Zweiradkonzept Bambus für belastbare Bikes

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Geschäftsideen

Die Berliner Fahrradtüftler von Ozon Cyclery bieten Workshops an, in ­denen die Kunden eigene Bambusräder bauen.

Ozon Cyclery nutzt für die Fahrradrahmen Bambus sowie Faserverbundstoffe als Material. - © David Breun

Das Konzept

Stefan Brüning geht immer gern zur Arbeit. Der Grund dafür: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Gemeinsam mit einem Freund führt der ehemalige Orthopädietechniker das Unternehmen Ozon Cyclery in Berlin. Hier können Kunden entweder speziell für sie angefertigte Fahrräder in Auftrag geben – oder diese gleich selbst bauen. Jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag bieten die Unternehmer Workshops an. Die Besonderheit: Es handelt sich nicht um 08/15-Velos, sondern um Räder aus Bambus.

„Der größte Vorteil von Bambus ist, dass er keine Nachteile hat“, erklärt Brüning. Das Material sei relativ leicht, aber trotzdem sehr verbindungssteif und deshalb für die Herstellung von Rädern geeignet. Außerdem zählen Witterungsbeständigkeit sowie die vibrationsdämmenden Eigenschaften zu den Vorzügen. „Zusätzlich sind unsere Räder noch etwas grüner unterwegs“, ist sich Brüning sicher. Trotz der Faserverbundstoffe, die als Verbindungsstücke genutzt werden. Denn bereits beim Wachsen bindet Bambus CO2, während Metalle energieintensiv hergestellt werden müssen.

Die Umsetzung

Begonnen haben der Orthopädietechniker Brüning und der Industriedesigner Daniel Vogel-Essex 2009 mit einer Fahrradwerkstatt für handelsübliche Rennräder. In den BLO-Ateliers, einer Künstlergemeinschaft im Osten Berlins, fanden sie günstige Räume dafür. Schon nach kurzer Zeit kam Vogel-Essex auf die Idee, auch Fahrräder aus Bambus herzustellen. Der Gedanke selbst ist kein neuer: Seit Jahrhunderten wird Bambus als Baumaterial verwendet und schon in den 90er-Jahren machte ein Kalifornier Räder aus der Süßgrasart populär.

Die Herausforderung für Brüning und seinen Kollegen war aber, eine eigene Herstellungstechnik zu entwickeln. Sie tüftelten an Bauformen sowie Verbindungsmaterialien und ließen die Prototypen von Fahrradkurieren testen. Das Ergebnis: Die Bambusbikes hielten länger als ihre handelsüblichen Artverwandten.

Zwei Jahre dauerte diese Phase, während der die Jungunternehmer auch noch ihre eigentlichen Jobs ausführten. Um die Werkstattmiete und das Material zu bezahlen. Für die erste große Anschaffung – eine knapp 300 Euro teure Bambuslieferung – legten sie zusammen.

Der Erfolg

Inzwischen zählen die Bambusbikes der Berliner nach eigener Einschätzung zu den besten der Welt. Die meisten Kunden bauen ihre Räder selbst und sparen etwa 1 000 Euro. Dafür sind die Workshops gut besetzt und oft sogar überfüllt. 2013 nahmen insgesamt etwa 60 Kunden an den Arbeitsgruppen teil – diese Teilnehmergrenze wurde 2014 bereits im Juni erreicht.

Ein Grund für den Andrang sieht Brüning in der speziellen Herstellungstechnik der Bambusbikes von Ozon Cyclery. Sie macht es auch unerfahrenen Kunden möglich, ihre Fahrräder selbst zu bauen. Sogar aus Japan kamen schon Teilnehmer extra für ein verlängertes Workshop-Wochenende angereist. „Und wenn die uns dann als ‚die Besten‘ loben, ist das einfach nur cool“, freut sich Brüning.