Hobby: Single Malt und Schere

Friseurmeister Jörg Rajewitz kann nicht nur mit der Schere umgehen. Er ist auch ein Experte in Sachen Genuss und bietet in seinem „Café Zuckerland“ neben Torten und Pralinen auch Whisky und Zigarren an.

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    Sein Café erreicht Friseurmeister Jörg Rajewitz vom Salon aus nach drei Kilometern Fahrt durch die Stadt.
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    Rajewitz bietet neben hochwertigen Zigarren auch Whisky-Verkos­tungen in seinem „Café Zuckerland“ an.
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    Sein Friseurhandwerk erlernte der heute 50-jährige Rajewitz in verschiedenen Betrieben im Ruhrgebiet.
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Single Malt und Schere

Es begann in den schottischen Highlands, Anfang der neunziger Jahre. Damals entdeckte Friseurmeister Jörg Rajewitz aus Hattingen während einer ausgedehnten Motorradtour quer durchs Land seine Leidenschaft für das Nationalgetränk der Schotten: den Whisky. „Nach ein paar Tagen wurde das Wetter typisch britisch, plötzlich unangenehm“, sagt Rajewitz. „Deshalb sind mein Begleiter und ich nach jeder Etappe abends noch zum Aufwärmen im Pub eingekehrt, um einen Whisky zu trinken.“ Seitdem ist Rajewitz großer Fan des schottischen Single Malt, aber auch andere Whiskysorten haben es ihm angetan – davon gibt es immerhin knapp 500. Das hochprozentige Fassgetränk ist indes nicht die einzige Leidenschaft des Friseurmeisters.

Eine gute Zigarre gehört dazu

Er sei ein Genussmensch, sagt Rajewitz über sich selbst. Denn neben einem guten Whisky weiß er ebenso hochwertige Zigarren und gutes Essen zu schätzen. All diese Vorlieben hat er vor zwei Jahren gebündelt und in ein zweites Standbein investiert: Neben seinem Friseursalon im Hattinger Stadtteil Blankenstein, den er gemeinsam mit Co-Chefin Sarah Richter führt, betreibt Friseurmeister Rajewitz seit 2011 das „Café Zuckerland“. Direkt nebenan. Wer mag, kann dort nach dem Styling oder Haareschneiden noch auf einen Kaffee und ein Stück Torte vorbeischauen. Auch Suppe, Kaltgetränke und Zigarren hat Rajewitz im Angebot – und natürlich Whisky. Die Idee, sich nicht nur um die Haare, sondern auch um das leibliche Wohl seiner Kunden zu kümmern, hatte Rajewitz schon vor 25 Jahren. Damals arbeitete er in Lübeck, kurz nach der Meisterprüfung. „Dort habe ich in einem Szenesalon gearbeitet, der Friseur und Café in einem war“, sagt Rajewitz. „Seitdem wollte ich so etwas auch auf die Beine stellen, es passt ja auch zu mir und meinen Interessen.“

  • Vita: Jörg Rajewitz
  • Jörg Rajewitz wurde 1963 in Hattingen bei Bochum geboren. Zunächst arbeitete er im Ruhrgebiet, machte dann seinen Meister und zog anschließend nach Lübeck. 1988 ­eröffnete er dann ­seinen ersten eigenen Friseursalon in der Heimatstadt.

Persönliche Note bei den Rezepten

1988 eröffnete er sein erstes Geschäft in Hattingen, damals noch in der Innenstadt. Nach dem Umzug nach Blankenstein seien die Café-Pläne dann immer konkreter geworden, sagt Rajewitz. Mittlerweile schauten im Café längst nicht mehr nur Kunden nach dem Frisieren, sondern wochenends auch mal ganze Touristengruppen vorbei.

Rajewitz und Co-Chefin Richter stecken viel Zeit und Herzblut ins „Zuckerland“, bedienen die Kundschaft weitgehend selbst. Sämtliche Rezepte für Kuchen, Torten und Suppen auf der Speisekarte stammen vom Friseurmeister persönlich, „über die Jahre erprobt“, wie er sagt. Eine Konditorin stellt die Torten und Kuchen nach seinen Rezepten her, die Suppen liefert ein Koch, mit dem Rajewitz zusammenarbeitet.

Der Pralinenclub, ein Unternehmen aus Südlohn im Münsterland, liefert außerdem Pralinen von wechselnden Chocolatiers aus Deutschland. Mittlerweile, sagt Rajewitz, sei das Café eine ernstzunehmende zweite Einnahmequelle, auf die er nicht mehr verzichten möchte.

Verkostungen für Genießer

Neben den kulinarischen Genüssen lockt auch der Whisky viele Gäste an. Über die Jahre hat der Friseurmeister sich nicht nur eine große Expertise in Sachen Whisky und eine respektable private Sammlung angeeignet. Gemeinsam mit einem Kompagnon bietet er auch alle paar Monate Whiskyproben, sogenannte Tastings, für Freunde des hochprozentigen Fassgetränks an. Diese finden meist im „Café Zuckerland“ statt, alle paar Monate aber auch auswärts – auf Märkten, Messen oder Feiern, mit wechselndem Publikum. „Meist kommen um die 25 Personen“, sagt Rajewitz. Pro Tasting werden sechs Sorten verkostet, ausgewählt von Rajewitz. Das komme gut an, sagt er. Überhaupt, Whisky sei seit einigen Jahren wieder im Trend, genau wie andere kostspielige Genussmittel. „Man will sich halt wieder etwas gönnen.“

Für die kommenden Monate hat der Friseur­meister noch große Pläne. In naher Zukunft wollen Rajewitz und sein Geschäftspartner mit dem Verkauf einer eigenen Whiskysorte beginnen. Dieser reift bereits in einem 20-Liter-Fass heran. Im Jahr 2015 soll es dann los­gehen mit dem Verkauf der hauseigenen Whiskysorte. Einen passenden Namen hat Rajewitz schon gefunden. Er hat „Burg Blankenstein“, den Namen der überregional bekannten Burg in Hattingen-Blankenstein, ins Gälische übersetzt: „Caiestal bàn Carraig“ wird sein Whisky letztendlich heißen.

Alles unter einem Dach

Passend dazu tüftelt er gemeinsam mit dem Pralinenclub auch schon an einem Rezept für ein eigenes Shortbread: Das sind stark butterhaltige Kekse, die man in Großbritannien gern zum Tee isst. „Der Clou bei meinem Shortbread ist aber, dass es sowohl zu Tee und Kaffee als auch zu Whisky passen soll“, sagt Rajewitz. Ein echter Genuss-Allrounder also, genau wie der Friseurmeister selbst. Der ist vor ein paar Jahren im Dachgeschoss des Hauses eingezogen, in dem sich sein Friseursalon und das „Café Zuckerland“ befinden.

Ungemein praktisch – und auch notwendig, findet Rajewitz: „Ohne diesen kurzen Arbeitsweg wäre der Alltag zwischen Café, Friseurtätigkeit und Whiskytastings gar nicht zu stemmen.“