Legionellenprüfung: Neues Geschäftsfeld für Handwerker

Die geänderte Trinkwasserverordnung eröffnet Handwerksunternehmen neue Marktchancen für Legionellenprüfungen, wenn sie sich weiterbilden und mit Laboren zusammenarbeiten.

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    © KD Busch
    Kanellos Stathakis hat sich mit seinem SHK-Betrieb auf die Beseitigung von Legionellen spezialisiert.
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    © Eickholz
    „Wir arbeiten mit örtlichen Handwerkern bei Legionellenprüfungen zusammen.“ Marc-André Eickholz, ­ Facility-Management- ­Experte.

Countdown für den Legionellen-Check

Gas- und Ölheizungen installieren, Klimatechnik regeln, Bad- und Sanitäranlagen planen und montieren – der Stuttgarter Handwerksbetrieb KS Sanitär bietet marktüblichen Service für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) an. In den letzten Wochen hielt Inhaber Kanellos Stathakis und seine drei Mitarbeiter vor allem ein Thema in Atem: Trinkwasser- Checks auf Legionellen. „Mit Ventilmontagen und Probeentnahmen verdiene ich mittlerweile jeden zweiten Euro“, sagt der schwäbische Handwerksmeister. Das notwendige Know-how holte er sich auf Weiterbildungsveranstaltungen von Gebäudetechnikherstellern.

Wie Stathakis verdienen derzeit auch andere SHK-Unternehmen mit Legionellen-Checks richtig Geld. Das verwundert nicht. Bis zum 31. Dezember 2013 müssen die meisten Hauseigentümer und Vermieter Trinkwasser in ihren Immobilien erstmals auf Legionellen überprüfen.

Neue Trinkwasserverordnung

Wer dies unterlässt, macht sich strafbar und muss mit Geldbußen rechnen. Dies schreibt die Trinkwasserverordnung (TrinkWV) in ihrer Ende 2012 novellierten Form vor. Alle Gebäude, in denen ein zentraler Warmwasserboiler für über 400 Liter existiert oder die Leitungen zwischen Boiler und Entnahmestellen über drei Liter warmes Wasser aufnehmen können, müssen ihr Nass regelmäßig auf Legionellen und andere gesundheitsschädliche Verunreinigungen untersuchen lassen. „Das trifft auf die weitaus meisten Bürogebäude, öffentlichen Dienststellen und Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen zu“, sagt Benedikt Schäfer vom Umweltbundesamt (UBA).

Auch für die Proben gelten strenge Vor-schriften. Sie dürfen nur von zertifizierten Trinkwasseruntersuchungsstellen analysiert werden. Allerdings gibt es in großen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen nicht einmal 100 Labore, die solche Untersuchungen vornehmen dürfen. Im kleinsten Bundesland Bremen sind es gerade mal sieben. Ohne externe Partner, welche flächendeckend Wasserproben entnehmen und zusenden, können diese Labore ihre Arbeit kaum verrichten.

  • Rat:
  • Sorglos-Paket anbieten
    Viele Hauseigentümer und Vermieter wissen noch nicht, welche Anforderungen die Trinkwasserverordnung an sie stellt. SHK-Unternehmen sollten deshalb in Mailings Kunden über Legionellen-Checks informieren und Hilfe anbieten. Auch Präventiv- und Sanierungsberatungen finden erfahrungsgemäß Resonanz. Gefragt ist das Rundum-sorglos-Paket, das gegen alles absichert.

Neues Geschäftsfeld

Für Handwerksunternehmen tut sich hier ein neues Geschäftsfeld auf. Wenn sie wenigstens einen Meister beschäftigen und eine besondere Schulung beim Zentralverband SHK oder einem Gebäudetechnikhersteller absolviert haben, dürfen sie Wasserproben abzapfen und an die Labore einschicken. „Die gesetzlichen Vorgaben sind jedoch hoch“, gibt Schäfer zu bedenken. So müssen die Proben möglichst an einem Tag entnommen und in temperaturgeschützten Verpackungen verschickt werden.

Außerdem muss die Entnahme an besonderen Ventilen vorgenommen werden. „90 Prozent der Wasserleitungen haben nicht die vorgeschriebenen Ventile und müssen nachgerüstet werden“, sagt Stathakis. Der Stuttgarter Handwerksmeister bietet seinen Kunden einen Full Service an: Er installiert Ventile, zapft Proben ab und gibt eine unverbindliche „Grobanalyse“ über die voraussichtliche Wasserqualität ab. Auf Wunsch berät er Kunden bei Präventiv- und Sanierungsmaßnahmen.

Auch große Dienstleister wie der Ablesedienst Techem oder das Reinigungsunternehmen Niederberger bieten gemeinsam mit Laboren Legionellenprüfungen an. Allerdings können auch diese Unternehmen nicht alle Proben selbst entnehmen und greifen auf örtliche Handwerksbetriebe zurück. „Unternehmen, die wir engagieren, dürfen die Sanitäranlagen nicht selbst installiert haben“, macht Marc-André Eickholz, Leiter Facility Management von Niederberger, eine wichtige Einschränkung.

Mit Legionellen ist nicht zu spaßen. Im September erkrankten im sauerländischen Warstein 165 Menschen an Bakterien, die vermutlich über wassergekühlte Klimageräte in die Luft gelangt waren. Zwei Patienten starben.