Interview „Kapitalerhalt statt Rendite”

Leonhard von Metzler, Direktor der Privatbank Metzler, fordert von der Branche ein Umdenken – bei Bonis und Anlagestrategie.

k Vita Leonhard von Metzler ist der Neffe des Chefs der Privatbank Friedrich von Metzler. Er ist promovierter Wirtschaftsingenieur und Direktor Private Banking. - © Metzler

„Kapitalerhalt statt Rendite”

handwerk magazin: Herr von Metzler, trauen Sie Ihren Branchenkollegen noch?

Leonhard von Metzler: Ja, abhängig vom jeweiligen Institut. Generell wächst das Vertrauen in die Bonität des Banksystems aber wieder, seitdem die EZB die Häuser kräftig stützen will. Das Vertrauen in viele Banken muss indes erst wieder hergestellt werden. Hier gab es teilweise Fehlentwicklung bei Produktverkauf und Bonifizierung.

Brauchen die Banken neue Regeln?

Reformen sind notwendig. Viele aktuelle Vorschläge sind jedoch wahltaktisch motiviert. So ist ein Trennbankensystem keine Lösung. Bear Stearns und Lehmann gingen pleite, obwohl sie reine Investmentbanken waren. Hilfreich wäre, das Eigenkapital der Banken anzuheben, Bonis langfristig ausrichten und den unregulierten Handel mit Derivaten an die Börsen zu zwingen.

Viele Politiker plädieren analog zur Umsatzsteuer für eine Finanztransaktionssteuer.

Ein Fehler. Von heute auf morgen würden Geschäft und Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Da hilft es auch nicht, wenn sich mehrere europäische Länder zusammenschließen. Zudem würden die Kosten an die Anleger weitergereicht. Ihre Rendite sänke noch weiter.

Stichwort Geldanlage: Was rät das Bankhaus Metzler seinen Kunden?

Das, was wir seit jeher unseren Kunden raten: Wir sichern den Kapitalerhalt von Vermögen über Generationen hinweg. Dazu schützen wir die Depots vor den drei großen Risiken: Inflation, Deflation und politische Risiken.

Was heißt das konkret?

Immer abhängig von der persönlichen Risikoneigung raten wir, einen Teil in Sachwerte wie Aktien und Immobilien anzulegen. Dies schützt vor Inflation. Ein zweiter Teil sollte in monetäre Werte wie Anleihen investiert werden. Das schützt vor Deflation. Ein dritter Teil steckt in Bargeld. Durch die liquide Wertpapieranlage bleibt der Anleger auch in politischen Krisen immer handlungsfähig

Gelten für Unternehmer andere Anlageregeln als für Privatleute?

Ja. Viele Firmenchefs haben einen sehr großen Teil ihres Vermögens in ihrem Unternehmen gebunden. Damit ist es aber anfällig für Deflation. Denn dann sinken die Preise für Sachwerte. Daher sollten Inhaber ihr freies Vermögen stark in monetäre Werte anlegen. Auch, wenn man damit derzeit kaum Rendite erzielt. Doch auf diese Weise bleiben sie handlungsfähig.

Welche aktuellen Anlagetipps geben Sie?

Mehr denn je gilt es, seine Anlagen über viele Branchen und unterschiedliche Länder zu streuen. Wir raten, nur solide Aktien und Anleihen zu erwerben, die jederzeit wieder verkäuflich sind. Und wer ruhig schlafen will, darf auch zusätzlich etwas Gold in den Safe legen. ◇

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