Historische Handwerker- Folge 5 Holzvirtuose setzt Standard für Geigenklänge

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Historische Handwerker

Holzvirtuose, Archtiket und Fernrohr-Erfinder stellen wir Ihnen in Folge 5 vor. Antonio Stradivari ist allen bekannt. Burghard Engelberg und Hans Lipperhey kennen wohl nur Insider.

Antonio Stradivari
Schreiner und Geigenbauer. Kunstgeschichtler vermuten, dass die exquisite Ausführung seiner Instrumente auch an seiner Schreinerlehre lag. - © Hi-Story/Alamy Stock Photo

Antonio Stradivari, Holzvirtuose

Er setzte den Standard für den perfekten Geigen-Klang und schuf geniale Kunstwerke. Über fünf Geigen von ihm verfügt die L-Bank in ihrer Kunstsammlung. Auch andere Banken legen sich die Stücke von Stradivari gerne in die Depots. Denn seine Geigen sind die wertvollsten Saiteninstrumente, die es auf dem Markt gibt. Bei Versteigerungen erreichen sie heute mitunter zweistellige Millionenbeträge. Antonio Stradivari wurde wahrscheinlich 1644 in Cremona in der italienischen Lombardei geboren, lernte Geigenbau, manche vermuten – der hohen Qualität seiner Instrumente wegen – davor auch das Schreinerhandwerk. Er experimentierte mit verschiedenen Holzstärken, Lacken, variierte die F-Löcher. Schon zu Lebzeiten galt er als virtuoser Geigenbauer. Ganze Heerscharen von Wissenschaftlern untersuchten in den letzten 50 Jahren den einzigartigen Klang, der als lebhaft und flackernd gilt. Stradivari starb im Dezember 1737 in seiner Heimatstadt. Den Preisboom für seine Werke hat er nicht mehr erlebt. Der begann erst im 19. Jahrhundert.

Burkhard Engelberg, Retter

Burkhard Engelberg
Unternehmer und Krisenmanager Burkhard Engelberg führte zwischen 1490 und 1512 die größte private Steinmetzwerkstatt in Augsburg. - © Tobias-Bild Universitätsbibliothek Tübingen

Planungsfehler sorgten beim Ulmer Münster beinahe für ein Desaster. Bis man ihn holte.Der Westturm neigte sich, die Pfeiler ächzten unter der zu großen Last, erste Risse zeigten sich. Der Bau drohte einzustürzen. Man schrieb das Jahr 1492. Seit 115 Jahren baute man am Ulmer Münster. Ein halbes Dutzend Baumeister hatte auf der Baustelle bereits gewirkt. Um 1392 verfügte Baumeister Ulrich von Ensingen einen höheren Turm (das Ulmer Münster hat mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt) sowie ein höheres Schiff und ließ aufstocken. Doch Struktur und Fundamente waren dafür nicht ausgelegt. Der Augsburger Steinmetz, Architekt und Stadtbaumeister Burkhard Engelberg (* um 1447 in Hornberg; † 12. Februar 1512) sollte es 1492 dann richten – und er nahm harte Schnitte vor. Er verstärkte die Fundamente des Turms, brach die zu schweren Seitenschiffgewölbe ab, teilte die Seitenschiffe durch schlanke Pfeiler und etablierte leichtere Gewölbe. Noch heute ist die Nordwand des Mittelschiffs 27 Zentimeter aus dem Lot.

Hans Lipperhey, Fernrohr-Erfinder

Hans Lipperhey
Exportschlager Die Teleskope von Hans Lipperhey entwickelten sich in Paris und anderen Metropolen Mitteleuropas zu echten Bestsellern. - © Wikipedia/Jacob van Meurs - De vero telescopii inventore (published by Pierre Borel in 1655)

Nach ihm sind ein Mondkrater, ein Asteroid und ein Exoplanet benannt. Sein Leben war eine tragische Geschichte: Der um 1570 in Wesel geborene deutsch-niederländische Brillenmacher erfand 1608 das Teleskop. Am 2. Oktober 1608 bot er dem Rat der holländischen Provinz Zeeland sein „Instrument zum Sehen in die Ferne“ an und erhielt den Auftrag, dieses Instrument anzufertigen. Bereits ein Jahr später wurden in Paris und anderswo in Europa die „Teleskope“ Lipperheys verkauft. Ein Bestseller. Doch ein Patent konnte Lipperhey auf seine Erfindung nicht anmelden. Denn neben ihm erhoben auch der niederländische Instrumentenbauer und Linsenschleifer Jacob Metius aus Alkmaar und der niederländische Optiker Zacharias Janssen aus Middelburg den Anspruch, das Fernrohr erfunden zu haben. Geklärt wurde die Sache zeitlebens nie. Im Jahr 1655 veröffentlichte ein Pierre Borel das Buch „De vero telescopii inventore“ („Über den wahren Erfinder des Teleskopes“). Darin wurde Lipperhey dieses Privileg zugesprochen.