So vermeiden Sie Ausbildungsabbrüche im Handwerk

Im Handwerk wird fast jeder vierte Lehrvertrag innerhalb der ersten beiden Jahre aufgelöst. Damit ist das Handwerk trauriger Spitzenreiter. Broschüren, Filme und Computerspiele sollen jetzt helfen, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.

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    Auszubildende, die intensiv vom Betrieb betreut werden, brechen seltener ihre Lehre ab.
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    „Der Umgang mit betrieblichen Hierarchien fällt Jugendlichen oft schwer.“ Thomas Waxweiler, Leiter der Berufsbildungsabteilung der LGH

Hilfe gegen Ausbildungsabbruch

Der aktuelle Bildungsbericht enthält gute Nachrichten: Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist weiter gesunken, die Ausgaben für Bildung stiegen um sieben Prozent - trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.

Aber für das Handwerk ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Wirtschaftsmacht von nebenan liegt ganz weit vorne, was die Zahl der Ausbildungsabbrüche angeht. Die Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH) hat deshalb Materialien herausgegeben, die helfen sollen, Abbrüche zu vermeiden.

Bei Malern und Lackierern endeten 28 Prozent der Ausbildungsverträge bereits in den ersten beiden Jahren, bei Bäckern, Konditoren und Fleischern sogar in jedem dritten Fall. Im handwerklichen Durchschnitt trennen sich 15 Prozent der Azubis und Lehrbetriebe bereits im ersten Jahr, weitere gut acht Prozent kommen im zweiten Jahr dazu. Innerbetriebliche Gründe wie Konflikte mit Meistern oder Ausbildern werden primär als Ursache genannt, aber auch die mangelnde Vermittlung von Lehrinhalten. Viele Jugendliche führen zudem persönliche oder berufswahlbezogene Gründe an, fasst die LGH die Ergebnisse zusammen.

Doch wie kommen die Zahlen zustande? Was sind die Gründe für die hohen Abbrecherquoten? „Der Übergang von der Schule in die betriebliche Berufsausbildung ist für die Jugendlichen ein Systemwechsel, der bei anderen Bildungslaufbahnen deutlich später ansteht und oft weniger intensiv ausfällt“, sagt Thomas Waxweiler, Leiter der Berufsbildungsabteilung bei der LGH.

Der Umgang mit betrieblichen Hierarchien und Anweisungen sei für viele Jugendliche ungewohnt. Umgekehrt falle es Ausbildern im Handwerk oft schwer, sich auf die Jugendlichen einzustellen und ihnen klare Regeln zu vermitteln.

Wirtschaftlich sind Ausbildungsabbrücke nicht tolerabel

Um Betriebe und Ausbilder für den Umgang mit den jungen Leuten fit zu machen und ihre Ausbildungskompetenzen weiter zu stärken, hat die LGH eine ganze Reihe an Materialien und Medien herausgegeben. Damit will die Gewerbeförderungsstelle die Abbrecherquote nachhaltig senken - schließlich seien Quoten von 25 Prozent in Nordrhein-Westfalen wirtschaftlich und menschlich nicht tolerabel.

Den Umgang mit und die Lösung von Konflikten thematisiert die Broschüre „So nicht!“; dazu gehört auch eine DVD mit Filmsequenzen zu zent-ralen Problemen rund um Umgangsformen, Erscheinungsbild und unliebsame Arbeiten. Die Broschüre „Baustelle im Kopf - Ärger im Betrieb? - Tipps für einen motivierenden Umgang mit Auszubildenden“ geht insbesondere auf die persönlichen Schwierigkeiten junger Lehrlinge ein. Es sei eine neue Lebens- und Entwicklungsphase, in der sie ständig mit neuen Herausforderungen und Umbrüchen konfrontiert seien, heißt es bei der LGH. „Baustelle im Kopf - Ärger im Betrieb?“ solle Ausbilder dabei unterstützen, mit dieser Phase konstruktiv umzugehen.

Spannungen abbauen

Auch beim Computerlernspiel „The Skillz“ stehen Verhinderung und Abbau zwischenmenschlicher Spannungen im Fokus - aber mit einem Schwerpunkt auf den interkulturellen Kompetenzen junger Leute. In dem Spiel soll deutlich werden, welche Vorteile es bringt, ein gemischt-kulturelles Arbeitsteam aufzubauen.

Weitere Informationsmaterialien sind „Erfolgreich ausbilden“ für Unternehmen, die erstmals Lehrlinge haben, „Chancen nutzen - Die Ausbildung junger Frauen im Handwerk“ und „Igor, Hülya, Angelos - Tipps für die betriebliche Ausbildung von jungen Menschen mit Zuwanderungshintergrund“. Alle Broschüren sind auf www.ziellauf.de als kostenfreier Download erhältlich oder auf www.lgh.de zu bestellen.