Vermögensaufbau Geldanlage: Was der Robo-Advisor kann

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Vermögensberater sich wichtige Ansprechpartner bei einem geordneten Vermögensaufbau. Für ihre Leistung bekommen sie eine Gebühr. Wer sparen will, sollte über Robo-Advisor nachdenken - und sie kritisch hinterfragen.

Robo-Advisor ersetzen den Finanzberater
Robo-Advisor können die Geldanlage günstiger machen. Doch sie haben auch Nachteile. - © Montri-stock.adobe.com

Finanz- und Vermögensberater analysieren Märkte und treffen Anlageentscheidungen nach den Vorgaben ihrer Kunden. Ihre Leistung kostet natürlich Geld: Bis zu 150 Euro pro Stunde nehmen die Experten für ihren Rat (Honorarberatung) oder sie nehmen einen Anteil der Anlagesumme - ab 0,75 Prozent. Andere Vermögensberater kassieren Provisionen für die Vermittlung bestimmter Fonds von den Fondsanbietern. Und Bankberater bieten gerne hauseigene Fonds an. Das sieht zwar erstmal günstiger für den Anleger aus, aber er weiß nicht, ob er wirklich den für ihn besten Fonds empfohlen bekommen hat, oder doch eher den Fonds, bei dem der Berater die höchste Provision vereinnahmt. Das kann viel teurer sein, als einen unabhängigen Berater zu bezahlen.

So wirken die Kosten auf den Ertrag

Immer gilt: Hohe Kosten bei der Geldanlage schmälern die Rendite - und das langfristig. Dabei wirken nicht nur die Abschlusskosten sondern auch die laufenden Gebühren der Fonds negativ auf die Wertentwicklung. Ein Beispiel der Stiftung Warentest zeigt, wie stark die Wirkung von Gebühren auf die Wertsteigerung einer Kapitalanlage ist: Der MSCI Wold Index ist seit 1969 von 100 Punkten bis Mai 2019 auf 2626 Punkte gestiegen. Zieht man die Kosten ab, sieht das Ergebnis anders aus: Bei Fondskosten von 0,5 Prozent liegt der Endstand bei 2050 Punkten, bei 2 Prozent jährlichen Kosten nur bei 968 Punkten. Es ist also nur folgerichtig, dass Anleger nach gutem Rat für günstiges Geld suchen.

Was Roboter können und kosten

Als Alternative zur herkömmlichen Anlageberatung werden zunehmen Robo-Advisor für die Geldanlage genutzt. Dabei übernimmt eine Software, der Robo-Advisor, die Tätigkeit eines traditionellen Bank- oder Finanzberaters. Sie analysiert das Vermögen des Anlegers, seine Risikoneigung und sein Anlageziel sowie die Anlagedauer. Aus diesen Angaben definiert der Robo-Advisor dann das passende Depot. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Robo Advisorn: aktive und passive. Wer einen aktiven Robo-Advisor wählt, erhält eine Umschichtung seines Depots, wenn sich die Marktlage ändert. Bei einem passiven Robo-Advisor bleibt die Depotstruktur so, wie sie festgelegt wurde.

Die Maschinen haben 2019 sehr gute Renditen erzielt. Im Echtgeld-Test von Brokervergleich.de wurden 14 Anbieter getestet, die Wertsteigerungen zwischen +11,8 und +17,8 Prozent für ihre Anleger erzielten. Im Durchschnitt lag das Ergebnis der Robo-Advisor bei +14,65 Prozent.

Wer sich für einen Robo-Advisor als Anlageberater entscheidet, kommt bei den Beratungsgebühren meist günstiger weg. Diese Kosten fallen an:

  • Verwaltungskosten: Die Anbieter verlangen für die digitale Portfolioverwaltung Gebühren. Sie werden üblicherweise in Prozent und für den gewünschten Anlagebetrag angegeben. Oft liegen die Kosten zwischen 0,75 Prozent und 1 Prozent. Manche Anbieter sind aber auch teurer.
  • Fondskosten: Gebühren kosten auch die Fonds, in die der Robo das Geld der Kunden investiert. Dabei gilt: Passive Indexfonds - sogenannte ETFs - sind günstiger als aktive Fonds.
  • Transaktionskosten: Der Kauf und Verkauf von Finanzprodukten schlägt ebenfalls zu Buche. Die Depotbanken erheben meist Handelsgebühren, die Börsenplätze ebenfalls. Je öfter ein Robo-Advisor umschichtet, desto mehr fällt das ins Gewicht.
  • Sonstige Kosten: Manchmal können auch Änderungen der Anlagestrategie oder Dienstleistungen wie die Ausstellung einer Bescheinigung kostenpflichtig sein. Über solche Kosten sollten die Anbieter transparent informieren.

Diese Robo-Advisors gibt und so gut haben sie in 2019 gearbeitet

Die Online-Geldverwalter liegen im Trend - 2018 verwalteten sie bereits 2,8 Milliarden Euro an Kundengeldern – mit steigender Tendenz. Zu den führenden Robo-Advisors gehören Bevestor, Cominvest, Easyfolio, Fintego, Ginmon, Growney, Investify, Kapilendo, Liqid, moneyfarm, Pixit, Quirion, Robin, Scalable, Solidvest, Visualvest, Warburg Navigator, Whitebox und Wüstenrot. Die Nachrichten-Seite biallo.de hat die Wertentwicklung von Robo-Advisors für das Jahr 2019 untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass alle von ihr erfassten Anbieter Kursgewinne erzielten. "Die besten Anbieter im Performance-Vergleich konnten sogar in der defensiven Strategie zweistellige Zuwächse verzeichnen. Hauptgrund war das äußerst positive Marktumfeld sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen", so die Autoren. Und auf der Seite brokervergleich.de können Anleger sehen, wie erfolgreich die einzelnen Anbieter gewirtschaftet haben.

Robo-Advisor haben Vorteile

Die Vorteile für den Anleger: Der Zeitaufwand ist relativ niedrig, da die 'Beratung' zu jederzeit online erledigt werden kann. Vorteilhaft ist auch, dass der Roboter das Portfolio bei Marktveränderungen automatisch anpasst und dass die Anlageentscheidung versachlicht wird.

... und einen wesentlichen Nachteil

Die Nachteile zeigen sich in der Krise: Zwar reagiert der aktive Robo-Advisor durch Umschichtung, aber Anleger erhalten meist keinen Hinweis auf Kursrückgänge - sie bekommen den Börsenverlaufnicht mit, wenn sie sich nicht aktiv darum bemühen. So verpassen sie auch die Chance auf einen Strategiewechsel, wenn die Börse in eine Krisenphase eintritt. Denn der aktive Robo-Advisor schichtet zwar um, aber er ändert nicht die grundsätzliche Strategie.

Worauf Anleger achten sollten

  • aktiv oder passiv - was soll Ihr Robo-Advisor können?
  • einfach Benutzeroberfläche zur Kontrolle der Wertentwicklung und Kommunikation mit dem Anbieter
  • volle Kostentransparenz
  • nicht jeder Robo-Advisor ist für kleinere Anlagesummen offen oder bietet Sparpläne an
  • nicht jeder Robo-Advisor erfüllt Sonderwünsche, wie Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien oder Ausschluss von unerwünschten Unternehmen, wie etwa Waffen oder Chemie
  • vor der Entscheidung für einen Robo-Advisor, lohnt der Blick auf den Gewinn, den die Anbieter in der Vergangenheit erwirtschaftet haben.

Fazit

Ein Robo-Advisor kostet nicht immer weniger als ein Finanzberater. Dem Vortei der versachlichten Anlageentscheidung durch den Robo-Advisor stehen die fehlenden Zusatzleistungen entgegen, die ein Finanzberater liefern kann. So etwa den persönlichen Kontakt, die Beratung zu Versicherungen, staatlicher und betrieblicher Altersvorsorge, Immobilien und Finanzierungen. Ein Robo-Advisor ist beim Vermögensaufbau daher eher eine Ergänzung als eine singuläre Lösung. Tipp: Anleger von Robo-Advisors sollten die Börsenentwicklung im Blick behalten und sich regelmäßig eine Zweitmeinung einholen.