Kredite: Rating richtig aufpolieren

Die Banken können sich billig refinanzieren, dennoch kommen ­viele Unternehmer nur schwer ans Geld. Deshalb sollten Firmenchefs gerade in der Niedrigzinsphase ihre Bonität permanent verbessern.

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    Schreinermeister Torsten Utz informiert sich regelmäßig bei der Hausbank über sein Rating.
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    © Chart: handwerk magazin
    Der Mittelstand arbeitet an seiner Eigenkapitalquote, liegt aber weiter unter den gewünschten 30 Prozent.
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    „Betriebe mit mittlerer Bonität haben es derzeit schwer, an Kredite zu kommen.“ Carl-Dietrich Sander, ­Unternehmensberater und Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband in Neuss.

Torsten Utz will sich nicht ausschließlich auf nur eine Hausbank verlassen. „Wir arbeiten mit drei Instituten zusammen“, so der Inhaber der Firma Utz-Design in Norderstedt. Der Schreinermeister legt großen Wert darauf, ein gutes und offenes Verhältnis zu allen seinen Finanzierungspartnern zu haben. Mit zwei seiner Banken führt er regelmäßig Jahresgespräche. „Mit dem Firmenkundenbetreuer unserer ersten Hausbank sprechen wir regelmäßig über unser Rating“, so Utz.

Forderungsmanagement im Blick

Pro Quartal übergibt er seine aktuellen betriebswirtschaftlichen Auswertungen an die Kreditinstitute. „Mit der Bilanz füge ich auch ein relativ umfangreiches Schreiben bei, in dem ich auf bestimmte Kennzahlen sowie die weitere Entwicklung im laufenden Jahr Bezug nehme – soweit das heute überhaupt noch möglich ist“, so der Firmenchef. Er arbeitet so daran, sein hervorragendes Rating zu halten. Zum Beispiel reagiert er zügig, falls Kunden nicht zahlen. „ Sobald eine Rechnung nach zehn Tagen überfällig wird, rufen wir bei ihnen an“, so Utz. Passiert dann nichts, folgt nach weiteren sieben Tagen eine Mahnung, eine Woche später die zweite. „Sehr selten, das heißt, maximal einmal im Jahr müssen wir dann auch einen Anwalt einschalten“, so Utz. Das Engagement wirkt sich positiv auf seine Liquidität und damit auf seinen Leumund bei der jeweiligen Bank aus.

Wenn die Zusammenarbeit mit den Hausbanken so läuft, ist das optimal. Unternehmer haben es mit einer guten Finanzkommunikation sowie mit einem guten Rating deutlich einfacher, an Kredite zu kommen. Denn trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase scheuen die Banken das Risiko. „Wir beobachten, dass Unternehmen mit mittlerer Bonität es derzeit relativ schwer haben, Kredite zu bekommen“, sagt Carl Dietrich Sander, Unternehmensberater in Neuss und Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband.

Eigenkapitalquote für Kredite nicht hoch genug

Dabei ist die Kredithürde nach dem Konjunkturtest des Ifo-Instituts in München aktuell zwar besonders niedrig. Doch nach der „Diagnose Mittelstand“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) vom Januar verfügt der Mittelstand über eine Eigenkapitalquote von 22,3 Prozent. Das ist zwar schon ein guter Wert und mehr als dies in den Vorjahren der Fall war. Für ein erstklassiges Rating und optimale Konditionen bei der Bank ist das aber doch noch zu wenig. Firmenchefs sollten eine Quote von 30 Prozent und mehr anstreben. Clevere Unternehmer arbeiten also stetig daran, ihr Eigenkapital zu verbessern. „Oftmals wirken sich vergleichsweise einfache und ohne großen Aufwand einsetzbare Maßnahmen gleich positiv auf die Bonität aus“, erklärt Andreas Middelberg, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Ravensburg. Am besten konzentriert sich der Firmenchef auf die wichtigsten Ratingkriterien – also jene, denen eine besondere Gewichtung zukommt.

Wissen der Banken nutzen

Unternehmer sollten ihren Firmenkundenbetreuer darauf ansprechen, wo ihre Schwachstellen liegen. „Wenn die Bankenbetreuer sich reserviert zeigen, können die Unternehmen auf die Selbstverpflichtung der deutschen Kreditwirtschaft zur Ratingkommunikation hinweisen“, erläutert Unternehmensberater Sander. Die Banken haben in der Regel ausführliche Auswertungen zum Unternehmen in der Schublade. Mitunter können sie anhand von Grafiken aufzeigen, wo die Firma im Branchenvergleich gerade steht. Solche Auswertungen sollten Firmenchefs nutzen, um ihre Potenziale auszuloten.
Die Faktoren sind bei den einzelnen Instituten schließlich mehr oder weniger ähnlich – wenn auch die Bonität insgesamt bei der Kreditvergabe unterschiedlich relevant ist: Die Großbanken treffen ihre Entscheidung wesentlich abhängiger von der Bewertung des Betriebes und der Entwicklung der Branche. Anders agieren die Volks- und Raiffeisenbanken wie auch die Sparkassen-Finanzgruppe. Hier spielt die Person des Unternehmers wie auch die Form der Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. 43 Prozent der Unternehmensfinanzierungen übernehmen die Sparkassen, so der Sparkassen- und Giroverband. Unterschiede zwischen den einzelnen Kreditinstituten bestehen zum Beispiel bei der Einstufung.

Beispiel: Das Rating der Sparkassen reicht von der Note eins bis zur Note 18. Bewegt sich das Unternehmen zwischen eins und neun, läuft etwa für die Kreissparkasse Ravensburg alles nach Plan. Bei anderen Instituten kann die Grenze nach oben oder nach unten leicht abweichen. Die Volks- und Raiffeisenbanken klassifizieren dagegen von 0 bis 4e. Das Prinzip bleibt gleich: Bewegt sich die Firma in der Spitzen- oder Mittelklasse, sieht das Kreditinstitut es als wahrscheinlich an, dass der Unternehmer sowohl Zinsen als auch Tilgung zahlen kann.

Kommunikation mit der Bank pflegen

Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, kommt es gut an, wenn Firmenchefs eine offene Kommunikationspolitik betreiben. Prinzipiell lautet die erste Regel: Der Handwerksunternehmer sollte seine Zahlen stets im Blick haben und sie gegenüber der Bank detailliert erläutern. Der Unternehmer zeigt damit, dass er sich kritisch mit den wirtschaftlichen und organisatorischen Verhältnissen im Unternehmen auseinandersetzt. Weichen die aktuellen Zahlen von der Planung nach unten ab, sollte der Firmenchef unterjährig Erklärungen liefern und frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um eine Trendwende zu erreichen. Viele Handwerksbetriebe sind von den Banken ohnehin gehalten, einmal im Quartal ihre Betriebswirtschaftlichen Auswertungen zu übergeben. Bei Existenzgründern ist das nahezu obligatorisch.

Jungunternehmer Kai Schacke legt pro Quartal seine Betriebswirtschaftlichen Auswertungen vor. Vor knapp zwei Jahren hat er sich im rheinischen Alfter bei Bonn als Optiker selbständig gemacht. Gemeinsam mit einem Unternehmensberater bereitete er seinen Businessplan akribisch vor. „Wir fragten bei mehreren Banken an, aber nur eine konnte sich für eine Finanzierung entscheiden“, so Schacke.

Je höher bei Unternehmen die eigenen Mittel, desto besser erweist sich das für das Rating. Wichtig ist es auch, unbedingt in der ersten Jahreshälfte die Bilanz vorzulegen. Andernfalls führt dies gleich zu Abstrichen beim Rating. Mitunter wollen Firmenchefs ihre Zahlen ein wenig unter dem Tisch halten. Ein Fehler: Nichts schädigt eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung mehr als die halbe Wahrheit.

Deshalb sollten Firmenchefs ihre Bank auch frühzeitig informieren, falls sich ein Liquiditätsengpass für das Unternehmen abzeichnet. Überziehungen sind ein starkes Negativkriterium beim nächsten Rating. Unternehmer sollten diese unbedingt vermeiden und sich vorab mit der Bank zusammensetzen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.