Transporter Test "Mulatz fährt": Iveco Daily – Erdgas statt Diesel

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Keine Lust mehr auf einen Diesel-Transporter? Wie wäre es mit Erdgas? Wir testeten den Iveco Daily Natural Power. Der erste Eindruck: Die Technik ist unkompliziert, die Reichweite ausreichend und die Wirtschaftlichkeit überzeugend.

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    Tank Iveco Daily Natural Power
    © Ramón Kadel
    Erdgas tanken ist einfach und dauert nur unwesentlich länger als eine Betankung mit Diesel.
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    Reinhold Mulatz Iveco Dailiy Natural Power
    © kadel/handwerk magazin
    handwerk-magazin-Redakteur Reinhold Mulatz fuhr den Erdgas-Daily in der Stadt und über Land.
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    Iveco Daily Natural Power
    © Hersteller
    Mit Erdgas durch die City: Immer mehr Beschränkungen für Dieselfahrzeuge machen den Erdgasantrieb interessant. Das beweist der Iveco Daily Natural Power im Test.

Zuerst ein Tipp:

Gönnen Sie sich und Ihren Mitarbeitern als Extra beim Iveco Daily einen Fahrer-Komfortsitz oder gleich einen Luxussitz – der heißt tatsächlich so – wenn Sie sich für diesen Transporter entscheiden. Die hydraulische Federung des Sitzes ist wirklich angenehm, war mein erster Eindruck beim Probefahren. Sie schluckt die vielen Schlaglöcher auf unseren Straßen hervorragend und schont den Rücken.

Der zweite Eindruck:

Iveco hat nicht zu viel versprochen, der Daily mit Erdgasantrieb (CNG = Compressed Natural Gas) ist für einen Transporter dieser Größe erstaunlich leise. Kein Wunder, es ist ein Benziner mit 100 kW, also 136 PS und drei Litern Hubraum, der für den Erdgasbetrieb auf das energiereiche Methan optimiert wurde.

Reicht diese Leistung für ein Fahrzeug von 5,5 bis maximal 7 Metern Länge und rund einer Tonne Nutzlast, je nach Modellvariante? Ja, wenn man nicht ständig voll beladen unterwegs ist und akzeptiert, dass bei einem Transporter mit Erdgasantrieb der typische Turboeffekt bei der Beschleunigung fehlt, den man vom Dieselmotor kennt. Allerdings behauptet Iveco, der CNG-Motor steht bei der Performance einem vergleichbaren Diesel in nichts nach.

Unser Testauto war mit der HI-MATIC ausgestattet, einem 8-Gang-Automatik-Wandlergetriebe. Die funktioniert ruckfrei und lässt sich im Eco- oder im Powermodus fahren. Einzig der Schalthebel fühlt sich etwas schwammig an, ein direktes Anwählen der einzelnen Modi wäre besser. Dafür soll die Automatik zumindest im Stadtverkehr rund 2,5 Prozent weniger Erdgas verbrauchen als ein manuelles Schaltgetriebe.

Beim Fahren merkt man nicht, dass man ein Erdgasfahrzeug steuert , alles ist wie bei einem Diesel oder Benziner. Also müssen Vergleichszahlen helfen, um die Vorzüge darzustellen. Der Daily HI-MATIC Natural Power erfüllt die Euro VI/D-Norm mit 76 Prozent weniger Feinstaub und wesentlich weniger NOx-Emissionen im Vergleich zum Dreiliter-Dieselmotor des Daily. Unter realen Fahrbedingungen im urbanen Einsatz liegen die CO2-Emissionen des Erdgas-Motors ebenfalls deutlich unter dem Dieseläquivalent. Wird der Erdgas-Motor mit Biomethan betrieben, sinken die CO2-Emissionen gar um 95 Prozent. Von möglichen Fahrverboten ist ein Erdgas-Daily also nicht betroffen .

Tanken

Das Tanken funktioniert mit CNG einfach. In unserem Fall war die Zapfsäule mit einer Füllkupplung mit Hebel ausgestattet. Diese Kupplung wird leicht auf den Tankstutzen des Gastanks am Fahrzeug gesetzt und durch eine Drehung des Griffs verbunden. Dann einfach auf einen Knopf drücken. Nach ein paar Minuten ist der Tank gefüllt, ähnlich wie bei einer Dieselbetankung.

Schwieriger als tanken ist es, eine Tankstelle zu finden. Hier hilft eine App, zum Beispiel auf erdgas.info. Rund 900 Erdgastankstellen gibt es in Deutschland. Nach rund 400 Kilometern war der Test-Daily übrigens auf Reserve, zur Not steht aber noch ein Benzintank mit 14 Litern bereit, umgestellt wird automatisch. Allerdings beträgt die Motorenleistung im Benzinbetrieb nur 60 kW (82 PS).

Die Gastanks sind beim Iveco Daily unterflur angebracht, der Laderaum wird also nicht beeinträchtigt. Je nach Radstand können bis zu sechs Tanks von unterschiedlicher Größe verbaut werden, das Gesamtvolumen liegt bei rund 44 Kilogramm. Bei der Testfahrt kamen wir mit 30 Kilogramm Erdgas rund 400 Kilometer weit.

Wirtschaftlichkeit

Schwierig ist die Klärung der Wirtschaftlichkeit. Ein Kilogramm Erdgas kostet derzeit an Tankstellen rund 1,10 Euro. Beim Preisvergleich an der Tankstelle muss aber berücksichtigt werden, dass ein Kilogramm Erdgas im Vergleich zu einem Liter Superbenzin etwa anderthalb mal so viel Energie liefert. Die Preise für Benzin, Diesel, Autogas und Erdgas sind also nicht einfach vergleichbar, sondern müssen erst umgerechnet werden. Umgerechnet auf die Energieäquivalenz würde im Vergleich zu Superbenzin ein Kilogramm Erdgas bei 70 Cent liegen. So rechnet zumindest „Zukunft Erdgas“, eine Initiative der Erdgaswirtschaft.

Laut Iveco kann Erdgas im Vergleich zu Dieselfahrzeugen bis zu 35 Prozent der Kosten einsparen. Allerdings kostet ein Iveco Daily mit Dieselmotor und Automatikgetriebe 42.000 Euro, der CNG-Aufpreis liegt bei 4.000 Euro.

Fazit:

Der Iveco Daily ist ein robuster und ausgereifter Transporter mit unzähligen Varianten, an dem es nichts zu meckern gibt. Wer sich für den Daily Natural Power entscheidet, kauft ein Fahrzeug, das von möglichen Fahrverboten in Innenstädten sicher nicht betroffen ist. Im Vergleich zum Elektrotransporter punktet die Erdgasvariante mit passabler Reichweite und größerer Wirtschaftlichkeit. CNG ist also eine Alternative für alle Handwerker, denen ein Transporter mit Dieselantrieb inzwischen zu riskant ist.

Die wichtigsten Daten

Die Erdgasvariante des Iveco Daily unterscheidet sich bei Maßen und Gewichten nicht von den Dieselmodellen.

  • Motor: 4-Zylinder-Viertakt-Otto-Turbomotor, 3 Liter Hubraum, 100 kW/136 PS, Drehmoment 350 Nm
  • Radstand: 3.520 und 4.100 mm
  • Höhe: 2.280, 2.660 und 2.860 mm
  • Ladevolumen: 9 bis 18 m3
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Gesamtzuggewicht: 7.000 kg
  • Nutzlast: 787 bis 1.054 kg
  • Preis: 46.000 Euro