Jetzt noch gute Konditionen sichern

Hans und Thomas Meidinger investieren in eine neue Gewerbehalle, denn ihre Produktion platzt aus allen Nähten. Was die Zukunft für die Kreditvergabe an Firmenkunden bringt, ist ungewiss. Derzeit können sich Handwerker noch frisches Geld für Investitionen sichern – aber die Banken werden risikoscheuer.

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    Die Produktion platzt aus allen Nähten: Hans (li.) und Thomas Meidlinger investieren in eine neue Gewerbehalle.
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    Trotz Finanz- und Eurokrise investierten knapp 50 Prozent der Betriebe in neue Projekte.
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    Handwerksunternehmer setzen auf Födermittel: Vertrauen genießen KfW und Bürgschaftsbanken.
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    Neu im Fokus der Förderinstitute: Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in den Betrieben.

Jetzt noch günstig investieren

Die Auftragsbücher sind voll, die Produktion platzt aus allen Nähten. „Die angemietete Gewerbehalle von 800 Quadratmetern reicht hinten und vorne nicht mehr aus“, sagt Hans Meidlinger, Geschäftsführer der MePro Produktionstechnik, Spezialist für Kunststofftechnik und Spritzgussverfahren in Bretzfeld-Schwabbach.

Der gelernte Werkzeugbauer entschließt sich, in eine fast doppelt so große Produktionshalle zu investieren, inklusive 250 Quadratmeter Bürofläche. Das Investitionsvolumen beträgt zwei Millionen Euro. Meidlinger bespricht seine Planung mit seiner Hausbank.

Trotz Finanz- und Eurokrise investierten knapp 50 Prozent der Betriebe in neue Projekte. - © handwerk magazin
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Die Raiffeisenbank sagt dem Unternehmer die Finanzierung zu. Unter einer Bedingung: Dass die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg den Kredit aufgrund der Investitionshöhe mit einer Bürgschaft absichert. „Dann lief alles sehr unkompliziert. Unsere Hausbank hat den Kontakt zur Bürgschaftsbank hergestellt. Bereits beim ersten Termin mit Vertretern der Bürgschaftsbank und unserer Hausbank bei uns im Betrieb hatten wir die Zusage in der Tasche“, berichtet Meidlinger.

Handwerksunternehmer, die jetzt investieren wollen oder müssen, haben aufgrund der vergangenen zwei guten Geschäftsjahre bei den Banken noch gute Karten. Bei ausreichender Bonität und guten Bilanzen aus den Vorjahren bieten die Ins-titute aktuell attraktive Konditionen wie niedrige Zinsen, lange Laufzeiten und günstige Fördermittel. Finanzierungsexperten sind sich aber einig, dass sich die Kreditvergabe der Banken für Handwerksbetriebe in diesem Jahr verschlechtern könnte. Das heißt, die Hürden zum Darlehen werden für Handwerker deutlich höher, und die Kosten für Investitionskredite steigen. Für mittelständische Betriebe könnte das schwierig werden, denn die Investitionsbereitschaft ist wie in den vergangenen Jahren hoch (siehe Grafik).

Handwerksunternehmer setzen auf Födermittel: Vertrauen genießen KfW und Bürgschaftsbanken. - © handwerk magazin
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Banken stehen unter Druck

„Bei der Kreditvergabe bremsen auch erste Sparkassen und Genossenschaftsbanken folgen diesem Trend“, beobachtet Joachim Schluchter, Finanzierungsberater für mittelständische Firmen von Dr. Willburger & Schluchter in Emersacker. Der Grund liege auf der Hand: Durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sinkt die Zinsspanne und damit der Zinsüberschuss hauptsächlich bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Dadurch verfügen Sie über weniger Risikobudget und werden somit restriktiver bei der Kreditvergabe an den Mittelstand, so Schluchter. „Gleichzeitig werden die Banken versuchen, ihre Margen im Kreditgeschäft durch höhere Zinsen zu verbessern.“ Außerdem müssen die Banken mit Einführung von Basel III ihre Eigenkapitalreserven aufstocken. „Die Banken sehen bei Darlehen für Handwerksbetriebe noch mal genau hin. Die Finanz- und Liquiditätsplanung muss oftmals für drei Jahre im Voraus eingereicht werden. Die Erstellung dieser Vorschau ist für die Betriebe schwierig. Sie wird aber von den Banken ausdrücklich verlangt und hinterfragt“, bestätigt Hartmut Drexel, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft von der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Kredite werden teurer

Die Konsequenz für Handwerker: „Kredite für Betriebsinvestitionen werden in diesem Jahr für das Handwerk wohl teurer. Die Kosten für den Kontokorrentrahmen unterscheiden sich zwischen sechs bis acht Prozent - je nach Unternehmen“, sagt Christine Deibert, Finanzierungsexpertin in München. Nur wirklich gut aufgestellte Handwerksbetriebe, was die Bilanzen und die Finanzkommunikation mit der Bank betrifft, könnten 2013 bei ihren Jahresgesprächen noch über bessere Konditionen mit den Instituten verhandeln.

Gerade jetzt, wo sich das Klima an der Finanzierungsfront wieder ändert, ist es für Handwerker wichtig, sich nach Alternativen zum klassischen Bankkredit umzusehen. Seit der Finanzkrise wissen viele Handwerker, dass sich die Abhängigkeit von den Banken in schlechteren Zeiten wieder gegen sie wendet. Experten empfehlen Unternehmern, Fördermittel in ihre Planung und anstehende Finanzierungen einzubeziehen (siehe Tabelle „Fördermittel“, Seite 54). Das könnten Bürgschaften der Bürgschaftsbanken sein, um zum Beispiel hohe Investitionsvorhaben abzusichern, wie bei Werkzeugbauer Meidlinger und seiner geplanten Produktionshalle. In seinem Fall schultert die Bürgschaftsbank mittels einer Ausfallbürgschaft das Risiko des Kreditnehmers gegen-über der Hausbank. Das Institut verringert so die Ausfallgefahr und kann leichter eine Kreditzusage erteilen. Eine andere attraktive Variante stellen für Handwerker günstige Förderkredite dar. „Sie sichern Unternehmern derzeit attraktive Konditionen für lange Laufzeiten und bieten so Planungssicherheit“, so Drexel. Erste Beratungstermine zu Finanzierungsfragen könnten Handwerker bei ihrer Kammer vor Ort vereinbaren.

Neu im Fokus der Förderinstitute: Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in den Betrieben. - © Elenathewise - fotolia
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Förderkredite rechnen sich

Einen neuen Schwerpunkt haben die Förderinstitute im Zuge der Energiewende gesetzt. Bei den Unternehmen kommt das gut an. „Handwerker greifen gerne bei Fördermitteln zu, wenn es um eine Steigerung der Energieeffizienz im eigenen Betrieb geht. Bei den günstigen Zinsen rechnet sich das für die Firma, und die Anträge werden von den Förderinstituten wie LfA oder L-Bank mittlerweile schnell und unkompliziert bearbeitet“, erklärt Finanzierungsexpertin Deibert.

Fördermittel sind für Handwerker aber nicht die einzige Alternative, sich von der Kreditpolitik der Banken unabhängiger zu machen. Auch Instrumente, die die Eigenkapitalquote stärken, wie Leasing, spielen dabei eine Rolle. „Außerdem sollten Unternehmer über Beteiligungskapital nachdenken“, rät Joachim Schluchter.

Das können spezielle Fonds sein, die Beteiligungskapital an den Mittelstand ausreichen, oder stille Beteiligungsmodelle, wie sie die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) der Bürgschaftsbanken für Handwerksbetriebe anbieten. „Wichtig ist, dass Unternehmer über diese Modelle nachdenken, solange der Betrieb gut läuft. Dann sind Handwerker für schlechte Zeiten deutlich stabiler aufgestellt“, empfiehlt Deibert.

Gute Karten hat auch, wer seine Bilanzen vom Vorjahr schnell seiner Hausbank präsentieren kann. Das sichert Unternehmern 2013 noch gute Konditionen.