Logistik: Diese Anbieter liefern Ihnen alles

Handwerksbetriebe profitieren von steigender Konkurrenz bei den Kurier-, Express- und Paketdiensten. Welche Anbieter für Handwerker besonders wichtig sind und welche Konditionen sie bieten, lesen Sie hier.

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    © Christian Ahrens
    „Viele Handwerksbetriebe wissen nicht, wie viel Arbeit wir ihnen abnehmen können.“ Frank Rösner , Chef des Kurierdienstes Flatkurier in Köln.
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    © Chart: handwerk magazin
    Die Sendungsmenge von Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) in Deutschland steigt seit Jahren.

Frank Rösner fährt gerne und oft, er arbeitet problemlos unter Zeitdruck und hat 2010 diese Eigenschaften zum Beruf gemacht. Seitdem ist er Chef des Kölner Kurierdienstes Flatkurier und transportiert seine Waren innerhalb der Region, aber auch mal von Köln bis nach Berlin, München oder Stuttgart und zurück.

Seine Kunden kommen aus vielen Bereichen, nur Handwerker zählen bis jetzt nicht dazu. Dabei ist seine Dienstleistung gerade für diese Zielgruppe interessant: „Zum einen wissen die meisten Betriebe nicht, wie viel wir ihnen tatsächlich abnehmen können. Zum anderen macht sich kaum jemand die Mühe, auszurechnen, was es kostet, wenn der Monteur fährt, und was, wenn stattdessen ein Kurier fährt.“

Rösner verfolgt eine andere Preisstrategie als die meisten seiner Konkurrenten: Seine Kunden können auch einen monatlichen Festpreis zahlen und haben dann täglich bis zu drei Fahrten frei. „Das Konzept wird ziemlich gut angenommen“, sagt Rösner. „Und es lohnt sich. Wir kombinieren natürlich die verschiedenen Touren miteinander, gehen behutsam mit der Ware um und garantieren die Zustellung bis zu einer bestimmten Uhrzeit.“

Vorteile für Handwerker

Davon können Handwerker zum Beispiel profitieren. Oder wenn plötzlich zwei Säcke Zement fehlen. Wenn auf der letzten Baustelle eine Schleifmaschine liegen geblieben ist, ohne die nichts mehr geht. Oder wenn ein Kunde sehnlich auf seine neuen Möbel wartet. In diesen Fällen fahren Handwerker meist selbst in den Baustoffhandel, auf die andere Baustelle, zum Kunden in den Nachbarort. Oder sie schicken einen Mitarbeiter, der dann stundenlang ausfällt. Dabei bieten deutschlandweit unzählige Express- und Kurierdienste wie Rösner ihre Leistungen an: Sie sind schnell, haben niedrige Preise und versichern die Waren, die sie transportieren. Wenn der Mitarbeiter die Fliesen aus dem Baustoffhandel holt und sie auf dem Weg zerbrechen, muss der Betrieb für den Schaden aufkommen. Passiert das einem Kurierdienst, haftet dessen Versicherung.

Trotzdem haben noch nicht viele Kurierdienste und Handwerker zusammengefunden. „Ich habe vor einigen Jahren etliche Handwerksfirmen aus den unterschiedlichsten Branchen kontaktiert“, sagt Udo Weber, der in Köln erfolgreich einen Kurierdienst betreibt. „Der Erfolg war gering. Ein einziger Kunde aus dem Heizung-Sanitär-Bereich ist noch dabei, der meist anruft, wenn ein Monteur dringend Ersatzteile braucht.“

Moderate Preise

Ein durchschnittlicher regionaler Kurierdienst wie Weber berechnet für Fahrten im Umkreis von 20 Kilometern etwa 10 Euro, für längere Strecken werden rund 15 Euro fällig. Bei noch längeren Fahrten berechnen Kurierdienste in der Regel eine Kilometerpauschale, außerdem gibt es Zuschläge für besonders schwere oder besonders sperrige Güter. Dafür wird die Sendung durchgehend begleitet. Und: Der Kurier garantiert, dass er bis zu einer bestimmten Zeit liefert und die Ware unbeschädigt ankommt, meist noch am selben Tag.

Wer längerfristig mit einer Firma zusammenarbeiten möchte, kann Sonderpreise aushandeln. Kleine wie große Anbieter gewähren ihren Stammkunden oft Rabatte. Wie hoch der Rabatt ausfällt, haben Handwerker meist selbst in der Hand – je nachdem, wie ausgeprägt das Verhandlungsgeschick ist.

Kurier-, Express- und Paketdienste bilden einen Markt, der in den vergangenen Jahren sprunghaft angewachsen ist. Der größte Treiber ist der Onlinehandel, so Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK): „Im letzten Jahr haben wir 4,5 Prozent mehr Sendungen transportiert als 2013.“ 2014 transportierten die Dienstleister 2,7 Milliarden Sendungen und erzielten damit 16,6 Milliarden Euro Umsatz. 2000 waren es gerade einmal zehn Milliarden Euro. „Handwerker sind schon jetzt sehr wichtige Kunden“, sagt BIEK-Geschäftsführer Bosselmann, „allerdings ist da auch noch viel Luft nach oben.“

Der größte Teil dieses Umsatzes wird über Paketdienstleister erzielt. Express- und Kurierdienstleister erwirtschaften zusammen rund 55 Prozent des Gesamtumsatzes, machen aber nur 19 Prozent der Logistik-Firmen aus. Ständig kommen neue Anbieter mit anderen Geschäftsideen auf den Markt. Besonders in Ballungsräumen ist die Tendenz deutlich: Hier haben sich Dienstleister wie etwa Tiramizoo.com im Großraum München oder Liefery.de im Ruhrgebiet etabliert. Sie garantieren nicht nur die Zustellung am selben Tag, sondern sogar innerhalb von 90 Minuten – noch vor einigen Jahren wäre das undenkbar gewesen. Heute setzen Unternehmer mit solchen Ideen den Markt unter Druck und fordern die Konkurrenz heraus, noch günstiger und vor allem schneller zu liefern. Für Handwerker hat das Vorteile: Sie können aus einer größeren Zahl von Anbietern wählen und bezahlen deutlich weniger.

Einige Anbieter sind auch international tätig und transportieren weltweit alles, unabhängig davon, ob es sich um eine Postkarte oder einen Baukran handelt. Hinzu kommen rund 15 Dienstleister, die sich auf Expressdienstleistungen spezialisiert haben, die nicht am selben Tag ausliefern, sondern über Nacht transportieren und die Zustellung am kommenden Tag bis zu einer bestimmten Uhrzeit garantieren.

Sonderfall Amazon

Für Handwerksbetriebe sind Express- und Kurierdienste besonders interessant. Größere Anbieter wie Hermes, UPS oder GO! sind oft günstiger, haben dafür aber genaue Standards, wie die Ware verpackt werden muss: Oft gilt ein Gewicht von 38 Kilo als Obergrenze. Zudem wird nichts transportiert, was nicht ordentlich verpackt ist oder bestimmte Maße überschreitet. Regional tätige Kurierdienste sind da weniger streng: Sie transportieren alles, solange es in ihre Fahrzeuge passt. Dafür muss die Ware oft nicht einmal extra verpackt werden.

Einen Sonderfall stellt Amazon dar: Der Versandriese versendet auch Pakete und Päckchen.Handwerker schicken ihre Produkte in ein Amazon-Logistikzentrum, ob nur ein einzelnes Produkt oder ganze Lkw-Ladungen. Das Versandhaus lagert die Waren und verpackt und verschickt sie bei Bedarf. Dafür müssen Handwerker ihre Waren nicht über den Konzern vertreiben. Besonders schwer sollten die Produkte allerdings nicht sein: Maximal 30 Kilogramm dürfen Sendungen wiegen. Dafür werden rund 9 Euro fällig, vergleichsweise also günstig. Hinzu kommen Gebühren für die Lagerung der Artikel, je nach Jahreszeit berechnet Amazon dafür zwischen 12 und 18 Euro pro Monat und Kubikmeter. Das Versandhaus garantiert schnelle Lieferung und bietet auf Wunsch weitere Serviceleistungen wie die Abwicklung von Retouren an. Allerdings: Handwerker müssen den Transport der Produkte bis in das Amazon-Logistikzentrum selbst organisieren und tragen auch die Kosten dafür.