Historische Handwerker- Folge 9 Hans Beck, Playmobil-Erfinder

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Historische Handwerker

Schon als Zehnjähriger bastelte er Spielzeug für seine Geschwister. Der Schuhmacher der Nation startet seine Laufbahn in der Backstube

Hans Beck
Gute Figur: Anstatt Spielzeugautos zu entwickeln, wie sein Chef es forderte, erfand Hans Beck die 7,5 Zentimeter große Playmobil-Figur. - © Playmobil

Hans Beck, Playmobil-Erfinder

Geboren ist er 1929 in Greiz in Thüringen. Seine dort begonnene Lehre als Tischler beendete er nach der Flucht 1948 aus der Sowjetischen Besatzungszone in einem Betrieb in Bamberg. 1958 stellte ihn die Spielzeugfirma „Geobra Brandstätter“ in Zirndorf bei Nürnberg als Entwickler ein. 1971/72 wurde er zum Entwicklungsleiter befördert und bekam den Auftrag, ein Spielzeug zu entwickeln, mit dem das Unternehmen erfolgreich am Markt sein würde. Beck hatte sofort eine Idee: kleine Spielzeugfiguren aus Kunststoff fürs Kinderzimmer: Bauarbeiter, Ritter, Indianer. Das Neue daran: bewegliche Arme und Beine; Hände, die kleine Gegenstände halten können; Gesicht mit Kindchenschema; in der Größe passend für Kinderhände. Für die Nürnberger Spielwarenmesse 1974 baute er einen Mustersatz. „Klicky“ hießen die Figuren zunächst, machten aber dann unter Playmobil Karriere. Die Figuren trafen den Geschmack: Im Herbst 1974 setzte die Firma bereits drei Millionen D-Mark damit um, nur wenige Jahre später wurde sie der umsatzstärkste deutsche Spielwarenhersteller. 2009 starb Beck in Markdorf am Bodensee. Seine Todesanzeige zierte eine Playmobil-Ritterfigur.

Adolf „Adi“ Dassler, Bäcker

Adi Dassler
Rufname wird Weltmarke: Nach seinem Spitznamen Adi und den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens nannte er sein Unternehmen Adidas. - © dpa-sportreport

Der „Schuhmacher der Nation“ startete seine Laufbahn in der Backstube. Es gibt kaum eine berufliche Karriere, die so stark mit dem kollektiven Bewußtsein der Deutschen in der Nachkriegszeit verbunden ist, wie seine. Und es gibt kaum eine deutsche Lebensgeschichte, die so oft erzählt wurde.

Die Fußballschuhe mit Stollen, die er entwickelte und zum „Worldseller“ machte, prägten das Selbstverständnis der Westdeutschen und trugen vielleicht dazu bei, dass die Bundesrepublik nach Faschismus, Weltkrieg und Holocaust durch den Weltmeistersieg 1954 wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen wurde – zumindest in der Wahrnehmung der Bundesdeutschen.

Adolf Dassler, geboren 1900 in Herzogenaurach, war Sohn eines Schuhmachers. Aber nach Abschluss der Schule machte er zunächst eine Lehre als Bäcker. Doch die Backstube machte ihn nicht glücklich. Aus dem Ersten Weltkrieg zurück entwickelte er in der Waschküche seiner Mutter die ersten Sportschuhe aus Leinen. 1920 übernahm er den Betrieb des Vaters . 1925 brachte er die ersten Fußballschuhe mit Stollen und Laufschuhe mit Spikes heraus. Bei den Olympischen Spielen 1936 trugen mehrere Athleten Modelle von ihm. 1954 stattete er als Zeugwart die siegreiche westdeutsche Mannschaft bei der WM aus.

Hans Böckler, Goldschläger

Er gilt als Wiederbegründer der Gewerkschaften nach 1945.

Hans Böckler, Goldschläger
Ein Leben für die Arbeiter. Nach ihm wurde die gemeinnützige Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die Hans-Böckler-Stiftung, benannt. - © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Zwei Mal steckten die Nazis den aktiven Sozialdemokraten und Gewerkschafter Hans Böckler in „Schutzhaft“. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 gegen Hitler musste er untertauchen, da er Kontakte zum Widerstandskreis hatte.

Hans Böckler wird 1875 in Trautskirchen/Mittelfranken als Sohn eines Kutschers geboren. Er wächst in Fürth auf und erlernt das Goldschlägerhandwerk. 1894 tritt er in die SPD und in den Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) ein. Abendkurse der Gewerkschaft bilden ihn in Mathematik und Buchführung. Nach Kriegsende 1945 organisiert Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. 1947 wird er zum ersten DGB-Vorsitzenden in der britischen Besatzungszone gewählt und 1949 bundesweit. Mit der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in München gelingt ihm die Überwindung der gewerkschaftlichen Zersplitterung der Weimarer Zeit.