Wachstum beschleunigen Investoren gewinnen: 5 Tipps für Start-ups im Handwerk

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Steigende Umsätze, mehr Mitarbeiter, neue Märkte erobern und immer höhere Gewinne einfahren – davon träumen etliche Gründer. Doch nur wenige schaffen es, die Wunschgedanken auch in die Realität umzusetzen. Die Unternehmer Philipp Zimmermann und Richard Hirschhuber (Greenstorm Mobility GmbH) geben Tipps aus eigener Erfahrung für Ihren Wachstumskurs.

Philipp Zimmermann und Richard Hirschhuber, Greenstorm
Die erfolgreichen Start-up-Gründer Philipp Zimmermann (li.) und Richard Hirschhuber, Gesellschafter der Greenstorm Mobility GmbH, geben Gründern Tipps aus eigener Erfahrung und erster Hand. - © Greenstorm

Jedes Start-up im Handwerk glaubt daran, mit seiner Idee den großen Durchbruch zu schaffen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich möglichst rasch nachhaltiger Geschäftserfolg einstellt. Doch worauf kommt es dabei an und welche Stolpersteine gilt es zu umschiffen?

Die beiden Gesellschafter und Geschäftsführer der Greenstorm Mobility GmbH , Philipp Zimmermann und Richard Hirschhuber, sind mit einem international florierenden Tauschgeschäft, bei dem neue E-Bikes zunächst an Partnerbetriebe verliehen und später gebraucht weiterverkauft werden, erfolgreich. Sie geben Start-ups, die am Beginn ihres Weges stehen, fünf Praxis-Tipps aus erster Hand:

1. Zuständigkeiten und Kompetenzen: Von Anfang an klare Verhältnisse schaffen!

Aus Sicht der österreichischen Geschäftsleute sollten Gründer schon vorweg klare Zuständigkeiten und Kompetenzen definieren und im Nachhinein auch nichts mehr daran ändern. Unabdingbar sind eine gehörige Portion Mut und Risikobereitschaft, absolut essenziell ist die eigene Überzeugung, die richtige Geschäftsidee zu haben.

„Man sollte es sich gut überlegen, wie sehr man die Gründungspläne im Vorfeld mit Familie und Freunden teilt. Oft entstehen Diskussionen, die einen vom Weg abbringen“, gibt Hirschhuber zu bedenken. Er rät dazu, administrative Aufgaben frühzeitig an eine erfahrene Steuerkanzlei auszulagern und erste gute Mitarbeiter einzustellen. „Das kostet zwar Geld, hilft aber bei der Suche nach Investoren und bringt Sicherheit für den eigenen Wachstumskurs“, so Hirschhuber.

2. Crowdinvesting? Investoren suchen und überzeugen!

Ihre Erfahrung hat den beiden Greenstorm-Chefs gezeigt, dass etwa nach einem halben Jahr Geschäftstätigkeit der Moment kommt, ab dem man als Gesellschafter nicht mehr viel Zeit für das operative Tagesgeschäft hat, weil die Beschaffung von frischem Kapital in den Fokus rückt. Als Erfolgsgarant erwies sich im Fall von Greenstorm eine Crowdinvesting-Kampagne auf der Plattform CONDA, bei der im Frühjahr 2018 insgesamt 1,2 Millionen Euro investiert wurden. Vielleicht ist das auch etwas für das Handwerk?

Kurz vor dem Jahreswechsel 2018/2019 konnte Greenstorm ein Investment im zweistelligen Millionenbereich der Private Equity Firma Bregal Milestone vermelden – eine der größten in ein österreichisches Start-up getätigten Investitionen im Jahr 2018. 2019 brachte zudem eine zweite Funding-Runde noch einmal rund 420.000 Euro von der Crowd ein. Zimmermann und Hirschhuber sind sich sicher, dass viel von der Idee und dem Geschäftsmodell abhängt: „Mit einem Schuhkarton hätten wir keine Investoren aus der Finanzwelt überzeugen können.“

3. Freundschaft als Hindernis: Berufliches von Privatem trennen!

Eine mögliche Freundschaft zwischen zwei oder mehreren Geschäftspartnern sehen die Tiroler nicht als wichtiges Erfolgskriterium, sondern sogar als Hindernis. „Berufliches und Privates sind zwei Paar Schuhe. Geschäftliche Entscheidungen brauchen eine objektive Basis. Es muss allen klar sein, wie Entscheidungen zustande kommen und wann wer ein Veto hat“, berichtet Zimmermann. Die Greenstorm-Geschäftsführer müssen es wissen, sind doch alle Gesellschaftsbeteiligten familiär miteinander verbunden. Um schnelle Entscheidungen sicherzustellen, raten sie dazu, bei der Entscheidungsfindung auf einfache Mehrheiten statt auf das Prinzip Einstimmigkeit zu setzen.

4. Größe der Betriebsimmobilie: Vorausschauend planen!

Nachher ist man immer klüger – diesen Spruch sollten Gründer mit einigem zeitlichen Abstand zu ihren Entscheidungen möglichst selten sagen müssen. Aus eigener Erfahrung raten Hirschhuber und Zimmermann dazu, geschäftliche Entwicklungen schon möglichst frühzeitig im unternehmerischen Handeln abzubilden. „Wir sind binnen zwei Jahren drei Mal umgezogen, da wir die Mitarbeiteranzahl auf nahezu 100 Personen aufgestockt haben und mit der Anschaffung neuer E-Bikes auch mehr Platz benötigt wurde. Das hat uns Kraft, Geld und Know-how gekostet. Hätten wir uns von Anfang an nach etwas Größerem umgesehen, wären wir in unserer Entwicklung jetzt noch weiter“, blickt Hirschhuber zurück.

5. Fachkräfte: Mitarbeiter einstellen, die Schwächen der Führungskräfte ausgleichen!

Qualifizierte Fachkräfte sind für ein Handwerksunternehmen natürlich ein wesentliches und gefragtes Kapital. Das sehen auch die Greenstorm-Gesellschafter so und empfehlen, solche Mitarbeiter einzustellen, die Skills in jenen Bereichen aufweisen, in denen die Eigentümer selbst ihre Stärken nicht unbedingt verorten. „Man muss und kann sich nicht mit allen Mitarbeitern perfekt verstehen, aber die Basis sollte immer so sein, dass man zumindest zusammen Mittagessen gehen kann. Kann man jemanden nicht riechen, dann ist er oder sie die falsche Person für das Unternehmen, unabhängig von ihren oder seinen Qualitäten“, merken  Hirschhuber und Zimmermann an.

Und noch einen Tipp haben sie für andere Gründer: „Um sich zu erholen und den Kopf frei zu bekommen, sollte man einen Tag in der Woche eine hundertprozentige Pause einlegen und an diesem Tag mit niemandem über das eigene Unternehmen sprechen.“