handwerk magazin lieferte die entscheidenden Infos

Firmenversicherungen | Unternehmer können nicht alles wissen. Aber die richtigen Infos zur richtigen Zeit können für einen Betrieb überlebensnotwendig sein, wie das folgende Beispiel einer Bäckerei zeigt.

handwerk magazin lieferte die entscheidenden Infos

Sonntagmittag gegen zwölf. Unternehmerin Michaela Schwichtenberg hatte auf dem Grundstück ihrer Bäckerei noch mal schnell nach dem Rechten gesehen. „Wir produzieren hier vormittags bis acht Uhr und haben das Ladengeschäft bis gegen elf Uhr auf“, erklärt sie. Kurze Zeit später klingelte dann zuhause das Telefon: „Die Bäckerei brennt!“ Die Feuerwehr sei schon unterwegs. „Ich bin sofort zurück. Da stand das Dachgeschoss schon in Flammen“, so die Unternehmerin. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude glücklicherweise menschenleer, auch die Mietwohnung unterm Dach. Über 100 Feuerwehrleute der Nachbarorte von Bispingen in der Lüneburger Heide waren im Einsatz. „In den ersten Stunden habe ich noch gedacht: In der Produktion gibt es einen riesigen Wasserschaden, aber vielleicht kann man das noch irgendwie retten. Als ich dann nach sechs Stunden von außen einige Räume betreten konnte, war eigentlich schon klar: Das hat sich erledigt“, schildert Michaela Schwichtenberg ihre Gedanken an diesem 13. Januar 2008. Noch am Nachmittag wurden sämtliche Kunden und Wiederverkäufer sowie die 30 Mitarbeiter über die Katastrophe und den Produktionsstopp benachrichtigt.

Hilfe und Unterstützung

Als Auslöser des Infernos stellte sich ein Kabelbrand heraus: ein sogenannter Flash-over, der ohne erkennbare Ursache unvermittelt auf großer Fläche ausbricht und sich rasant ausbreitet. Weitermachen oder schließen? Vor dieser Frage stand die 45-jährige Michaela Schwichtenberg nach dem Brand zum zweiten Mal. Das erste Mal war vor vier Jahren, als ihr Mann tödlich verunglückte. Beide hatten den Betrieb acht Jahre zuvor von den Schwiegereltern übernommen, die ihr und den drei Kindern heute 16, 19 und 24 Jahre auch diesmal nach Kräften beistanden.

„Kollegen, Nachbarn, Freunde es waren sehr viele, die mir nach dem Brand Hilfe anboten und Tipps gaben“, sagt Michaela Schwichtenberg. Der entscheidende Hinweis kam von einem Kollegen aus der Kreishandwerkerschaft. „Er habe da neulich einen sehr interessanten Artikel im handwerk magazin gelesen und hat ihn auch gleich gefaxt“, so die Unternehmerin. handwerk magazin berichtete in der Dezember-Ausgabe 2007 (Seite 74) über den Umgang mit der Firmenversicherung im Schadenfall und der Schadenabwicklung mit Hilfe unabhängiger Sachverständiger und auch über Möglichkeit nach einem Brand, einen Notbetrieb einzurichten.

Bereits wenige Tage später saßen sich in Bispingen die Firmenchefin und der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Friedhelm Peter aus Sarstedt gegenüber, von dem in der Ausgabe von handwerk magazin die Rede war.

Versicherung stimmt zu

Dann ging alles sehr schnell. Die Versicherung gab grünes Licht für den Bäckerei-Notbetrieb in einem ehemaligen Supermarkt in der Nachbargemeinde. Die Unternehmerin hat ihn innerhalb eines Monats auf die Beine gestellt und damit ab Juni 2008 bereits wieder die normale Betriebsleistung erreicht. „Unter schwierigsten Bedingungen und mit höheren Kosten hat der Betrieb den gleichen Umsatz wie im Vorjahr erreicht. Das war ein sehr gutes Geschäftsjahr“, sagt Peter, der mit seiner Planungsrechnung auch den zunächst sehr zögerlichen Versicherungssachverständigen von dieser Interimslösung überzeugen konnte.

Eile war geboten. Von den bis dato vier Filialen hatte die Bäckerei aus Bispingen eine schon in der ersten Woche nach dem Brand verloren. „Ein Supermarkt hat Druck gemacht, weil wir nicht so schnell produzieren konnten. So sind die Verträge“, sagt Michaela Schwichtenberg. Abgesprungen waren dann auch bald eine Reha-Klinik sowie zwei Metzgereien als Wiederverkäufer.

Bei einer zeitweiligen Betriebsschließung hätte die Inhaberin zwar nach zwölf Monaten einen blitzsauberen neuen Betrieb gehabt, aber vermutlich keinen Kunden mehr, der ihre Brötchen kauft, so Peter, Spezialist in Sachen Betriebsunterbrechungsversicherung, aus langjähriger Erfahrung. „Man muss in solcher Situation nicht gezwungenermaßen die Beine hochlegen. Es gibt fast immer Alternativen, die man allerdings beim Versicherer erst einmal durchsetzen muss“, sagt der Sachverständige.

„Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie es ohne ihn gelaufen wäre“, sagt Michaela Schwichtenberg rückblickend. „So einen Schadenfall kann man nicht allein abwickeln. Was man bei einem Betriebsunterbrechungsschaden alles bedenken muss das kann ein Laie gar nicht wissen.“ Der Versicherung sei wohl auch sehr schnell klar gewesen, dass sie einen kompetenten Sachverständigen an der Seite habe.

Schwierigste Zeit ist vorbei

Im Februar dieses Jahres ist die Bäckerei am alten Standort im nagelneuen Gebäude schrittweise wieder in Betrieb und damit die schwierige Zeit des Provisoriums zu Ende gegangen. „Wir hatten dort nur ein Viertel unserer vorherigen Backfläche und vor allem keine Kühlung“, so die Unternehmerin. Das hieß, drei Stunden früher anfangen zu backen und bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten, weil alle Teige frisch zubereitet werden mussten. Einigen Mitarbeitern war das zu hart. Bei der Stange geblieben mit überdurchschnittlichem Einsatz sind diejenigen, die wussten: Die Unternehmerin baut wieder auf.

„Inzwischen haben wir ein gutes Team gefunden und möchten in der neuen Produktion noch ein bis zwei verlässliche Mitarbeiter neu einstellen“, sagt die Bäckerei-Chefin, die ursprünglich einmal das Kürschnerhandwerk erlernt und sich über die Jahre in das zweite Arbeitsfeld eingearbeitet hat. „Wir möchten künftig noch traditioneller sowie energiesparender backen.“ Bei der Anschaffung der Maschinen und Öfen gab es insofern ein paar Veränderungen, und das moderne neue Gebäude wird jetzt allein durch die normale Temperatur der Backstube beheizt. Im Verkauf ist ein Café mit 30 Plätzen dazugekommen. Und mit der Neueröffnung einer Filiale in einer anderen Supermarktkette konnte die Bäckerei Schwichtenberg auch wieder neue Kunden gewinnen.

Carla Fritz

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de