Lernen am PC

Unternehmerfrauen | E-Learning wäre die ideale Weiterbildungsmethode für Unternehmerfrauen. Noch gibt es aber Vorbehalte gegen das webgestützte Lernen. Doch das Angebot an Kursen steigt ständig.

Lernen am PC

E-Learning ist eine „Black Box“ – viele Mitarbeiter in Handwerk können mit dieser Art der Weiterbildung immer noch nichts anfangen, so das Ergebnis einer Studie des Kompetenzzentrums eLearning Niedersachsen. Dabei sei die Bereitschaft Neues auszuprobieren generell da – nur sind die Vorbehalte gegenüber den neuen Medien relativ groß. „Insgesamt gibt es in Handwerksbetrieben immer noch vergleichsweise wenig Interesse an Weiterbildung“, fasst Andreas Beumers vom Webkolleg NRW in Düsseldorf seinen Eindruck zusammen. Das Webkolleg NRW ist eine Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen, angesiedelt bei der Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk (ZWH e.V.), und widmet sich vor allem dem E-Learning, also dem web-gestützten Lernen.

Diese Art der Weiterbildung forciert das Webkolleg NRW seit Anfang 2006 gemeinsam mit der Handwerkskammer zu Köln und der ZWH: Es schult Unternehmerfrauen im Rahmen eines anderthalbjährigen Projektes zur „Bildungsberaterin“, wobei E-Learning innerhalb der Ausbildung eine große Rolle spielt. Die Idee: Unternehmerfrauen sind aufgrund ihrer Stellung zwischen Chef und Mitarbeitern die zentralen Figuren in Handwerksbetrieben. Da sie vielfach auch die Personalverantwortung tragen, sind sie, so Beumers, Anlaufpunkt in allen Fragen. Daher erlernen sie nicht nur die Möglichkeiten, den Bildungsmarkt transparent darzustellen und zu ermitteln, wo die passenden Ausbildungen zu finden sind, sondern auch Techniken der Gesprächsführung, Rhetorik, Motivation und des Tutorings beim E-Learning-Einsatz.

Etwa 30 Unternehmerfrauen haben bislang an dem Projekt teilgenommen, bis Mitte 2007 geht das Experiment weiter. Danach soll es fest installiert und auch in andere Handwerkskammern transferiert werden.

Wie Lutz Goertz vom Essener MMB Institut für Medien- und Kompetenzforschung betont, haben mitarbeitende Ehefrauen in Handwerksbetrieben die besten Voraussetzungen, selbst am PC zu lernen: Zum einen seien sie mit der Technik vertraut, zum anderen sei der Stoff geeignet für diese Lernform. Bei Handwerkern sei das anders. Friseurinnen zum Beispiel müssten das, was sie theoretisch über eine neue Schnitt-Technik gelernt haben, zwingend praktisch anwenden. Daher sei hier die Form des blended learnings, also die Kombination aus E-Learning und Zusammenkünften der Kursteilnehmer, die ideale Form neuen Lernens. „Handwerker wünschen ausdrücklich Betreuung und das Lernen in einem festen Verbund“, weiß Goertz. All das sei bei dieser Kursform gegeben, die allerdings noch längst nicht flächendeckend angeboten werde. Zu diesem Zweck wurden in den vergangenen Jahren im Projekt „Lernet“ unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie die Möglichkeiten des Telelernens in kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgelotet. Lernet hat dabei eine Reihe von Lernangeboten speziell für Handwerksbetriebe erstellt. Für Unternehmerfrauen – aber nicht nur für sie – besonders geeignet ist die interaktive Simulation „Chance“, mit deren Hilfe wichtige Prozesse in einem Handwerksbetrieb wie Auftragsmanagement und Marketing nachgestellt werden können.

Andere Weiterbildungsangebote für Unternehmerfrauen betreffen in erster Linie kaufmännische Ausbildungen, die in Verantwortung der Handwerkskammern, aber auch von anderen Bildungsträgern stattfinden. Favoriten dabei sind laut Statistik des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) die Fachkauffrau in der Handwerkswirtschaft, die kaufmännische und technische Fachwirtin im Handwerk sowie die Betriebswirtin des Handwerks (HWK). Darüber hinaus werden laut ZDH auch Ausbildungen zur kaufmännischen Assistentin und EDV-Lehrgänge nachgefragt. Mehr als ein Fünftel aller Weiterbildungen im Handwerk werden von Frauen wahrgenommen, bei kaufmännischen Fortbildungen beträgt ihr Anteil über 40 Prozent. Unternehmerfrauen, die daran Interesse haben, sollten bei ihrer Kammer nach speziellen E-Learning-Angeboten fragen, die es zunehmend gäbe. In der Mehrzahl werden allerdings nach wie vor klassische Präsenzkurse offeriert.

Grundlagen der Betriebsführung, aber auch des Controllings, der Finanzwirtschaft, des Personalwesens, des Produktionsprozesses sowie von Absatz und Marketing vermittelt die Fortbildung zur Fachkauffrau in der Handwerkswirtschaft. Geprüft wird nach den Rechtsvorschriften der jeweiligen Kammer. Zur Prüfung zugelassen werden Bewerber mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Handwerk, einem kaufmännischen oder gewerblichen Beruf oder mit einer mehrjährigen Bürotätigkeit in einem Handwerksbetrieb. Die Handwerkskammer Düsseldorf bietet in ihrer Online-Akademie diese Fortbildung zum Beispiel im blended-learning an.

Eine weitere Form der kaufmännischen Aufstiegsfortbildung stellt die Fachwirtinnen-Ausbildung dar. Hier wird zwischen der kaufmännischen beziehungsweise technischen Fachwirtin (HWK) unterschieden. Die kaufmännische Fachwirtin (HWK) baut auf einer kaufmännischen Ausbildung oder einer vergleichbaren Qualifikation auf und befähigt dazu, Führungsaufgaben im kaufmännisch-verwaltenden Bereich eines Betriebes auszuüben. Der Abschluss kaufmännische Fachwirtin (HWK) entspricht den Teilen III und IV der Meisterprüfung und ist Voraussetzung für eine Weiterqualifizierung zum Betriebswirt (HWK). Dagegen geht die technische Fachwirtin von einer gewerblich-technischen Ausbildung aus und vermittelt schwerpunktmäßig ein betriebswirtschaftliches und rechtliches Entscheiderwissen. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt an der Schnittstelle von technischem Leistungsbereich und Büro. Die Fortbildung entspricht dem Teil III der Meisterprüfung und ist besonders geeignet, um eine Weiterbildung zum Meister anzuschließen.

„Diese Ausbildungen sind besonders gut auf die Bedürfnisse von Unternehmerfrauen zugeschnitten“, weiß Dr. Anne Dohle, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH). Geeignet sei sie vor allem für Frauen mit ausreichend Büroerfahrung, die auf dem Laufenden bleiben, sich für die Anforderungen der Zukunft fit machen oder auch im Betrieb aufsteigen wollen. Vom Inhalt werden hier die Teile der Meisterprüfung gelehrt beziehungsweise geprüft, die für Unternehmerfrauen von besonderer Bedeutung sind. Möglich sind Voll- und Teilzeitfortbildungen, auch Fernkurse sind im Angebot. Die Dauer beträgt je nach Bildungsträger und Lernform ein bis anderthalb Jahre. Geprüft wird wie bei der Fachkauffrau in der Verantwortung der einzelnen Kammern. Dies sind die Fortbildungen, die gerade von Unternehmerfrauen am meisten nachgefragt werden, weiß Dohle.

Auch hier gibt es mittlerweile webgestützte Lernformen, zum Beispiel bei der Handwerkskammer Dortmund. Wie Silke Drews vom Bildungszentrum in Dortmund betont, wurden sowohl die Fortbildung zur „Fachwirtin für Beratung und Verkauf“ als auch die zur „Fachwirtin für kaufmännische Betriebsführung (HWK)“ bereits erfolgreich durchgeführt. Beide sind berufsbegleitend mit einem betreuten Telelearning-Anteil von rund 50 Prozent konzipiert.

Wer noch höher hinaus und deutlich mehr Verantwortung übernehmen will, sollte sich an die Fortbildung zur Betriebswirtin des Handwerks heranwagen. In Arbeit ist hierfür eine bundeseinheitliche Rechtsverordnung, so dass bald im ganzen Land nach einheitlichen Vorschriften geprüft wird.

Elke Pohl

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

www.lernet.info www.chance-in-germany.de www.webkolleg.nrw.de www.bv-ufh.de