Technologie Künstliche Intelligenz: Wie Betriebe die schlauen Helfer für sich arbeiten lassen

Zugehörige Themenseiten:
Digitalisierung, IT-Trends, Künstliche Intelligenz (KI, AI) und Wachstum

Von der Auftragserfassung bis hin zur Produktionsplanung: Künstliche Intelligenz hat viele Einsatzbereiche im Handwerk. Für viele Betriebe klingt die Hilfe von einer Maschinen noch zu sehr nach Science Fiction. Doch das täuscht: Zwei Handwerksbetriebe haben mit dem Mittelstand 4.0- Kompetenzzentrum Stuttgart ihre eigene KI trainiert.

Künstliche Intelligenz im Handwerk
Künstliche Intelligenz hat viele Einsatzbereiche im Handwerk. - © ?????? ?????????? - stock.adobe.com

Das Handwerk erschafft seine Produkte größtenteils von Hand. Dennoch muss es nicht alles händisch erledigen: Um Betriebe effektiv zu unterstützen und damit oft auch mehr Freiräume für die eigentlichen Tätigkeiten zu schaffen, wird seit einiger Zeit vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) als effektives Werkzeug herangezogen. Wie das gelingt, zeigt das Beispiel eines mittelständischen Betriebs.

Das Unternehmen, das Werkzeuge anfertigt und nachschleift, benötigte dringend Unterstützung beim Wareneingang. Mit der steigenden Anzahl an Aufträgen und der Lieferung von täglich rund 800 Werkzeugen hatte ein Mitarbeiter vollauf zu tun. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem das Registrieren und Katalogisieren der Ware zu viel wurde.

Die Lösung: KI-basierte Bilderfassung

Gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0- Kompetenzzentrum Stuttgart wurde eine Lösung fürs Problem entwickelt: eine KI-basierte Bilderfassung. Mit ihrer Hilfe wird der Wareneingang optimiert, indem die Werkzeuge automatisch katalogisiert und so schnell der zuständigen Abteilung für die weitere Bearbeitung bereitgestellt werden. Mit Unterstützung der KI-Trainer erprobte der Handwerksbetrieb eine passende KI-Software. Gleichzeitig halfen die Trainer dabei, Fördermittel zur Umsetzung zu finden.

Gerade für das Handwerk hält die Schlüsseltechnologie KI jede Menge Chancen und Potenziale bereit und kann die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben nachhaltig stärken. Besonders da, wo wiederkehrende Arbeiten anfallen, können KI-Systeme zum Einsatz kommen und Arbeits- und Entscheidungsprozesse optimieren. In der Folge entsteht mehr Zeit für Malermeister, Tischlerinnen oder Elektriker, um sich auf die Kundenbetreuung und ihre inhaltlichen Arbeiten zu konzentrieren. Das kann auch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels helfen.

Muster und Vorhersagen ableiten für repetitive Arbeiten

Doch noch ist der Einsatz von KI im traditionell geprägten Handwerk wenig verbreitet. Grund dafür sind die oft wenig vorhandenen IT-Kenntnisse und -Strukturen in den Betrieben. Auch sind die Hemmungen gegenüber KI noch immer groß, da viele nicht wissen, was genau sich dahinter verbirgt und welche Möglichkeiten sich eröffnen. Von automatisierten Angebotskalkulationen über vorausschauende Wartung bis hin zu intelligenten Bilderkennungstechnologien: KI kann überall dort zum Einsatz kommen, wo sich aus der Verarbeitung von Daten Muster und Vorhersagen ableiten lassen.

Voraussetzung für die Etablierung von KI-Systemen ist es, digitale Strukturen in Handwerksbetrieben zu schaffen und sie bei der Einführung intelligenter Lösungen zu unterstützen. Genau dieser Aufgabe nimmt sich das Mittelstand-Digital-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie an. Mit den bundesweiten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren bietet die Initiative kostenfreie und anbieterneutrale Anlaufstellen, die kleine und mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe zu Digitalisierungsfragen informieren und bei der Umsetzung neuer Technologien begleiten.

Dazu steht seit vergangenem Jahr ein KI-Trainer-Programm bereit, das über die Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz aufklären und auch Handwerksbetriebe bei der Einführung konkreter KI-Anwendungen unterstützen will. In kostenlosen Veranstaltungen, Workshops und Fachseminaren sensibilisieren die KI-Trainer für die technologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten von KI. Dabei demonstrieren sie den Betrieben erfolgreiche Implementierungsbeispiele und animieren und qualifizieren sie, die Technologie im eigenen Unternehmen einzuführen .

Beispiel Bäckerei: KI hilft bei der Produktionsplanung

Auch in der Produktionsplanung kommt die KI zum Einsatz. Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk unterstützt einen Bäckereibetrieb mit mehr als 20 Filialen dabei, seinen Ressourceneinsatz effizienter zu gestalten. Aktuell werden Menge und Art der Backwaren sowie die Aufteilung auf die Filialen auf Grundlage der Expertise des Unternehmens geplant. Trotz jahrelanger Erfahrung und Know-how bleiben am Ende des Tages viele Backwaren übrig und müssen mitunter entsorgt werden.

Mit KI soll dieses Problem nun gelöst werden. Ziel ist es, eine genauere Vorhersage über den Absatz der Waren zu erhalten. Als Basis dienen dazu die bisherigen Verkaufszahlen der unterschiedlichen Backwaren in den jeweiligen Filialen, die zum Teil bereits digital erfasst sind und damit einen Grunddatenstamm liefern. Darüber hinaus sind weitere Einflussfaktoren wie Wetter, Wochentage und Schulferien für das KI-System von Bedeutung. Das selbstlernende System kann daraus in Kombination mit anderen Daten Zukunftsprognosen aufstellen und so die Produktion der Bäckerei effizienter gestalten.

Mit diesen Faktoren in Kombination mit bekannten Verkaufszahlen ist das KI-System in der Lage, konkrete Aussagen zu treffen:
  • Wann und in welchen Mengen werden bestimmte Artikel in welcher Filiale benötigt?
  • Welc he Lagerbestände sind erforderlich, um die Produktion der benötigten Croissants, Brötchen oder Kuchen zu gewährleisten?
  • Zu welcher Tageszeit müssen die Auslagen in den Filialen aufgefüllt werden?

Fazit: KI ist keine Science-Fiction mehr

KI-Anwendungen können für handwerkliche Betriebe zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden. Die beiden Beispiele illustrieren, wie vielfältig die Anwendung von KI im Handwerk bereits aussehen kann und dass sich dahinter keine Science-Fiction, sondern oft ganz handfeste Lösungsansätze verbergen, die auf nahezu alle Gewerke übertragbar sind. Wichtig ist eine genaue Analyse, wie der eigene Betrieb von der neuen Technologie profitieren kann und welche KI-Lösungen schon am Markt bestehen. Hier setzen die KI-Trainer an und zeigen die Möglichkeiten für die jeweiligen Betriebe auf.

Über den Autor Christian Märkel

Christian Märkel ist Senior Economist am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in Bad Honnef. Als stellvertretender Leiter der Mittelstand-Digital Begleitforschung ist er für die Koordination des KI-Trainer Programms zuständig.