Hilfe leisten mit Malawiwurst

Wohltätigkeit | Gutes tun -- nur wie? Viele Selbständige wollen sich sozial engagieren, kennen aber ihre Möglichkeiten nicht. handwerk magazin stellt drei handwerkerrelevante Aktionen vor.

Nicht wurscht: soziales EngagementFleischermeister Ludger Freese unterstützt durch den Verkauf seiner Malawiwurst den Verein „Hilfe für Malawi e.V.“ in Visbek. - © Tobias Trapp

Hilfe leisten mit Malawiwurst

Zwei Jagdwürste für Afrika, bitte“, ein Kundenwunsch der vermutlich in allen Metzgereien für Verwirrung sorgen würde. Außer in einer: In der Fleischerei Freese wird die Bestellung mit einem strahlenden Lächeln beantwortet: „Sehr gerne -- darf es sonst noch etwas sein?“

Soziales Engagement ist für den Fleischermeister Ludger Freese aus Visbek ebenso selbstverständlich wie Frühstück und Abendbrot: „Wir schlagen uns die Bäuche voll, dabei schadet es gerade uns nicht, ab und zu innezuhalten und an die zu denken, die es nicht so gut haben.“

Branche, Größe, Mitarbeiter, Umsatz -- für wohltätiges Engagement spielt das keine Rolle. Doch es ist nicht leicht, aus der Masse der Spendenangebote das richtige zu wählen. Die Palette reicht von eigenen Aktivitäten bis hin zu Geldspenden. Auch durch die eigene Handwerkertätigkeit ist Gutes leistbar: Behinderten- und Blindenwerkstätten produzieren Artikel, die Handwerker bei ihrer täglichen Arbeit benötigen. Bei aller Wohltätigkeit sei auch Vorsicht geboten, schwarze Schafe lauern besonders gerne unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbedürftigkeit.

Trotz Krise ist die Spendenbereitschaft der Deutschen groß. 2008 wurden 2,45 Milliarden Euro für soziale Zwecke gespendet. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), 2009 rechnet das Institut mit einem Rückgang von nur 2,3 Prozent.

Spenden planen

Wie eine Großinvestition sollten auch Spenden wohlüberlegt sein. Schnellschüsse landen viel zu oft bei Trittbrettfahrern und Betrügern. Denen entkommt Fleischer Freese gänzlich. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins „Hilfe für Malawi e.V.“, den er mit seiner Spezialwurst unterstützt. Der 51-Jährige führt seit 2004 eine Schinken-, eine Jagdwurst und Bierschinken unter dem Label „Malawiwurst“. Abgepackt zu je 300 Gramm gehen sie für 3,30 bis 3,90 Euro über die Ladentheke. Pro Wurst spendet er 30 Cent an den Verein, jährlich zwischen 1200 und 1500 Euro. Geld, mit dem der Verein schon Krankenhausbetten in Malawi bezahlt und eine Schule saniert hat. Bei den Kunden kommt die Wurst so gut an, dass einige sie standardmäßig ihrem Einkauf beifügen.

„Helfen zu wollen ist aber Grundvoraussetzung, um sich zu engagieren“, erklärt Michael Kamphausen, Mitarbeiter des Personalwesens der Arbeitsring Anerkannter Blindenwerkstätten-Schlich GmbH. Vor 78 Jahren durch den blinden Bürstenmacher Franz Billig gegründet, beschäftigt der Arbeitsring heute bundesweit etwa 200 Blinde und hochgradig Sehbehinderte. Qualität und Leistung werden großgeschrieben. Kamphausen weiß, was die Arbeit den Mitarbeitern bedeutet: Verankerung in der Gesellschaft und Anerkennung. Daher wollen sie keine Spenden, sondern ihre Waren verkaufen, das sichert ihre Arbeitsplätze. Handwerker können Werkstätten wie diese unterstützen, indem sie hier ihre Arbeitsmittel kaufen. Trotzdem gilt: Augen auf beim Blindenwarenkauf. Produkte müssen das gesetzlich geschützte Blindenwarenzeichen tragen: Zwei Hände, die sich einer Sonne mit drei Strahlen öffnen. Artikel ohne Signet sollten nur gekauft werden, wenn es sich um Waren handelt, die anerkannte Blindenbetriebe zusätzlich vertreiben dürfen. Die Bundesagentur für Arbeit führt das „Verzeichnis der anerkannten Werkstätten für behinderte Menschen“, zudem muss jede staatlich anerkannte Blindenwerkstatt über eine Anerkennungsurkunde verfügen. Beim Arbeitsring werden Malerpinsel, Bürsten aller Art, Besen, Putz- und Handtücher produziert. „Verglichen mit Baumarktpreisen von Fernost-Artikeln kosten unsere Produkte bis zum Vierfachen“, sagt Kamphausen. Qualitativ und ethisch betrachtet sind die Waren um ein Vielfaches wertvoller. Beispiel Arbeitsbedingungen: Am Produktionsstandort Fernost ist Kinderarbeit allzu oft normal.

Das Wohl von Kindern liegt dem gemeinnützigen Verein „wünschdirwas“ mit Sitz in Köln am Herzen. Seit 20 Jahren erfüllt der Verein schwer-, und oft unheilbar kranken Kindern, Wunschträume, kleine Abenteuer: Malermeister für einen Tag oder einmal im Barbiehotel übernachten. Der Verein setzt auf die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten aus 60 Kliniken und Krankenhäusern sowie Ehrenamtlichen.

Die Wünsche sind realisierbar. So wollte der neunjährige Dustin im Traktorenwerk sehen, wie die Landmaschinen gebaut werden, einer vor 300 Wünschen dieses Jahr. Möglich sind (Online-)Spenden oder Fördermitgliedschaften. Der Verein trägt das Spenden-Siegel des DZI, das derzeit 248 Organisationen als geprüft und empfohlen ausweist. Bei der Siegelvergabe bewertet das Institut beispielsweise Werbung, Mittelverwendung oder Rechnungslegung. Dem Verbraucher dient das Siegel als Orientierungshilfe.

Auf welche Weise das Engagement auch stattfinden soll, der Empfänger sollte zuvor auf Herz und Nieren geprüft werden. Im Verdachtsfall sind die Verbraucherzentralen zu informieren, denn auch das sorgt dafür, dass Hilfe dort ankommt, wo sie wirklich benötigt wird. -

- Iris Stelter

- redakteur@handwerk-magazin.de