Leichte Laster aus Fernost

Baufahrzeuge | Isuzu, Mitsubishi und Nissan kämpfen in Deutschland zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen in Spezialsegmenten um Marktanteile. Und das nicht ohne Erfolg.

Leichte Laster aus Fernost

Die Vorteile der Frontlenker-Klein-Lkw: Sie sind extrem wendig, robust und langlebig und lassen sich mit zahlreichen Aufbauten kombinieren. Geht man alphabetisch vor, so lautet die Reihenfolge Isuzu, Nissan, Mitsubishi-Fuso. Es ist ein enger Markt, der hier mühsam beackert wird. Bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht sind leichte Pritschen, Doppelkabiner und Kipper zwar recht beliebt, weil führerscheintechnisch von jedermann fahrbar. Doch mit der Nutzlast hapert es gewaltig. Zum Beispiel: Ein 3,5-Tonner Sprinter mit Stahl-Kipppritsche darf gerade noch 800 Kilo Nutzlast tragen. Das ist eine geradezu homöopatische Menge Kies, die höchstens die Pritschenfläche abdeckt.

Zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen ist das Nutzlastangebot schon deutlich attraktiver, die verkauften Stückzahlen jedoch nur ein Bruchteil im Vergleich zu den 3,5-Tonnern. Hier liegt die Stärke der Japaner, die dieses Segment konsequent mit Fahrzeugen in Frontlenker-(„Cabover“)Bauart bedienen. Damit verbunden ist zwar der gewöhnungsbedürftige Einstieg über der Vorderachse, dafür glänzen diese Bau-Trucks mit einem idealen Verhältnis von Radstand zu Gesamtlänge. Wendigkeit und ausgewogene Achslastverhältnisse sind hier besonders ausgeprägt.

Isuzu: Der Traditionelle

Isuzus N-Serie bietet Einzel- und Doppelkabiner, zahlreiche Radstände, zwei Motoren: Die NP-Reihe ist dabei mit dem Dreiliter-Vierzylinder mit 110 kW (150 PS), die NQ-Reihe mit dem 140 kW (190 PS) starken 5,2-Liter-Vierzylinder ausgestattet. Allein diese Eckdaten lassen schon große Robustheit vermuten. Und tatsächlich sind die Japaner dieser Klasse für ihre problemlose Technik und lange Haltbarkeit bekannt.

Ob man sich mit dem Fahrkomfort eines Isuzu-N-Serie Trucks anfreunden kann, steht auf einem anderen Blatt. Das Interieur dieser als 3,5-, 5-, 6,2- und 7,5-Tonner erhältlichen Frontlenker versprüht mit typischem japanischem Plastik-Look den Charme der frühen 80er. Die mit robusten Mehrfach-Blattfedern geführten Achsen sind bei Leerfahrten bisweilen eine Tortur für Fahrer und bis zwei Beifahrer. Aber Haltbarkeit ist hier Trumpf. Auch stört es zumindest den ambitionierten Selbstschrauber nur wenig, dass das Servicenetz von Isuzu hierzulande doch recht weitmaschig gespannt ist. Einen Laster dieser Bauart kann man auch heute noch ganz gut in der eigenen Werkstatt reparieren.

Mitsubishi: Der Nischenfüller

Der Mitsubishi-Canter hat ebenfalls eine lange Karriere hinter sich. Und sie war bisweilen recht erfolgreich, machte sich der Canter doch einen Namen als zuverlässiger und wandelbarer Lkw im Mietgeschäft und im Bauhaupt- und Nebengewerbe. Er war schon immer ein gefragter Kandidat, wenn es um Spezial-aufbauten wie Absetz- und Abrollkipper oder Kranaufbauten ging. Jetzt hat Mitsubishi den Canter gründlich renoviert, hat ihm moderne Euro-4-Motoren (demnächst auch Euro 5) mit Common-Rail-Einspritzung verpasst. Deren Ölwechselintervalle liegen bei zeitgemäßen 30 000 Kilometern. Dass sogar Mitsubishi mit einem Augenzwinkern bemerkt, dass dieses Intervall weit höher liegt als die jährliche Laufleistung der meisten Canter, weist auf die Einsätze hin: Der stämmige Cabover japanischer Machart ist kein Langstrecken-Lkw, sondern ein robuster Arbeiter, der wenig fährt, viel steht und dabei viel trägt, zum Beispiel eine Hubbühne oder einen Kran.

Das Motorenangebot: Die 3,5-Tonner treibt ein 81 kW (110 PS) starker Vierzylinder an, in einer zweiten Variante liefert der gleiche Motor 107 kW (145 PS). Für die schwereren Canter gibt es einen 4,9-Liter-Vierzylinder mit 132 kW (180 PS).

Bemerkenswert bei Mitsubishi ist das vielseitige Angebot an Kabinen: Die mit 170 cm Breite besonders schlanke S-Kabine ist praktisch, wenn das Arbeitsumfeld eng ist. Die etwas geräumigere C-Kabine ist fast zwei Meter breit. Beide Breiten gibt es auch als Doppelkabinen, wobei die schmale Version sechs Personen Platz bietet, die breite dagegen bis zu sieben Personen.

Servicetechnisch ist Mitsubishi europaweit dicht mit dem Netz von Mercedes verknüpft. Damit ist der Canter eigentlich bestens für eine Renaissance aufgestellt.

Nissan: Der Europäer

Neben dem schon im europäischen Ausland etablierten Leicht-Lkw Atleon will Nissan nun auch den leichteren Cabstar in Deutschland etablieren. Der Cabstar ist ein direkter Konkurrent zu den beiden oben genannten Frontlenkern und deckt den Bereich bis 4,5 Tonnen ab. Die geräumige Kabine von europäischem Zuschnitt und Design wird wie das Fahrgestell als Baukasten in Spanien gefertigt.

Der Cabstar ist nicht nur der jüngste, sondern auch der europäischste unter den Frontlenker-Konkurrenten. Er wird von einem leichten 2,5-Liter-Common-Rail-Diesel angetrieben, den es in den Leistungsstufen 81 und 95 kW (110 und 150 PS) gibt. Auf das Leergewicht und damit die zur Verfügung stehende Nutzlast wurde geachtet. Der Cabstar darf 1700 Kilo für Aufbau und Nutzlast veranschlagen. Die Anhängelast zeigt, dass der Cabstar ein Vertreter des konsequenten Leichtbaus ist: 3500 Kilo darf der Isuzu anhängen, nur 2000 Kilo dagegen der Cabstar.

Robert Domina

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de