Kredit: Die Bank für Unternehmer aus dem Mittelstand

Seit der Übernahme der HVB durch die Unicredit war es ruhig um die Bank. Jetzt will sie angreifen und Unternehmenskunden gewinnen. Wie, das sagt Vorstand Lutz Diederichs im Gespräch.

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    k Vita Lutz Diederichs, 50, ist seit Januar 2009 Vorstandsmitglied der Unicredit Bank (Hypo-Vereinsbank). Diederichs hat Volkswirtschaftslehre in Bonn studiert. Seit 23 Jahren arbeitet er für die Bank. Erst als Trainee, später als Leiter Firmenkunden, dann war er in dem Münchener Institut für das Corporate und Investment Banking zuständig.
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    „Auch bei Unternehmern wird Internet-banking bald Standard sein.“ Lutz Diederichs, Vorstandsmitglied HVB Unicredit Bank AG
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    Die Hypovereinsbank ist seit 2005 Teil der italienischen Unicredit. Hierzulande hat sie 17000 Mitarbeiter und 780 Filialen. Sie gehört nach Deutscher Bank und Commerzbank zu den großen Instituten.

„Wir sind die wahre Bank für Betriebe“

Eines kann man Lutz Diederichs nicht vorwerfen: Sprunghaftigkeit. Der neue Vorstand der Unicredit Bank, ehemals Hypo-Vereinsbank, arbeitet seit 23 Jahren bei dem Institut, hat alle Höhen und Tiefen der Bank mitgemacht. „Es ist eine klasse Bank. Wir sind ein hidden champion.“ Jetzt ist er angetreten, das zu ändern.

handwerk magazin: Nach all den Pleiten und Skandalen. Können Unternehmer Banken noch vertrauen?

Lutz Diesderichs: In der Tat, viele Banken haben in den letzten Jahren massiv an Vertrauen verloren. Darunter leidet nun die ganzen Branche. Dieses Vertrauen können wir nur Schritt für Schritt bei der Arbeit mit den Kunden wieder zurückgewinnen. Unsere Kunden sehen uns als Hypo-Vereinsbank allerdings gar nicht so kritisch. Das zeigen diverse Kundenbefragungen.

Woran liegt das? Ist die HVB ein Hort der Glückseligen?

Vielleicht. Die Hypo-Vereinsbank hat die Exzesse, die es in der Branche zweifellos gegeben hat, in der Vergangenheit nie mitgemacht. Unser Haus ist und war sauber aufgestellt.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell im Mittelstand aus?

Wir wollen die Hausbank des Unternehmens sein. Vor der Finanzkrise haben die Kunden bei dem einen Institut Geld angelegt, bei einem anderen einen Kredit genommen. Das machen wir heute nicht mehr. Wer von der Hypo-Vereinsbank Kredite erhalten will, muss bei uns auch andere Geschäfte tätigen, etwa Geld anlegen, Währungsgeschäfte absichern oder den Zahlungsverkehr abwickeln. Sonst empfinden wir die Kundenbeziehung als gestört.

Und die Kunden machen das mit?

Ja, sie haben sogar Verständnis dafür. Schließlich brauchen wir die Einlagen, um Kredite vergeben zu können. Zudem benötigen wir eine anständige Rendite aus den Zusatzgeschäften. Diesen Zusammenhang versteht jeder mittelständische Unternehmer.

Sie wollen Hausbank der Unternehmer sein. Wo steht die HVB im Markt?

Wir sind mit einem ausgereichten Kreditvolumen von 60 Milliarden Euro der zweitgrößte Kreditgeber im deutschen Mittelstand. Für dieses Jahr planen wir drei Prozent Neugeschäft bei Kreditvergabe - deutlich mehr als für die Bankbranche insgesamt zu erwarten ist. Mit 17 Prozent Kernkapitalquote können wir uns das auch leisten.

Sie liegen aber nicht vor Volksbanken und Sparkassen?

Bei der Kreditvergabe in der Tat nicht, bei Themen wie Profitabilität, Eigenkapitalquote und Cost-Income-Ratio schon. Und für immer mehr Unternehmer ist es wichtig, bei einer stabilen, sicheren und erfolgreichen Bank zu sein. Und das sind wir!

Wie entwickelt sich das Kreditgeschäft der Unternehmer derzeit?

Die Investitionsneigung der Unternehmen ist nicht besonders groß, obwohl ihre Gewinne sehr gut sind. Und wenn die Betriebe investieren, dann meist aus Eigenmitteln. Sie wollen sich nicht in die Abhängigkeit von Banken begeben.

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Wie wollen Sie dann neues Kreditgeschäft herholen?

Weil wir die Kunden anders bedienen. Bei uns werden die Handwerker als Unternehmer behandelt - egal, ob sie einen Ein- oder 20-Mann-Betrieb haben. Darüber hinaus betreuen wir in unserer Unternehmerbank sowohl die private als auch die geschäftliche Seite des Unternehmers. Der Unternehmer hat einen festen Ansprechpartner für seine Angelegenheiten.

Können Sie das genauer beschreiben, was Sie mit Unternehmerbank meinen?

Jeder Kunde wird vor Ort flächendeckend in 200 Unternehmerbank-Filialen betreut. Nahezu alle Entscheidungen fallen hier, die Zentrale stellt nur die Produkte. Auch wer europäische Geschäfte tätigen will, ist mit uns gut aufgestellt. Als Teil der Unicredit-Gruppe können unsere Kunden in 22 Ländern Mittel- und Osteuropas grenzüberschreitende Geschäfte mit uns abwickeln.

Mit Ihrem neuen Geschäftskonto „Business Easy“ brauchen Unternehmer die Filialen aber gar nicht mehr.

Ja, das ist ein Internetangebot für Kunden, die keine Filiale vor Ort nutzen wollen. Die Unternehmer sprechen mit ihrem Bankberater über Videotelefonate mit Skype - und das deutlich länger am Tag, als die klassische Filiale geöffnet hat. Mittlerweile wickeln wir alle Standardgeschäfte über diesen neuen Weg ab.

Wie viele nutzen das Angebot der Online-Filiale?

Von unseren 420000 Mittelstandskunden nutzen das Angebot schon 150000. So kann das Firmenkundengeschäft der Zukunft aussehen.