Elementarschutz Haus und Betrieb gegen Sturm und Starkregen richtig absichern

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Die Natur spielt verrückt. Stürme und Starkregen gehören fast zur Tagesordnung. Handwerker sollten jetzt ihren Schutz für die gewerbliche oder private Immobilie um sogenannte Elementar­schäden erweitern.

Hochwasser
Elementarschutz gibt es nur als Baustein im Vertrag. - © ferkelraggae -stock.adobe.com

Stürme und Starkregen flutete diesen Sommer Gemeinden, zerstörte Autos und Häuser. Die Sachschäden im vergangenen Sommer beziffern die deutschen Versicherer auf rund 450 Millionen Euro. So hoch sei die fällige Entschä­digung für versicherte Immobilien, Firmen und Autos, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Anfang Juni mit.

Schäden durch Extremwetterrisiken versicherbar

Trotz der steigenden Risiken durch Sturm und Starkregen haben die meisten Hausbesitzer keinen vollen Schutz gegen Extremwettergefahren. Immer noch sind laut dem GDV bundesweit erst rund 40 Prozent der Haushalte abgesichert. „Historisch sind Wohngebäude in der Regel gegen die Elementargefahren Sturm und Hagel versichert“, sagt Carlos Reiss, Geschäftsführer von Hoesch & Partner in Frankfurt, einem der größten unabhängigen Versicherungsmakler für Privat- und Firmenkunden in Deutschland. „ Erst vor einigen Jahren haben die Versicherer sich bereit erklärt, weitere Elementar- oder Naturgefahren mitzuversichern“, so Reiss weiter.

Elementarschutz nur als Baustein im Vertrag

Den Extra-Elementarschutz gibt es aber nur im Paket. Und zwar für die Wohngebäude- und Hausratversicherung, die für überwiegend gewerblich genutzte Gebäude Inhaltsversicherung heißt. Versichert sind dann Überschwemmungen durch Gewässer oder Starkregen, Rückstau in Kanälen und Rohren, Schneedruck auf dem Hausdach, Erdrutsch, Lawinen, Erdbeben und sogar Vulkanausbrüche.

Niemand kann sich aber nur gegen eine bestimmte Naturgefahr absichern. Damit wollen die Assekuranzen Rosinenpickerei vermeiden. Wer etwa am Fuß eines Berges wohnt, kann sich nicht allein gegen das Erdrutschrisiko schützen, er muss den Gesamtschutz wählen. Neu ist der Schutz gegen Sturmflut, der bisher ausgeschlossen war. Ihn bietet jetzt die Itzehoer Versicherung und der Bremer Versicherungsmakler IAS für Küstenbewohner an. Auch diesen Schutz gibt es nur im Gesamtpaket. „Viele Hauseigentümer haben mehrere Hunderttausend Euro in ihr Haus investiert. Daher ist es nur sinnvoll, wenn man ein paar Hundert Euro für die Absicherung von Elementarrisiken einsetzt“, rät Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl, Vorsitzender des Verbands öffentlicher Versicherer.

Starkregen verursacht die meisten Schäden

Experten beklagen aber immer noch ein Wissensdefizit bei den Kunden. So besteht die Bedrohung durch Hochwasser nicht nur an Flüssen und Seen. Durch den sogenannten Starkregen sind sogar Häuser am Berg gefährdet. Rund 50 Prozent aller Überschwemmungsschäden ­gehen laut GDV auf das Konto von Starkregen. Experten raten Hausbesitzern daher, den Wohngebäudeschutz unbedingt zu prüfen und um den Baustein Elementarschutz zu erweitern. „Wenn Sie Wissenschaftler fragen, dann kann man das Hochwasserrisiko in Deutschland gut ausrechnen“, sagt Versicherungsmakler und Geschäftsführer der Vema-Makler-Genossenschaft Andreas Brunner aus Karlsruhe. Das zeigt sich an den Risiko-Zonen, die die Versicherungswirtschaft für Wohngebäude ermittelt hat: „ZÜRS-Geo” – Zonierungssystem für Überschwemmungsrisiko und Einschätzung von Umweltrisiken.

Handwerker können so die jeweilige Risikozone für ihre Gebäude beim Versicherer erfragen. Die Risikozonen teilt ZÜRS in eins bis vier ein. In den hohen Zonen, drei und vier, ist Versicherungsschutz gegen Überschwemmung oft schwierig oder einfach zu teuer. Außerdem verlangen die Versicherer eine hohe Selbstbeteiligung oder sichern zu einer bezahlbaren Prämie wie der Ergo Konzern aus Düsseldorf nur Großschäden ab. In den niedrigen Zonen eins bis zwei ist der Schutz für Versicherungsnehmer hingegen günstig. Allerdings ist das Risiko hier auch deutlich geringer.

Immobilien mit Elementarschutz versichern

Trotzdem rät Versicherungsexperte Brunner für Gewerbe- und Wohnimmobilien, den Baustein Elementarschutz abzuschließen. Rund 90 Prozent seiner Gewerbekunden sind daher seinem Rat gefolgt und haben den Schutz um das zusätzliche Elementarschadenpaket erweitert. „Für den Gesamtmarkt schätze ich, dass rund 70 Prozent aller Handwerk- und Gewerbebetriebe noch keinen zusätzlichen Elementarschutz für ihre Gebäude haben“, so der Makler.

Wichtig ist für Handwerker vor Abschluss der Police: Wird das Gebäude zu mehr als 50 Prozent privat genutzt, kann es in vollem Umfang über eine private Immobilien- und Hausratversicherung geschützt werden. Bei einem höheren gewerblichen Nutzungsanteil ist für den gewerblichen Gebäudeschutz eine Inhaltsversicherung notwendig. Hinsichtlich der Aufschläge gibt es keine Unterschiede für den privaten und gewerblichen Schutz im Markt. „Je nach Anbieter und Tarif liegt er zwischen acht und 30 Prozent“, stellt Brunner fest.

In der Musterrechnung, bei der der Kunde seine Immobilie zu weniger als 50 Prozent gewerblich nutzt, kostet für das rund 320.000 Euro teure Haus die Erweiterung der Hausrat- und Wohngebäudepolice im günstigsten Fall 137 Euro pro Jahr. Das entspricht einem Aufschlag von rund 24 Prozent für den Elementarschutz.

Versicherungen kündigen Altverträge

Doch die Sache hat einen Haken. Alle Kunden mit Altverträgen erhalten die neueste Tarifgeneration – und das kann richtig teuer werden. Hintergrund: Viele Altverträge in der Wohngebäudeversicherung sind deutlich unterversichert. Vor allem Risiken durch marode Leitungswasserrohre haben in den vergangenen Jahren die Schäden in der Wohngebäudeversicherung nach oben getrieben. Daher sanieren fast alle Anbieter ihre Verträge. Das heißt, sie passen die Preise dem aktuellen Schadenniveau an.

Um die beste Prämie mit Anbietern feilschen

eilweise geschieht das sogar durch systematische Kündigung. Möglich ist laut dem Bundesverband mittelständischer Versicherungs- und Finanzmakler (BMVF) sogar eine Verdopplung der Prämie – hinzu kommt dann noch der Aufschlag für den Extra-Elementarschutz. Hausbesitzer können den Prämienaufschlag möglicherweise durch einen Umstieg zu einem anderen Anbieter etwas abmildern.

„Gehen Sie ruhig vor der Kündigung mit einem Wettbewerbsangebot zum ­alten Anbieter“, rät Makler Brunner Handwerksunternehmern. Viele Assekuranzen würden, um die lukrativen Hausbesitzer halten zu können, ihr eigenes Angebot nachbessern. Bei einem neuen Vertrag sollte man sich dann mit einem optimalen Marktvergleich von einem Versicherungsberater oder Makler weiterhelfen lassen.

Kündigung - So reagieren Sie richtig

Will der Versicherer mehr Geld für den Immobilienschutz, prüfen Sie, ob Sie die Beitragserhöhung durch den Umstieg abmildern oder sich sogar preiswerter versichern können.

  • Versicherungssumme prüfen: Auch ohne Kündigung sollten Sie in regelmäßigen Abständen die Police auf den Prüfstand stellen. Wichtig: Der Schutz oder die Versicherungssumme muss ausreichend sein. Neu- und Umbauten müssen daher eingepreist werden.
  • Neuwertversicherung vereinbaren: Achten Sie darauf, dass die Wohngebäude-police als „gleitende Neuwertversicherung“ oder als Quadratmetertarif vereinbart wird und die Assekuranz einen Unterversicherungsverzicht erklärt. Dann kann bei einem Totalschaden das Haus in gleicher Art und Weise neu aufgebaut werden.
  • Richtig verhandeln: Lassen Sie sich von einem Experten, beispielsweise einem Versicherungsmakler, beraten. Wuchern Sie mit Ihren Pfunden: Werfen Sie bei Verhandlungen privaten und gewerblichen Gebäudebestand in die Waagschale. Denn Immobilienkunden gelten bei den Versicherungen als wertvolle und zahlungskräftige Klientel.