Gift für das Handwerk

Dioxin Der Skandal hat Verbraucher wie Betriebe verunsichert. Welche Auswirkungen die Futtermittelpanscherei auf die Nahrungsmittelgewerke hat und wie Unternehmen damit umgehen.

Gift für das Handwerk

Konrad Sedlmeir informierte seine Kunden sofort: An der Ladentheke und auf seiner Homepage. Obwohl seine Metzgerei vom Dioxinskandal gar nicht betroffen ist. „Die Kunden haben aber nachgefragt, zwar weniger wegen des Fleisches, aber wegen der Eier“, erzählt der Metzgermeister aus München. Er beantwortet Fragen gerne. Seine Produkte kommen von Bauern aus der Region, die ihr Futter größtenteils selbst anbauen. „Außerdem habe ich mir von allen Fleischlieferanten bestätigen lassen, dass kein verseuchtes Tierfutter verwendet wurde.“

Der Futtermittelskandal hat Verbraucher verunsichert. Handwerksbetriebe mussten deshalb die Kunden stärker über die Herkunft ihrer Waren aufklären. Um noch gezielter informieren zu können, wollen sich die Verbände der Lebensmittelhandwerke nun „stärker abstimmen“. Damit zukünftig die Krisenkommunikation bei Skandalen besser funktioniert. Die Regierung hat indes einen Aktionsplan erarbeitet.

Verseuchte Lebensmittel im Handel

Der Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch in Uetersen in Schleswig-Holstein hatte Altfette, etwa Frittierfett, für die Produktion von Tiernahrung genutzt. Als ein Mischfutterhersteller aus Niedersachsen zu hohe Dioxinwerte entdeckte, flog die Panscherei auf. Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit begann Ende Dezember Höfe zu sperren und den Verkauf von Eiern aus Betrieben zu stoppen, die dieses Futter verwendet hatten. Anfang Januar wurde das ganz Ausmaß sichtbar: 3000 Tonnen Fett mit dem hochgiftigen Dioxin sind wahrscheinlich ins Futter von Legehennen, Geflügel und Schweinen gemischt worden. Von diesen belasteten Lebensmitteln ist einiges in den Handel gelangt. Zwölf Bundesländer waren betroffen, rund 4700 Höfe gesperrt. Agrarministerin Ilse Aigner reagierte mit einem Aktionsplan; der sieht unter anderem vor, dass Futterfette nicht mehr in denselben Anlagen hergestellt werden dürfen wie Stoffe für die Industrie. Private Labore, die Lebensmittel oder Futtermittel untersuchen und dabei bedenkliche Mengen an giftigen Stoffen feststellen, müssen diese Ergebnisse künftig melden. Zudem werden die Behörden verpflichtet, diese zu veröffentlichen.

Krisenmanagement verbessern

Manfred Rycken, Präsident des Fleischerverbands, steht hinter den Plänen: „Wir tragen den Aktionsplan mit und hoffen natürlich, dass diese Maßnahmen auch greifen, insbesondere vor dem Hintergrund der föderalen Strukturen in der Lebensmittelüberwachung.“ Schließlich seien es die Handwerksbetriebe, die den Kunden alles erklären müssten, und das haben sie in den vergangen Wochen auch getan.

Unterstützt wurden sie dabei von den Verbänden. Der Fleischerfachverband riet seinen Mitgliedern beispielsweise, sich von den Lieferanten Nachweise geben zu lassen, insbesondere über die verwendeten Futtermittel. Zudem hielt er Betriebe auf dem Laufenden und gab Tipps für den Umgang mit Fragen von Kunden und der Presse. (siehe Kasten) Auch der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks reagierte zügig: „Wir haben an unsere Innungsbetriebe unverzüglich eine Liste mit den belasteten Ei-Chargen geschickt“, so Hauptgeschäftsführer Amin Werner.

In Zukunft wollen sich die Verbände jedoch besser aufeinander abstimmen. Das hat eine Arbeitsgemeinschaft, ein Zusammenschluss der Verbände, darunter der Deutsche Fleischerverband und der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks, Ende Januar in Berlin beschlossen. Die Qualität der Produkte sei schließlich in Ordnung. Das wüssten die Verbraucher auch, ist sich Metzgermeister Konrad Sedlmeir sicher: „Die Kunden haben Vertrauen zu uns.“

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Die Gefahren des Dioxins

Fotos: Chronik
des Skandals