BWA Kennzahlen lesen und verstehen Liquidität: Flüssig bleiben mit Augenmaß

Zugehörige Themenseiten:
BWA-Kennziffern und Liquiditätsmanagement

Wer seine Rechnungen pünktlich bezahlen will, muss dazu auch über liquide Mittel verfügen. Um deren Höhe optimal bestimmen zu können, sollten Unternehmer den Liquiditätsgrad im Auge behalten.

BWA Kennzahl Liquidität
Durch eine zeitnahe Rechnungsstellung sowie ein systematisches Mahnwesen können Chefs für einen planbaren und regelmäßigen Geldfluss sorgen. - © Coloures-Pic/stock.adobe.com

Von Kerstin Meier und Heinz Weber

Was sagt die Kennzahl aus?

Um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens zu bewerten, werden bei der Liquidität 1. Grades (Liquidität 1 – siehe Formel) die flüssigen Mittel ins Verhältnis zu den kurzfristig anstehenden Verbindlichkeiten gesetzt. Heraus kommt ein Prozentwert, der zeigt, inwieweit die sofort verfügbaren flüssigen Mittel zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten ausreichen. Während bei der Liquidität 1 nur die direkt und sofort verfügbaren Geldquellen betrachtet werden, bezieht die Liquidität 2 zusätzlich auch alle Werte des Umlaufvermögens und die Liquidität 3 auch alle Vorräte mit ein.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Wer ständig zu wenig Liquidität hat, kann seine Rechnungen oft nicht pünktlich bezahlen und muss im schlimmsten Fall damit rechnen, nicht mehr oder nur noch gegen Vorkasse beliefert zu werden. Das schadet dem Image und schwächt natürlich auch die Marktposition.
Das andere Extrem, also ständig deutlich mehr Liquidität vorzuhalten als für den Ausgleich der kurzfristigen Verbindlichkeiten nötig ist, beruhigt zwar die Nerven, ist aber betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll. Denn diese flüssigen Mittel arbeiten nicht für das Unternehmen, bringen keinerlei Rendite und verursachen im schlechtesten Fall sogar Kosten in Form von Kontoführungsgebühren.

Die Formel: So wird die Kennzahl berechnet

Liquidität =Kasse + Bank + Wertpapiere Umlaufvermögen
-----------------------------------------------------------------------
kurzfristiges Fremdkapital*
x 100MM
*alle finanziellen Forderungen, die in naher Zukunft auf das Unternehmen zukommen (Beispiel: Rechnungen oder Tilgungen)

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Durch eine zeitnahe Rechnungsstellung (Prinzip: Auftrag fertig, Rechnung fertig) sowie ein systematisches Mahnwesen können Chefs für einen planbaren und regelmäßigen Geldfluss sorgen. Als Faustformel für einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Wert bei der Liquidität 1 gilt ein Wert von 20 bis 30 Prozent.

Dies bedeutet, dass der Betrieb mit seiner Liquidität 20 bis 30 Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten decken kann. Für die restlichen 70 bis 80 Prozent werden weitere Vermögenswerte etwa aus eigenen Forderungen für Lieferungen und Leistungen benötigt. Um Liquiditätsengpässe und hohe Bankspesen zu vermeiden, sollten Unternehmer Einnahmen und Ausgaben mindestens für ein Jahr im Voraus in ein Excel-Sheet eintragen und die Geldflüsse idealerweise wöchentlich prüfen. Je eher Abweichungen erkannt werden, desto größer ist in der Regel der Handlungsspielraum.