eher gering.

Höhere Besteuerung von Diesel eine Alternative?

Eine Alternative, die Experte Dudenhöffer ebenfalls im Welt-Artikel vorschlägt, wird den meisten Handwerkern dagegen eher Angstschweiß auf die Stirn treiben: Anstatt Elektroautos einen Steuervorteil zu verschaffen, schlägt er eine höhere Besteuerung von Dieselfahrzeugen vor. Diese haben gegenüber Benzinern aktuell einen Steuervorteil von 18 Prozent. Das Ergebnis wäre ein höherer Kostendruck, auf E-Fahrzeuge umzusteigen. Außerdem wären alle Dienstfahrzeuge betroffen – und nicht nur die, die den Mitarbeitern auch zur privaten Nutzung überlassen wurden.

Zustimmung im Bundesrat nicht sicher

Vielleicht muss die Bundesregierung aber auch über die aktuell im Bundeskabinett beschlossene Regelung noch einmal nachdenken: Die Zustimmung zum Gesetz im Bundesrat ist alles andere als sicher. Die Bundesländer müssten schließlich die Hälfte der zu erwartenden Steuerausfälle tragen.

Aktuell beträgt der Marktanteil von neu zugelassenen Elektro-Pkw übrigens nur 0,9 Prozent (17.000 Fahrzeuge), bei Plug-in-Hybriden sind es auch nicht mehr (16.700 Fahrzeuge). Insgesamt sind in Deutschland aktuell 53.000 Elektroautos unterwegs. Ob da durch die neue Regelung große Steuerausfälle (also eine Förderung von Elektromobilität) überhaupt realistisch sind, bleibt abzuwarten.