Internet per Funk

DSL | Kein Breitbandanschluss an Ihrem Standort? Mit Wimax oder Satelliten-DSL können Sie sich trotzdem einen schnellen Internetzugang verschaffen. Und die Kosten halten sich in Grenzen.

Internet per Funk

Der Bescheid war unmissverständlich. Ein Anschluss der Gemeinde Stubenberg in Niederbayern an das nationale DSL-Netz sei für die nächsten Jahre ausgeschlossen, teilte die Telekom Sabine Steiner mit. „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen“, so die Inhaberin der Kfz-Werkstatt im Ortsteil Fürstberg. „Ohne DSL im Haus wird die Betriebsführung zunehmend schwieriger. Weil immer mehr Lieferanten auf Online-Vertrieb umstellen, können viele Ersatzteile nur noch über das Internet geordert werden“, erklärt die Unternehmerin. Wer sich über ISDN einwählt, verliert viel Zeit, mit einer Datengeschwindigkeit von höchstens 128 kb pro Sekunde ist der Standard 16-mal langsamer als der kleinste Breitbandanschluss. Noch gravierender sind die Folgen beim Gebrauchtwageneinkauf, dem zweiten Standbein von Sabine Steiners Betrieb. „Viele Fahrzeuge werden übers Web versteigert“, berichtet sie. Wer im entscheidenden Moment den Zuschlag bekommen will, muss binnen Sekunden reagieren. Weil das mit ISDN nicht möglich ist, gingen der Kfz-Werkstatt schon viele Kundenaufträge verloren.

Seit wenigen Wochen ist die Handwerksunternehmerin diese Sorgen allerdings los: Eine 20 Zentimeter hohe PC-Antenne dient ihr neuerdings als DSL-Anschluss. Mithilfe des drahtlosen Wimax-Standards kann Steiner jetzt Internet in Breitbandformat empfangen. Eine Basisstation des Telekommunikationsunternehmens Televersa in Töging (Landkreis Altötting) sorgt für die reibungslose Übertragung. „Wir hatten bislang keine Störungen“, freut sich Steiner. Auch die Kosten bleiben im Rahmen: Pro Monat kostet die Flatrate 49 Euro, hinzu kam die Anschlussgebühr.

DSL per Antenne oder Satellit

Sabine Steiner hatte Glück. Stubenberg ist eine der ersten Gemeinden, die Televersa, ein Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Wochenblatt, an sein drahtloses Breitbandnetz angeschlossen hat. Bis Ende 2008 will das Telekommunikationsunternehmen rund 300 Basisstationen bauen und so die flächendeckende DSL-Versorgung von 24 Landkreisen im Osten und Südosten Bayerns ermöglichen.

Ohne das Angebot hätte Steiner nur eine Alternative gehabt – DSL über Satellit. Rund ein halbes Dutzend Anbieter konkurrieren mit ihren Empfangstechnologien, die aber aufwendiger als die Wimax-Hardware sind. Allerdings können Satellitenantennen an nahezu allen Standorten sofort installiert werden. Basisstationen sind nicht nötig. Auch die Tarife sind maßvoll: Die meisten Anbieter werben mit Flatrates unter 50 Euro.

Rund fünf Millionen Bürger können derzeit nicht über einen Breitbandanschluss ins Internet gehen. In über 2200 abgelegen Gemeinden wollen weder die Telekom noch ihre Konkurrenten Kabel verlegen. Dort angesiedelte Betriebe beklagen daher gravierende Wettbewerbsnachteile.

Auf Wimax gesetzt

Die Politik setzte lange Zeit auf Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access). Dieser Übertragungsstandard gilt als vollwertige UMTS-Alternative mit Bandbreiten von 1,0 bis 8,0 MB/s. Neben drahtlosem Webzugang ist Telefonieren übers Internet (VoiP) möglich.

Im Dezember 2006 versteigerte die Bundesnetzagentur für 56 Millionen Euro fünf Wimax-Lizenzen. Den Lizenzbedingungen zufolge müssen Ende 2009 aber erst 15 Prozent und Ende 2011 dann 25 Prozent des Versorgungsgebiets abgedeckt sein.

Der Televersa-Konkurrent DBD (Deutsche Breitband Dienste GmbH), Heidelberg bietet bundesweit Wimax-Leistungen an. Beteiligt ist der Chiphersteller Intel, der ab 2008 spezielle Wimax-Einheiten in Laptops einbauen will. Ab 2009 soll ein Wimax-Chip im Handy mobiles Surfen ermöglichen.

Die Wimax-Infrastruktur ist teuer: Experten rechnen mit rund 500 Millionen Euro Aufstellungskosten für 10000 Basisstationen, plus 160 Millionen Euro Betriebskosten.

Durch dicke Mauern

Eine weitere Variante für nicht-stationäres DSL ist High Speed Downlink Packet Access (HSDPA). Es überträgt bis zu 3,6 Mbit in der Sekunde und kann von den meisten Notebooks mit Windows XP und USB-2.0-Anschluss genutzt werden. Außerdem durchdringt es dicke Mauern, was Wimax manchmal Probleme bereitet.

Die Anbieter von Satelliten-DSL kooperieren mit Betreibern von Astra, Eutelsat und anderen Satelliten. Die Übermittlung zwischen Satellitenantenne und PC funktioniert in der Regel per Richtfunk. Zusätzlich zur „Schüssel“ mit wenigstens 1,20 Metern Durchmesser ist ein spezieller Receiver nötig. Die Übertragungsraten liegen zwischen 1,0 und 4,0 MB/s, VoIP ist ebenfalls möglich. Inklusive Schüssel müssen bis zu 2500 Euro hingelegt werden. Allerdings gibt es subventionierte Angebote sowie Miet- oder Kreditlösungen.

HughesNet hat eine bi-direktionale Lösung entwickelt, die bis zu 2,5 MB/s ermöglicht. Satelliten-DSL könnte so für Betriebe interessant sein, die an externen Einsatzorten Internet benötigen. Stefan Bottler

reinhold.mulatz@
handwerk-magazin.de