Gleiche Beiträge für Mann und Frau

Unisextarife Bald sind einheitliche Versicherungstarife für beide Geschlechter Pflicht. Auswirkungen hat das auf verschiedene wichtige Policen für Männer und Frauen - was Sie dazu wissen sollten.

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    Umverteilung durch einheitliche Tarife: Die unterschiedlichen Prämien für Männer und Frauen müssen zu einer einheitlichen Prämie verbunden werden. Die Folge: steigende Beiträge.
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    „Niedrigere Prämien für junge Männer wird es nicht geben.“Uwe Schuhmacher, Vorstandsvorsitzender der Direct Line Versicherung.
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    Männer und Frauen sind gleichberechtigt - in der Versicherungswirtschaft gilt das Grundgesetz erst Ende 2012.

Gleiche Beiträge für Mann und Frau

Ab Ende des Jahres sind Männer und Frauen bei Versicherungsverträgen gleichgestellt. Das heißt, gleiche Leistung zum gleichen Preis für beide Geschlechter. Unterschiedliche Beiträge, wie derzeit noch üblich, sind künftig nach einem Urteil des europäischen Gerichtshofes verboten. Bisher zahlen Frauen für verschiedene Policen oft eine höhere Prämie als Männer. Künftig soll es Mischtarife geben. Das hat dann, je nach Versicherungssparte und Geschlecht, unterschiedliche Auswirkungen auf die neuen Tarife.

Handwerker sollten ihre Versicherungen bis Ende des Jahres überprüfen. Vieles spricht dafür, dass Männer zum Beispiel mehr für die Berufsunfähigkeitsversicherung, eine private Rentenpolice oder die private Krankenversicherung zahlen müssen (siehe Kasten unten).

Wer 2012 noch handeln sollte

Ein Abschluss vor Jahresende kann sich also für Handwerker lohnen. Für Frauen ist dagegen der Abschluss einer Risikolebensversicherung eine Überlegung wert. handwerk magazin gibt einen Überblick, bei wem in den nächsten Monaten in Versicherungsfragen Handlungsbedarf besteht. Von Veränderungen durch die neuen Unisex-Tarife sind vor allem Lebens-, Renten- und Kranken- versicherungen betroffen. Der Hintergrund: Frauen leben im Schnitt länger. Laut dem statistischen Bundesamt wird ein heute 40-jähriger Mann im Schnitt nur etwas über 78 Jahre alt. Demgegenüber hat eine gleich alte Frau eine Lebenserwartung von über 83 Jahren.

Wer länger lebt, der bekommt auch länger Zahlungen aus den privaten Renten- oder Lebensversicherungen. Daher ist die Rentenversicherung für Frauen bisher teurer.

Ähnliches gilt für die private Krankenversicherung. Neben der längeren Lebenserwartung kommen hier noch höhere Krankheitskosten hinzu. Denn Frauen gehen laut dem Verband der privaten Krankenversicherer deutlich häufiger zum Arzt als Männer.

Streit über neue Tarife droht

Nach Musterrechnungen von handwerk magazin zahlt eine Frau derzeit in der privaten Krankenversicherung im Schnitt 1285 Euro im Jahr mehr als ein Mann. Das könnte sich aber mit den neuen Unisextarifen ändern: Würden die Gesellschaften zum Beispiel nur für neue Verträge einheitliche Tarife einführen, würden schnell alle Frauen, die bisher ja deutlich mehr zahlen, in einen solchen günstigeren Tarif umsteigen. Daher soll ab Dezember 2012 auch für alle Privatpatienten ein Unisextarif gelten. „Dafür hat sich der PKV-Verband klar ausgesprochen“, sagt Roland Weber, Vorstand bei der Debeka Versicherung.

Denn damit bleibe die Erhöhung für bereits privat versicherte junge Männer überschaubar und ältere Frauen müssten auch nicht mehr bezahlen. Dennoch dürfte es in der privaten Krankenversicherung rund um die Unisextarife noch viel Ärger geben. „Es ist nicht auszuschließen, dass sich ein neuer Einheitstarif in der Privaten Krankenversicherung am Gesundheitsrisiko der Frau orientiert“, sagt der Versicherungssachverständige Peter Schramm aus Kronberg im Taunus. Das heißt, die Beiträge würden für alle Privatversicherten steigen. Vor deutlichen Preissteigerungen in der privaten Krankenversicherung könnte den Kunden aber der Wettbewerb unter den verschiedenen Gesellschaften schützen. So ist es durchaus möglich, dass sich die Tarife auch auf einem niedrigen Preisniveau einpendeln, um die Kunden weiter zu halten, wie Experten vermuten.

Besser stehen Frauen noch bei der Risikolebensversicherung da, weil ihr Unfallrisiko geringer ist als bei Männern. Hier zahlen Frauen aktuell monatlich 61 Euro weniger als ihre versicherten Kollegen. Mit Einführung der Unisextarife könnten die Preise für Frauen bis zu 30 Prozent anziehen (siehe Grafik Seite 66).

Gleichberechtigung bei den Kfz-Policen

In der Kfz-Versicherung herrscht schon länger Gleichberechtigung: Hier zahlen Frauen ab 25 Jahren gleiche Beiträge wie Männer. Nur junge Frauen fahren besser als ihre Altersgenossen, so die Anbieter. Das wird sich mit den neuen Unisextarifen nicht ändern. „Denn Prämiensenkungen für junge Männer wird es nicht geben“, so Uwe Schuhmacher, Vorstandsvorsitzender der Direct Line Versicherung.

Dennoch ist die Versicherungsbranche mit den neuen Unisextarifen nicht zufrieden und droht damit, dass Unisextarife zu höheren Preisen führen werden. So müssten laut GDV die Unternehmen Sicherheitszuschläge einkalkulieren, da sie nicht wüssten, welcher Anteil die Geschlechter in ihrem Neugeschäft haben werden. Diese Unsicherheit würde das Risiko erhöhen.

Dass es aber auch ganz anders kommen könnte, zeigt die Riester-Rente. Seit 2006 gibt es hier Unisextarife. Die Versicherungsbranche sagte damals voraus, dass Männer wegen der höheren Beiträge keine Policen mehr abschließen würden. Doch die Umstellung hat nicht geschadet: Mittlerweile gibt es 15 Millionen Verträge.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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