Interview: „Wer es allen recht machen will, kann nur verlieren“

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Auftragsspitzen

Drängelnde Kunden, gestresste Mitarbeiter und kaum freie Wochenenden – das Arbeiten an und über der Kapazitätsgrenze hat seine Schattenseiten. Tobias Metz, Geschäftsführer von „Mein Coach+Partner“ in Bruchsal, erklärt, wie Chefs Auftragsspitzen bewältigen.

„Nur wenige Chefs wissen, wie viele Stunden ihr Team tatsächlich bewältigt.“ Tobias Metz, Berater in Bruchsal, coacht mit seinem Team bundesweit über 400 Handwerker. - © Metz

handwerk magazin: Ist viel zu tun, leidet in den meisten Betrieben die Organisation. Warum?

Tobias Metz: Leider haben die Chefs bei der Auftragsannahme nur selten im Blick, wie viele Stunden sie mit dem vorhandenen Personal überhaupt bewältigen können. Der Druck von Kundenseite und das Bestreben der Unternehmer, es allen recht zu machen, mündet dann oft ins Chaos.

Was sollen Chefs tun? Aufträge ablehnen?

Sie sollten sich auf ihre Wunschkunden konzentrieren, bei denen sie ihre Stärken einbringen können und mit denen die Zusammenarbeit Spaß macht. Alle anderen Anfragen sollten sie ablehnen.

Ist das nicht schädlich für das Image?

Im Gegenteil. Wenn ich dem Anfrager höflich klar mache, dass ich als Betrieb etwa absoluten Wert auf Termintreue lege, es aber im Moment nicht möglich ist, verbindliche Zusagen zu treffen, dann sind die meisten Kunden dankbar für die Offenheit. Viel schädlicher ist es, etwas zu versprechen, was man doch nicht einhalten kann.

Das klingt logisch, fällt aber den Unternehmern sehr schwer. Kann man das „Nein“-Sagen lernen?

Auf jeden Fall. Im ersten Schritt geht es darum, den Chefs die Angst vor einer Absage zu nehmen und diese dann entsprechend gegenüber dem Kunden zu kommunizieren.

Wie lässt sich der Mitarbeitereinsatz steuern?

Um teure Überstundenzuschläge zu vermeiden, sind Zeitkonten ideal. Allerdings müssen die aufgelaufenen Stunden dann auch in auftragsschwachen Zeiten konsequent abgebaut werden. Vielen Chefs fällt es jedoch schwer, den Abbau anzuordnen, sodass erst zehn Prozent der Betriebe bislang eine echte Jahressteuerung der Arbeitsstunden nutzen.

Ist der Einsatz von Zeit- und/oder Leiharbeitern für Handwerksbetriebe sinnvoll?

Überall dort, wo – wie etwa im Neubau – Standardarbeiten gefragt sind und es nicht so sehr auf den Kontakt zwischen Kunde und Monteur ankommt, kann Zeit- oder Leiharbeit eine Alternative sein. Im Privatkundensektor funktioniert das meist nicht.