Interview: „Wachstum ist für Betriebe lernbar“

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Wachstum

Thomas Hardwig, Doktor der Soziologie, erforschte im Rahmen des Projekts „Wachstum lernen – lernend wachsen“ Wachstumsprozesse in KMU. Inzwischen begleitet er mit seinem Institut KOM.in Unternehmen, die wachsen.

„Es ist von Vorteil, wenn Chefs wichtige Mitarbeiter in die Planung gezielt ein­beziehen.“ Thomas Hardwig, ­Buchautor, Wachstums-experte und Berater aus Göttingen. - © Thomas Dammel

handwerk magazin: Herr Hardwig, worauf kommt es beim Wachstum von KMU an?

Thomas Hardwig: Unsere Forschung hat gezeigt: Wachstum ist ein Lernprozess, den Chef und Mitarbeiter gemeinsam gestalten. Die Akteure müssen lernen, mit neuen, unbekannten Situationen umzugehen. Und dabei kann eine externe Unterstützung helfen. Deshalb haben wir die Methode „Projektlernen“ entwickelt.

Wie gehen Sie konkret im Unternehmen vor?

Meine Kompetenz ist, die richtigen Fragen zu stellen, um die Situation zu analysieren. Dabei hilft mir unser Interventionsmodell, das zum einen vier entscheidende Wachstumsherausforderungen zeigt: Muss der Betrieb Wachstumspotenziale identifizieren oder bereitet er den Prozess bereits vor? Kann er bestehende Potenziale heben oder hat er bereits mit dem Wachstum zu kämpfen? Zum anderen stellt das Modell acht Wachstumshebel dar, die das Unternehmen je nach Situation bewegen muss, um erfolgreich zu wachsen.

Welche Rolle spielt dabei der Lernaspekt?

„Projektlernen“ bedeutet, dass wir die Akteure einbinden, um die richtige Strategie zu erarbeiten. Ein Betrieb für Oberflächenbearbeitung beispielsweise hat unsere Hilfe in Anspruch genommen, um auf zwei Schichten aufzustocken. Gemeinsam haben wir herausgearbeitet, was er dafür benötigt, und Entwicklungsszenarien durchgespielt. Der Chef beschloss, sich beim Tagesgeschäft zurückzunehmen und mehr Aufgaben zu delegieren. Doch dafür musste er zuerst sein Wissen weitervermitteln und ein Kalkulationssystem erstellen.

Inwiefern hat Ihre Begleitung dabei geholfen?

Durch unsere Unterstützung konnte der Unternehmer bereits im Vorfeld Schwierigkeiten herausarbeiten und genügend Zeit für die Vorbereitung einplanen. Er hat zudem den Vorteil erkannt, wichtige Mitarbeiter in die Planung einer längerfristigen ­Veränderung gezielt einzubinden. Denn der Betrieb wird sich auch weiterhin verändern – und dann müssen sie wissen, worauf es ankommt.