Günstige Finanzspritzen

Fördermittel | Existenzgründer benötigen Geld, das sie von ihrer Hausbank oft nur schwer bekommen. Hier helfen Förderbanken sowie Mittelständische Beteiligungsgesellschaften und Bürgschaftsbanken.

Günstige Finanzspritzen

Lothar Helde erfüllt Küchenträume. Im Frühjahr 2007 hat er sich allerdings seinen eigenen Traum erfüllt. Mit seiner Frau Susanne hat er sein neues Küchen- und Badmöbelstudio bezogen. So hat er im Gewerbegebiet von Sasbach am Kaiserstuhl auf einer Gesamtfläche von 3200 Quadratmetern die ganze Firma unter ein Dach gebracht mit Büro, Ausstellung, Lager und Werkstatt.

Helde plant jährlich 250 Küchen in einem Umkreis von 60 Kilometern. Zusätzlich fertigt er Badmöbel. Mit 15 Mitarbeitern erzielte er 2006 einen Umsatz von knapp über zwei Millionen Euro. „Es läuft recht gut“, findet der Firmeninhaber. Die bislang größte Investition sei-
ner unternehmerischen Laufbahn mit 1,3 Millionen Euro netto wäre allerdings ohne die Mitfinanzierung durch die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Baden-Württemberg und die L-Bank (Förderbank Baden-Württemberg) nicht möglich gewesen.

Sicherheiten für die Bank

MBGen und Bürgschaftsbanken gibt es in fast allen Bundesländern (siehe Links am Textende). Sie stellen Beteiligungskapital bereit und übernehmen Bürgschaften. Die MBG Baden-Württemberg zum Beispiel verfügt derzeit über rund 1100 Beteiligungen an Unternehmen im südwestlichen Bundesland mit einem Volumen von über 300 Millionen Euro. Als größtes Institut ihrer Art in Deutschland betreut sie fast 11000 Unternehmen mit einem Kreditvolumen von zwei Milliarden Euro.

MBG-Beteiligungen sind schon bereits ab 50000 Euro möglich und können in Baden-Württemberg aus dem Programm „Existenzgründung“ (bis 250000 Euro) und „Unternehmensnachfolge“ (bis 750000 Euro) zur Verfügung gestellt werden. Für bereits etablierte Unternehmen gibt es die Programme „Expansion/Unternehmenssicherung“, „Innovationen“ und den Risikokapitalfonds für junge, technologieorientierte Firmen, die Beteiligungen bis zu einer Million Euro vorsehen. Hierbei handelt es sich um stille Beteiligungen mit dem Vorteil, dass sich die MBG nicht in die Geschäftsführung einmischt. Somit wird die Eigenkapitalbasis zwar verbreitert, die unternehmerische Unabhängigkeit aber bleibt gewahrt. Ein weiterer Pluspunkt der stillen Beteiligung durch die MBG ist, dass dadurch die Bonität des Unternehmens, also das interne Ratingergebnis und damit die Festlegung der Kreditkonditionen durch die Hausbank, positiv beeinflusst werden kann. Die MBGen engagieren sich bis zu zehn Jahre. Die Rückzahlung erfolgt zum Nominalwert, also in Höhe der geleisteten Einlage. Sicherheiten müssen nicht gestellt werden. Nur bei Kapitalgesellschaften muss der Unternehmer selbst für einen bestimmten Betrag Garantie übernehmen. Die Beteiligungsentgelte setzen sich aus einem Festentgelt und einem gewinnabhängigen Entgelt zusammen.

Bürgschaft

Fehlende oder unzureichende Sicherheiten sind die Haupthindernisse auf dem Weg in die Selbständigkeit. Die Bürgschaftsbanken helfen hier weiter, indem sie fehlende Sicherheiten durch eine Bürgschaftsübernahme gegenüber der Hausbank ersetzen. So übernimmt die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg zum Beispiel Bürgschaften bis zu einer Million Euro, maximal jedoch 80 Prozent der Kredite (Förderkredite der L-Bank, KfW oder Hausbank). Die Laufzeit der Bürgschaft passt sich an die der Kredite an. Bei Bauvorhaben beträgt die maximale Bürgschaftslaufzeit 23 Jahre. Soweit möglich müssen zusätzliche Sicherheiten gestellt werden, die zu bestimmten Anteilen für die Hausbank und Bürgschaftsbank haften. Eine persönliche Mitverpflichtung ist Voraussetzung. Die einmalige Bearbeitungsgebühr von einem Prozent der Bürgschaftssumme wird in der Regel erst bei Genehmigung der Bürgschaft erhoben. Für die Bürgschaft wird eine jährliche Bürgschaftsprovision von 0,8 Prozent der verbürgten Kreditsumme verlangt.

Die Einbindung von MBG, Bürgschaftsbank oder KfW Mittelstandsbank erfolgt über die Hausbank. Dazu muss ein Businessplan vorliegen. Auf Grundlage dieser Unterlagen sowie der Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Persönlichkeit des Unternehmers wird über eine Beteiligung oder Bürgschaft entschieden. Im Fall des Küchen- und Badmöbelstudios Helde vermittelte die Hausbank zusätzlich einen Zuschuss aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum der L-Bank. „Die MBG steuerte 200000 Euro Beteiligungskapital bei“, erinnert sich Susanne Helde und lobt die gute Zusammenarbeit mit ihrem Bankberater.

Kleinstkredite

Ein umfangreiches Paket mit Existenzgründerförderprogrammen bietet die KfW-Bankengruppe (siehe Tabelle). Vergangenes Jahr förderte die KfW Mittelstandsbank den deutschen Mittelstand (Gründungen und bestehende Unternehmen) mit rund 22 Milliarden Euro. Allein an Existenzgründer wurden rund 15000 Kredite mit einem Volumen von knapp 2,2 Milliarden Euro vergeben. Zu Beginn dieses Jahres rief die KfW die Ini-
tiative „Kleiner Mittelstand“ ins Leben, durch die besonders Gründer von Kleinstunternehmen, aber auch junge Mini-Betriebe verstärkt gefördert werden sollen. Dazu wurden die Zinsen in den beiden Gründerprogrammen Start-Geld und Mikrodarlehen um rund 30 Prozent gesenkt. Prompt stieg die Zahl der Anträge um ein Drittel.

Künftig wird die KfW noch stärker als
Risikopartner bei der Finanzierung des Mittelstands auftreten. Seit Juli 2007 bietet sie in ihrem Basisprodukt für Fremdkapital, dem Unternehmerkredit, eine fünfzigprozentige Haftungsfreistellung an. Diese gilt für alle betrieblichen Investitionen von Unternehmen im In- und Ausland, die mindestens seit zwei Jahren am Markt tätig sind. Damit kann sich die jeweilige Hausbank, die den Unternehmerkredit an den Mittelständler ausreicht, das Kreditausfallrisiko zu jeweils 50 Prozent mit der KfW teilen. KfW-Vorstandssprecherin Ingrid Matthäus-Maier stellt dazu fest: „Wir setzen damit ein weiteres Element unserer Initiative „Kleiner Mittelstand“ um und verbessern insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen die Rahmenbedingungen beim Kreditzugang.“

Elisabeth Hauf

gudrun.bergdolt@handwerk-magazin.de



www.kfw-mittelstandsbank.de
www.vdb-info.de