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Geschäftsideen

Männer tragen wieder Bart, aber gepflegt muss er sein: ein Gespräch im Barber House in München über Bartpflege, Styling, Modetrends, Männer von heute, eine spezielle Geschäftsidee und die Wiederauferstehung eines alten Handwerksberufs.

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    Barber House im Gärtnerplatzviertel in München
    © Lexip Production Patrick Art Shop
    Wellnesstempel für Männer: das Barber House im Gärtnerplatzviertel in München.
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    Barber House im Gärtnerplatzviertel in München
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    Klasse statt Masse: Vier bis sechs Wochen wartet Mann auf einen Termin im Barber House.
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    Männer unter sich: Kopf- und Bartpflege vom Profi ohne nerviges Geplaudere und ohne weibliches Publikum, aber vielleicht ein Bier dazu – so versteht das Barber House sein Dienstleistungskonzept.
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    »Wir verkaufen Männlichkeit und stärken das Selbstwertgefühl. « Dirk Schlobach, Inhaber und Geschäftsführer des Barber House in München, setzt in seinen Filialen auf „Gentlemen only!“.

Das Barber House in München ist eine Wohlfühloase für Männer. Der Einrichtungsstil im Retrolook ist maskulin: dunkles Holz, schwarz-weiße Farben, gedämpftes Licht. Ein Schild am Eingang macht klar, dass es hier ausschließlich um Männer und ihre Wünsche geht: „Gentlemen only!“.

Das Angebot für den Mann reicht vom Haareschneiden über Nassrasur, langen oder kurzen Bart trimmen bis hin zur Grauhaarkaschierung für ältere Jahrgänge. Wenn gewünscht, gibt es auch ein Bier dazu. „Das Barber House verkauft Männlichkeit und stärkt das Selbstwertgefühl unserer Kunden“, erklärt Dirk Schlobach, Geschäftsführer des prämierten Friseur und Barbiers, seine Geschäftsidee. Schlobach, der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Edina 2014 gründete und heute 25 Mitarbeiter beschäftigt, will sein auf Männer ausgerichtetes Konzept nicht als platten Macho-Auswuchs verstanden wissen. Der ehemalige Unternehmensberater, der lange für die Automobilbranche arbeitete, setzt vielmehr auf eine klare Positionierung seines Unternehmens. „ Wir besetzen mit dem Barber House eine exklusive Nische und bieten Männern eine Top-Dienstleistung als klassischer Herrenfriseur und Barber“, stellt Schlobach klar und ergänzt: „Denn auch bei Männern steht heute der Wellnesseffekt im Vordergrund.“

Der Wellnesseffekt tritt bei Männern ein, wenn sie nach einem stressigen Arbeitstag einen Termin im Barber House wahrnehmen. „Männer wollen nicht von ihrem Friseur zugetextet werden, sie wollen einfach ihre Ruhe. Ein Kunde spendierte einem unserer Barber mal 20 Euro Trinkgeld, weil er keine, wie er es nannte, Zwangskommunikation mit ihm führte“, erzählt Schlobach.

Kunden: Promis und Normalos

Diesen Wellnesseffekt, ein Friseurbesuch beim Profi ohne nerviges Geplauder, lassen sich die Münchner Männer was kosten: ein Haarschnitt 45 Euro, mit Bartpflege zwischen 70 und 90 Euro. Zu den Kunden des Barber House im Gärtnerplatzviertel und am Stachus zählen nicht nur Hipster, Trendsetter oder modebewusste Individualisten. „Zu uns kommen Handwerker, IT-Nerds, Banker, gut situierte Studenten und ganz normale Männer, die von ihren Frauen einen Gutschein geschenkt bekommen. “, sagt Schlobach. Auch die Münchner Prominenz gehört zur Kundschaft, wie Profis des FC Bayern und Spieler von 1860 München.

Denn heute legen Männer, anders als in den 70ern, als lange Haare und Vollbart Ausdruck eines unkonventionellen Lebensstils waren, Wert auf ein gepflegtes Äußeres. „Ab 30 fangen Männer an, sich mit Pflegeprodukten intensiver zu beschäftigen. Ab 35 Jahren beginnen sie mehr Ruhe zu suchen und bewußter zu genießen. Und ab 45 beschäftigen sich viele Männer damit jünger auszusehen und doch authentisch zu wirken“, beobachtet“, beobachtet Schlobach.

Dem Unternehmer ist klar, dass sein Barber House vom Modetrend Bart in den vergangenen drei Jahren profitierte, aber der pflegebewußte Mann eine nachhaltige Entwicklung darstellt. Daher eröffnet Schlobach im Oktober eine weitere Filiale im Hamburger Kontorhausviertel. Außerdem kommt bald ein weiteres Projekt in München dazu: Im „ The Lovelace“ entsteht in der Innenstadt ein kultureller Treffpunkt für etwa 24 Monate mit Boutique-Hotel, Clubs, Bars, Studios und vier Barber-Arbeitsplätzen. „München ist sehr offen für unser Angebot. Wir haben hier viele modebewusste Männer, die Wert auf ihr Äußeres legen“, so Schlobach.

Handwerker und Dienstleister

Seine Branche, das Friseurhandwerk, sieht der Unternehmer allerdings durchaus kritisch. „Viele Friseure verstehen sich als Künstler und arbeiten am Kunden vorbei.Das ist in keinem anderen Gewerk in diesem Ausmaß der Fall“, meint Schlobach und ergänzt: „Der Friseur ist eigentlich ein klassischer Handwerker, der serviceorientiert nach den Kundenwünsche arbeiten sollte .Das verstehen viele nicht.“

Schlobach selbst sieht sich als klassischer Unternehmer, der das Konzept entwirft und die Marschrichtung für seinen Betrieb bestimmt. „Für unsere 13 Barbiere ist das ein großer Vorteil. Ich rede ihnen nicht in ihre Arbeit rein, und sie haben so in ihrem Handwerk deutlich mehr Freiheiten.“