Handwerkskonjunktur: Wachstum geht weiter

1,5 Prozent Umsatzwachstum für das Gesamthandwerk 2015, bei 86 Prozent aller Betriebe eine gute bis zufriedenstellende Geschäftslage. Das sind die Eckdaten, aber es gibt regionale Unterschiede.

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    © Infografik: Franz Scholz
    Top-Werte im Norden und im Süden Am besten laufen die Geschäfte zurzeit bei Betrieben in den in der Karte mit +++ genannten Handwerkskammern. Auf Länderebene liegen Hamburg und Baden-Württemberg vorne. 90 – 91 87 – 89 84 – 86 82 – 83 Die Zahlen bedeuten: Anteil der Betriebe, die im 1. Quartal 2015 ihre Ge­schäfts­lage mit gut oder befriedigend beurteilt haben. (in Prozent, Quelle: ZDH)
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    Holger Schwannecke
    © ZDH/Stegner
    "Ein Beschäftigungsaufbau wird 2015 im Handwerk ausbleiben", so Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Die Handwerkskonjunktur bleibt in Fahrt. Die ansonsten saisontypische Eintrübung der Geschäftsaktivitäten im Winter fiel gering aus, die weiterhin gute Nachfragesituation bei Geschäfts- und Privatkunden sowie das milde Winterwetter haben dazu beigetragen.

In seiner aktuellen Konjunkturumfrage ermittelte der Zentralverband des Deutschen Handwerks, dass 86 Prozent der rund 24 000 befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend bezeichnen, 91 Prozent erwarten auch für die Zukunft gute oder bessere Geschäfte. Allerdings wurde im ersten Quartal 2015 bei Auftragseingängen, Umsatz und Beschäftigung nicht das außerordentlich hohe Niveau des Vorjahresquartals erreicht. „Auch wenn sich aktuell das gesamtwirtschaftliche Umfeld etwas abkühlt, bleiben wir bei unserer Prognose von einer Umsatzsteigerung um 1,5 Prozent im Handwerk“, erklärte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke bei der Präsentation des Konjunkturberichts. Eine schlechte Nachricht hatte Schwannecke aber doch für seine Zuhörer: „Angesichts der Schwierigkeiten rund um die Gewinnung von Nachwuchs und Fachkräften sowie des vorzeitigen Ausscheidens älterer Beschäftigter wird ein Beschäftigungsaufbau in diesem Jahr ausbleiben.“

Weiterhin prima Klima

Die Geschäftslage in den einzelnen Bundesländern erreicht in etwa das Niveau des Vorjahresquartals. In keinem Bundesland sind deutliche Sprünge der Geschäftslagebeurteilung nach oben oder unten zu verzeichnen. Am besten laufen die Geschäfte in Hamburg und Baden-Württemberg. Verhaltener beurteilen die Betriebe in Berlin, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ihre Geschäftslage (siehe Grafik). Damit hat sich das Handwerk komplett vom früheren Nord-Süd- oder gar West-Ost-Gefälle verabschiedet. Das gilt auch für das vom ZDH abgefragte Geschäftsklima, das, bedingt durch die positiven Erwartungen der Inhaber, auf einem höheren Niveau liegt als die aktuelle Geschäftslage.

Am besten gestimmt sind die Betriebe in Baden-Württemberg, Hamburg und Schleswig- Holstein. Aber auch in Berlin, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland liegt der Geschäftsklimaindikator für das regionale Handwerk noch deutlich über 80 Punkten.

Interessant ist hier, dass es selbst innerhalb der Bundesländer noch Unterschiede bei der Geschäftslage gibt – ein Indiz, dass die Region für den Handwerksbetrieb immer noch entscheidend ist. So hat zum Beispiel die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade für ihre Mitgliedsbetriebe einen Geschäftsklimaindex von 62 Punkten ermittelt, sechs Punkte unter dem Vorjahresniveau. Die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bent–heim gibt einen Geschäftsklimaindex von 89 Punkten an, ein Punkt mehr als der Vorjahreswert. In Baden-Württemberg spricht die Handwerkskammer Heilbronn-Franken von einem verhaltenen Start ins Jahr 2015, die Kammer Karlsruhe meldet für das erste Quartal einen höheren Konjunkturindikator als im Vorjahr.

Unterschiede bei den Branchen

Auch in den einzelnen Branchen des Handwerks hat sich die Geschäftslage unterschiedlich entwickelt. Besser als im Vergleichsquartal ist die Geschäftslage vor allem in den Lebensmittelhandwerken und den Handwerken des gewerblichen Bedarfs. 89 Prozent der Lebensmittelhandwerker berichten von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage, dabei profitiert dieser Handwerksbereich von der weiterhin hohen Konsumfreude der Verbraucher.

Trotz weiterhin hoher Nachfrage nach (energetischen) Sanierungen ist die Lagebeurteilung im Ausbaubereich geringfügig schwächer, ähnlich ist es im Baugewerbe. Den deutlichsten Rückgang bei der Geschäftslage verzeichnen die Kfz-Handwerke, wo vier Prozentpunkte weniger als zuvor von einer zumindest zufriedenstellenden Geschäftslage berichten. Von der guten Industrieauslastung profitieren die Gewerke für den gewerblichen Bedarf, die Geschäftslage legte hier um drei Punkte zu.

Sorge macht dem ZDH, dass der Investitionsindikator zum ersten Mal seit zwei Jahren zurückgegangen ist. Nur 18 Prozent der befragten Betriebe haben mehr für Investitionen aufgewendet, 25 Prozent weniger.