Penible Arbeitsagentur, langsames Landratsamt - trotz aller Hürden eröffnete Rudolf Hipp in Gauting eine Kfz-Werkstatt. Seine Erfahrung kann auch anderen helfen.
Gründung mit Hindernissen
Lehre bei Peugeot in München, 18 Monate Geselle in einer freien Werkstatt, Meisterschule, eigener Betrieb. In dieser flotten Abfolge stellte sich der heute 22-jährige Rudolf Hipp seinen Start in die Selbständigkeit vor. Der Businessplan war erstellt, die Finanzierungsanfrage bei der HypoVereinsbank eingereicht, Räume gefunden. Bald also könnte es losgehen. Dachte er sich, bis er bei der Arbeitsagentur in München den Gründungszuschuss beantragte.
„Die Sachbearbeiterin lehnte ab, weil ich meine Gesellentätigkeit einen Tag vor Beginn der Meisterschule beendet hatte“, berichtet Hipp. „Völlig in Rage brachte mich dann aber ihr zynischer Spruch, ich könne ja Hartz IV beantragen.“ Ähnlicher Frust beim Landratsamt München: Hipp wollte die Werkstatthalle umbauen und einrichten und brauchte die Genehmigung der Baubehörde. „Erst lag mein Antrag zwei Monate bei der Gemeinde, dann ging er ans Landratsamt. Auf Nachfrage beim Sachbearbeiter antwortete dieser lapidar, er komme gerade nicht dazu, ärgert sich der Meister.
Nicht entmutigen lassen
Wie Rudolf Hipp, so geht es vielen Gründern. Sie sind voller Tatendrang und Ideen, sehen sich aber von Behörden oft ausgebremst. „Niemand aber sollte sich hier entmutigen lassen“, rät Alexander Mademann, stellvertretender Leiter der Betriebsberatung in der Handwerkskammer München.
Das war bei Rudolf Hipp auch nicht der Fall. Nach der ersten Aufregung über die Arbeitsagentur machte er seine dreimonatige Projektmitarbeit im Fuhrpark der Adolf Hopf GmbH & Co. KG geltend, die er beim ersten Termin versehentlich nicht erwähnt hatte. Jetzt bekommt Hipp den Gründungszuschuss. Und auch der Sachbearbeiter vom Landratsamt bewegte sich - über sechs Monate nach Abgabe des Bauantrags kam die Genehmigung endlich. Jetzt kann der Jungunternehmer wirklich starten.
Damit andere Gründer nicht die gleiche Erfahrung machen müssen, raten Betriebsberater wie Alexander Mademann, möglichst früh zu planen: „Beim Kfz-Betrieb sollten die jungen Männer und Frauen mit mindestens drei bis sechs Monaten Vorlaufzeit rechnen, aber auch in anderen Branchen sind oft mehrere Monate erforderlich.“ Der Experte empfiehlt daher Gründern, ihre Idee reifen zu lassen, ein rund zweistündiges Gründungsseminar in der Kammer zu besuchen und dann mit einem Betriebsberater zu sprechen. Dieser erstellt mit ihnen einen Maßnahmenplan, der die Schritte der Gründung enthält, berät über Fördermittel, hilft beim Businessplan und bei den Anmeldungen.
Mit dieser Hilfe im Rücken braucht sich kein Gründer mehr einschüchtern zu lassen. Auch nicht von der Arbeitsagentur, wenn es um den Gründungszuschuss geht.
Zweifel ausräumen
Und viele lassen sich von der Behörde auch dann nicht bremsen, wenn es dort Zweifel an der Selbständigkeit gibt. Fast 150000 Gründern bezahlte die Bundesagentur für Arbeit 2010 insgesamt 1,9 Milliarden Euro Gründungszuschuss, deutlich mehr als im Vorjahr. Auch die Bürgschaftsbanken bestätigen die Gründerwelle des vergangenen Jahres. „38 Prozent mehr Gründungen und deutlich höhere Kreditbeträge zeigen, wie stark sich Existenzgründer wieder engagieren“, so Gudrun Bergdolt von der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg in Stuttgart.
Auch Rudolf Hipp profitiert von der Bürgschaftsbank. Seine Hausbank schnürt ihm ein Finanzierungspaket. „Zumindest dieser Teil meiner Gründung lief bis jetzt erfreulich gut“, freut sich Hipp. „Wenn ich nach dem Start noch rund 150 Kunden gewinne, trägt sich mein Betrieb.“